"Römische Regatta" - Eine wissenschaftliche Wettfahrt
Moderne Ruderer auf alten Schiffen: Zwei Teams von Ruderern aus der Region und Teilnehmern des Hochschulsports der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) legen sich am 6. September im Rahmen der "Expedition Münsterland" auf dem Halterner Stausee in die Riemen. Auf den nachgebauten römischen Flusskriegsschiffen "Victoria" und "Lusoria Rhenana" treten sie bei einem Wettrennen gegeneinander an.
Das Rennen dient als Generalprobe für eine besondere sportliche Herausforderung: Die Sportler rudern für die Wissenschaft, auch unter Hochleistungs-Bedingungen. Sportmediziner der WWU zeichnen Messwerte auf, die Aufschluss über die Belastung der Ruderer während der Fahrt und über die Auswirkung von Regenerationsphasen geben. Bei dem Rennen können sich die Sportler mit den römischen Booten und dem Rudern dieser Schiffe unter Hochleistungs-Bedingungen vertraut machen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Halterner Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe statt.
Mit welcher Geschwindigkeit können die römischen Boote einst unterwegs gewesen sein, welchen Belastungen waren die Ruderer ausgesetzt und wie lange konnten sie ihr Tempo durchhalten? Das fragen sich Historiker, die rekonstruieren, wie die Römer vor 2000 Jahren Westfalen eroberten und welche Infrastruktur sie dort aufbauten. Die Geschichtsforscher bekommen nun Unterstützung durch die Sportmediziner. Um die Fragen zu beantworten, messen diese Experten unter anderem Puls, Milchsäure- und Sauerstoffkonzentration im Blut der Ruderer und vergleichen sie mit Daten aus dem Hochleistungssport. So können sie Rückschlüsse auf das Geschehen in der Römerzeit ziehen.
Am Donnerstag, 6. September, ab 15 Uhr absolvieren die Ruderer zunächst Trainingsrunden zum Aufwärmen, bei denen Interessierte zuschauen können. Voraussichtlich gegen 16 Uhr startet die Wettfahrt der beiden münsterschen Hochschulsport-Teams. Training und Wettfahrt starten am Steg des ehemaligen "Hotel Seestern", Hullerner Straße 40, 45721 Haltern am See.
Am Freitag, 7. September, absolvieren die Teams im Laufe des Tages insgesamt sechs Messfahrten auf einer 1,8 Kilometer langen Strecke. Dabei führen die Sportmediziner die biologischen Messungen durch. Für die Testfahrten stellt das LWL-Römermuseum die "Victoria" zur Verfügung. Die "Lusoria Rhenana" ist eine Leihgabe des Vereins zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e.V. in Germersheim.
Zuschauer, die durch die münsterschen Sportler auf den Geschmack kommen und sich selbst als Ruderer eines Flusskriegsschiffs versuchen wollen, haben während der "Römertage 2012" des LWL-Römermuseums in Haltern am Samstag, 8. September, und Sonntag, 9. September, dazu Gelegenheit. Sie können dann auf den beiden nachgebauten Römerschiffen auf dem Halterner Stausee ausprobieren, mit wie viel Kraft sich die Soldaten damals in die Riemen legen mussten.
Die "Expedition Münsterland" ist eine Initiative der Arbeitsstelle Forschungstransfer der Universität Münster. Sie macht regionale Wissenschaftsschauplätze für die interessierte Öffentlichkeit erlebbar und lässt universitäre Forschung in der Region sichtbar werden. Eines ihrer Projekte befasst sich mit der Geschichte des Schiffsverkehrs im Münsterland von der Römerzeit bis heute. In diesem Rahmen finden auch das Ruderprojekt auf dem Halterner Stausee statt.