"Brazil Chair" stärkt Brasilien-Aktivitäten der WWU
Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) begrüßt einen besonderen Gast aus Brasilien: Prof. Fernando Batista Da Costa von der "School of Pharmaceutical Sciences of Ribeirão Preto" an der Universität São Paulo. Der 44-jährige Chemiker ist deutschlandweit der erste Wissenschaftler, der einen "Brazil Chair" innehat – einen Gast-Lehrstuhl, der von der "CAPES" finanziert wird. Diese Organisation zur Forschungsförderung nimmt in Brasilien unter anderem ähnliche Aufgaben wahr wie der Deutsche Akademische Austausch-Dienst in Deutschland.
Die wechselnde Gastprofessur soll die wissenschaftliche Kooperation zwischen Deutschland und Brasilien stärken, indem aktuelle Forschungsthemen und -felder gemeinsam bearbeitet werden. "Die WWU setzt sich seit zwei Jahrzehnten dafür ein, Kooperationen mit brasilianischen Partnern zu festigen und auszubauen. Dieses Engagement zahlt sich nun aus. Die CAPES-Gastprofessur wird dazu beitragen, unsere Brasilien-Aktivitäten noch weiter zu stärken", betont Prof. Dr. Stephan Ludwig, Prorektor für Forschung der Universität Münster. Vor zwei Jahren hatte die WWU als Meilenstein in der Zusammenarbeit mit brasilianischen Forschungseinrichtungen das Brasilien-Zentrum gegründet.
Der "Brazil Chair" wird künftig in einem regelmäßigen Turnus neu besetzt. Der jeweilige Lehrstuhlinhaber soll mindestens 6 und höchstens 18 Monate an der Universität Münster aktiv sein. Das Brasilien-Zentrum erhebt regelmäßig Forschungsfelder, die für die Gastprofessur relevant sein könnten, und schlägt CAPES ausgewählte Themen vor. Die brasilianische Organisation wählt die Themen aus, die in Brasilien ausgeschrieben werden und auf die sich brasilianische Forscher bewerben können. Die Gastprofessoren werden von CAPES nach Rücksprache mit dem Brasilien-Zentrum vergeben.
"Themen des 'Brazil Chairs' können aus allen Fachbereichen kommen, die im Brasilien-Zentrum engagiert sind. Entscheidungskriterium für die Auswahl ist allein die Aktualität und Relevanz der Themen im Hinblick auf die Zusammenarbeit von Deutschland und Brasilien", erklärt Prof. Dr. Bernd Hellingrath, Wissenschaftlicher Leiter des Brasilienzentrums. Während CAPES den Lehrstuhl finanziert, stellt die Universität Münster die Arbeitsräume und die nötige Ausstattung zur Verfügung und übernimmt die Kosten für einen Sprachkurs. Ein vergleichbares Konzept gibt es an der Universität Oxford in England.
Fernando Da Costa, der in den kommenden sechs Monaten am Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Schmidt forschen wird, gilt als einer der führenden brasilianischen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Naturstoffchemie. Er ist Mitglied des Forschungsnetzwerkes "Naturstoffe gegen vernachlässigte Erkrankungen" ("Research Network Natural Products against Neglected Diseases"). Dieses internationale Netzwerk, das im Jahr 2011 an der Universität Münster ins Leben gerufen wurde, soll die Suche nach neuen Naturstoffen gegen sogenannte vernachlässigte Erkrankungen voranbringen. Weltweit leiden etwa eine Milliarde Menschen unter mindestens einer von 13 lebensbedrohlichen Erkrankungen, die als vernachlässigte Krankheiten eingestuft werden. Professor Da Costa untersucht im Rahmen des Netzwerkes vor allem mit computergestützten Methoden, inwieweit Naturstoffe gegen tropische Infektionskrankheiten eingesetzt werden können.
Der brasilianische Wissenschaftler studierte Pharmazie und Organische Chemie an der Universität São Paulo. Seit seiner Promotion 1996 forscht und lehrt er an der "School of Pharmaceutical Sciences of Ribeirão Preto". Für Forschungsaufenthalte war er 2003 bis 2005 sowie erneut 2006 an der Universität Erlangen-Nürnberg.