Mit einer Lasershow ins Uni-Jahr 2012
Sanfte Klassik-Töne erklangen, illuminierte Sternchen schwebten durch die Aula, bevor der Blick der gut 400 Gäste bei der Lasershow dort haften blieb, wo er an diesem Abend hingehörte: von der Weltkugel über Europa nach Deutschland, in Richtung Nordrhein-Westfalen und schließlich - umrahmt von einem musikalischen Paukenschlag - in Münster. Die Buchstaben WWU hießen die Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft herzlich willkommen zum Neujahrempfang der Universität im münsterschen Schloss.
Diesem farbenfrohen Entree folgte ein bunter Start ins Jahr 2012 mit feierlichen Auszeichnungen, unterhaltsamen Reden und mehreren Kurzfilmen. Die Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU), Prof. Dr. Ursula Nelles, blickte zurück auf das ereignisreiche Vorjahr und ließ Universitäts-Themen und -Erfolge Revue passieren wie beispielsweise EHEC, die Bewilligung des Zentrums für Islamische Theologie, der Erfolg beim Qualitätspakt Lehre, die Vorbereitungen auf die doppelten Abitur-Jahrgänge und die Exzellenzinitiative. Dass der Neujahrsempfang ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., stattfand, störte die Gastgeberin ganz und gar nicht. Mehr noch: Ursula Nelles trieb allen Anwesenden in ihrer kurzweiligen Rede mögliche Ängste vor dem Unglückstag mit Witz, Charme und einigen "harten" wissenschaftlichen Argumenten erfolgreich aus.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen allerdings die Vergabe der Universitäts- und Sybille-Hahne-Preise, die Ernennung eines Ehrenkonsuls und die Verleihung der Universitätsmedaille. Die Preisträger im Kurzporträt:
Dr. Peter Paziorek macht sich seit vielen Jahren um die WWU verdient – in Anerkennung dieses Engagements ernennt die Universität den ehemaligen Regierungspräsidenten der Bezirksregierung Münster zum Ehrenkonsul. Peter Paziorek hatte von 2007 bis 2011 in seiner Funktion als Vorsitzender des Zentrums für Niederlande-Studien großen Anteil am Ausbau der Kooperationen zwischen der WWU und niederländischen Hochschulen – insbesondere der Radboud Universiteit Nijmegen. Darüber hinaus engagiert er sich seit Oktober 2011 als Schirmherr für die Spendenkampagne der WWU zugunsten des Geomuseums ("Ein Mammut-Erlebnis"). Peter Paziorek unterstützt damit ein universitäres Projekt, dessen kulturelle und soziale Tragweite weit über die Stadtgrenzen hinaus reicht.
Die WWU hat den Titel eines Ehrenkonsuls erstmals 2009 an Olgamaria Kollhosser, der Gründerin des "WWU-Hospitality-Program", verliehen. Die Universität zeichnete damit ihr Engagement für ausländische Gastwissenschaftler und ihre Familien aus.
Ernst Schäper hat sich auf vielfältige Weise um die Universität verdient gemacht – in Würdigung seiner besonderen Verdienste verleiht ihm die WWU die Universitätsmedaille. Von Juni 1998 bis Juli 2011 fungierte der ehemalige Direktor der Deutschen Bank Münster als Schatzmeister der "Gesellschaft zur Förderung der Westfälschen Wilhelms-Universität zu Münster e.V.". Mit außerordentlichem Engagement und großer Sorgfalt betreute er 13 Jahre lang die Finanzen des WWU-Förderkreises und der ihm zugeordneten zehn unselbstständigen Stiftungen. Seinem Fachwissen und Geschick ist es zu verdanken, dass der Förderkreis auch während der Finanzkrise ab 2007 keine hohen Verluste erlitt. Nicht zuletzt deswegen war der Förderkreis bis heute stets in der Lage, Projekte in Forschung, Lehre und Kultur an der WWU zu unterstützen.
Die WWU hat die Universitätsmedaille erstmals 1966 verliehen – seitdem wurden damit vier Persönlichkeiten geehrt.
Prof. Dr. Heinrich Dörner und Volker Reuschenbach von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät werden mit dem Lehrpreis 2011 der Universität Münster ausgezeichnet. Sie erhalten den mit 30.000 Euro dotierten Preis für das E-Learning-Portal "Unirep-Online". Das Projekt ermöglicht Jura-Studierenden, sich nach ihren jeweiligen Lernbedürfnissen zeit- und ortsunabhängig Fachwissen anzueignen. Für die Examensvorbereitung finden sie auf der Plattform didaktisch aufbereitetes Lernmaterial – zur Vorbereitung der Pflichtfachklausuren können die Studierenden zudem in einem "E-Klausurenkurs" den Ernstfall trainieren. Das Angebot stößt auf großen Zuspruch: 2700 Nutzer sind registriert, das System verzeichnet monatlich rund 32.000 Logins. "Unirep-Online" schafft damit ein breites Angebot individueller Lernräume für die Studierenden. Dies ist vor allem in der Phase der Prüfungsvorbereitung als Repetitorium hilfreich. Darüber hinaus hat das Projekt Signal- und Pilotwirkung für eine Qualitätssteigerung in der Hochschullehre an der WWU.
Die Universität Münster zeichnet die Initiatoren der Projekte "Geschlechtersensible Lehrmodule in der Medizin" und "Verstetigung des Jahresprogramms der Agenda-Regionalgruppe der WWU" mit dem Gleichstellungspreis aus. Sie erhalten jeweils 10.000 Euro. Das Projekt "Geschlechtersensible Lehrmodule in der Medizin" unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer und Privatdozent (PD) Dr. Jan Becker untersucht geschlechtsspezifische Aspekte im Lehrplan der Medizinischen Fakultät. Ziel ist unter anderem die Entwicklung eines geschlechtsspezifischen Lehrmoduls. Den zweiten Preis, den Anna Maria Riedl stellvertretend entgegennimmt, erhält die Agenda-Regionalgruppe der Katholisch-Theologischen Fakultät. 15 ehrenamtliche Mitglieder wollen den strukturellen Benachteiligungen von Frauen in akademischen und kirchlich-theologischen Arbeitsfeldern entgegenwirken. Das Preisgeld ermöglicht die Fortführung einer Reihe von Veranstaltungen.
Sechs Absolventen erhielten den mit jeweils 7500 Euro dotierten Dissertationspreis:
Evangelisch-Theologische Fakultät: Dr. Friederike Barth (Thema der Dissertation: Die Wirklichkeit des Guten: Dietrich Bonhoeffers "Ethik" und ihr philosophischer Hintergrund)
Rechtswissenschaftliche Fakultät: Barbara Hedwig Rox (Schutz religiöser Gefühle im freiheitlichen Verfassungsstaat?)
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät: Christoph Meinerding (Asset Allocation and Asset Pricing in Capital Markets with Financial Contagion)
Medizinische Fakultät: Dr. Hans-Ulrich Klein (Quantitativer Vergleich von Daten aus Microarray-Experimenten mit publizierten Leukämie-spezifischen Genexpressionssignaturen)
Philologie: Susanna Anna Paulus (Die babylonischen Kudurru-Inschriften von der kassitischen bis zur frühneubabylonischen Zeit – Untersucht unter besonderer Berücksichtigung gesellschafts- und rechtshistorischer Fragestellungen)
Chemie und Pharmazie: Dr. Lars Goerigk (Density Functional Theory Approximations: Development and Evaluation for Electronic Ground and Excited States)
Die studentische Initiative "Münster University International Model United Nations" (MUIMUN) wird für ihr herausragendes Engagement ausgezeichnet und erhält den mit 7500 Euro dotierten Studierendenpreis. MUIMUN ist eine 2005 gegründete Initiative von münsterschen Studierenden, die jedes Jahr eine Konferenz der Vereinten Nationen simulieren. Dazu reisen jährlich über 200 Teilnehmer aus rund 40 Ländern an, um über aktuelle weltpolitische Themen zu diskutieren. Ein Scholarship-Programm ermöglicht auch Studierenden aus Entwicklungsländern die Teilnahme an der Tagung. Die Initiative fördert beispielhaft die interkulturelle Verständigung internationaler Studierender und trägt so zu einer lebhaften Verknüpfung von Universität und lokalem, nationalem und internationalem Umfeld bei. MUIMUN wird im In- und Ausland als Aushängeschild der Universität Münster wahrgenommen. Die nächste MUIMUN-Konferenz findet vom 26. bis 30. März statt, Teilnehmer können sich unter www.muimun.org registrieren.
Die Sybille-Hahne-Stiftung zeichnet Dr. Thomas Hanke von der Katholisch-Theologischen Fakultät für dessen Leistungen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften aus. In seiner Dissertation rekonstruiert er die Schlussfolgerungen des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), die er während seines Frankfurter Aufenthalts in den Gesprächen im Kreis um Friedrich Hölderlin zieht. Drei Jahre lang teilt Hegel das fundamentalphilosophische Paradigma seines Freundes, bis er es hinter sich lässt – aus religionsphilosophischen Gründen. Diese Arbeit vermittelt ein neues Bild von den Beiträgen Hegels zum Frühidealismus. Dr. Thomas Hankes Studie stellt damit einen herausragenden Beitrag zur Idealismusforschung dar.
Dr. Patrick Henning vom Fachbereich Mathematik und Informatik erhält den Sybille-Hahne-Preis für Naturwissenschaften, Medizin und Technik. Während seiner Promotion war der Mathematiker in ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes wasserwirtschaftliches Verbundprojekt eingebunden. Er beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, wie sich ein im Grundwasser gelöster Schadstoff verhält. Um Reinigungsstrategien zu entwickeln, müssen Fachleute wissen, wohin sich der Schadstoff ausbreitet. Dr. Patrick Henning entwickelte mathematische Lösungsverfahren, bei denen das Verhalten lediglich in sehr kleinen Ausschnitten berechnet werden muss, um im Ernstfall daraus Rückschlüsse auf größere Regionen ziehen zu können.