Neujahrsempfang im Zeichen von Kunst und Literatur
Als die rund 400 Gäste des Neujahrsempfangs der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) am Freitagabend das Schloss betraten, erkannten sie schnell, wie die WWU ihr abendliches Motto "Arts and Literature" in die Tat umgesetzt hatte - Kunst und Literatur auf mehreren Ebenen und in vielerlei Formen. Auf den Büffettischen lagen beispielsweise zahlreiche Bücher aus verschiedenen Fakultäten, als Delikatessen standen unter anderem Germanistik-Stullen, Sinologie-Salate, Bücherwürmer und Anglistik-Pies zur Wahl. "Ich verspreche Ihnen", betonte Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles bei der Begrüßung in der Schloss-Aula, "dass das Jahr 2015 genauso bunt und mannigfaltig wird wie es das Biotop Universität im vergangenen Jahr war."
Aber nicht nur literarisch und kulinarisch kamen die Besucher auf ihre Kosten und den Geschmack. Die studentische Jazzband Milestones sowie drei Duos der WWU-Musikhochschule sorgten für die perfekte musikalische Begleitung. Zudem hatten die Besucher die Gelegenheit, gleich zwei Ausstellungen zu besichtigen - eine Fotoauswahl zur Geschichte des 1979 im Schlossgarten gestarteten münsterschen Jazzfestivals und eine Auswahl deutscher Koranübersetzungen, die der Seniordirektor des "Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland e.V.", Muhammad Salim Abdullah, zur Verfügung gestellt hatte. Schließlich hatten auch die Freunde des Kurzfilms ihre Freude: Die Einstimmung auf die Preisträger des Studierendenpreises begann mit einem kurzweiligen Video.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand jedoch die Vergabe der Universitäts-Preise. Die Preisträger im Kurzporträt:
Prof. Dr. Armido Studer erhielt den mit 30.000 Euro dotierten Forschungspreis für exzellente und international anerkannte Leistungen. Der in der Schweiz geborene Experte der sogenannten Radikalchemie lehrt und forscht seit 2004 am Organisch-Chemischen Institut der WWU und gehört zu den weltweit führenden Wissenschaftlern auf diesem Gebiet. Armido Studer gelang es wie keinem anderen, die synthetische Radikalchemie im Bereich der Materialwissenschaften zu etablieren. Die interdisziplinäre Kompetenz Armido Studers trug darüber hinaus unter anderem Früchte bei zahlreichen nationalen wie internationalen Wissenschaftsverbünden, die sich mit Grundlagenforschung und anwendungsbezogenen Experimenten beschäftigen.
Den mit 7.500 Euro dotierten Studierendenpreis für außergewöhnliches Engagement nahmen Vertreter der "Global Brigades Universität Münster" entgegen. Die von Svea Theresa Segets im Mai 2013 gegründete Hochschulgruppe unter dem Dachverband "Global Brigades Germany e.V." zählt zurzeit etwa 80 Mitglieder aus unterschiedlichen Fachrichtungen der WWU. Die studentische Initiative will dazu beitragen, die Lebenssituation möglichst vieler Menschen in den vier Projektländern Ghana, Honduras, Panama und Nicaragua nachhaltig zu verbessern. Zur Finanzierung der Hilfsprojekte setzt das Team vorwiegend auf Benefizveranstaltungen. Die Jury des Studierendenpreises 2014 lobte das außerordentliche und sehr zielführende Engagement der studentischen Initiative. Die Studierenden setzten sich auf eindrucksvolle Art und Weise für die Entwicklungsarbeit ein und leisteten eine wichtige Aufklärungsarbeit vor Ort.
Sechs WWU-Absolventen wurden mit einem Dissertationspreis ausgezeichnet und erhielten jeweils 7.500 Euro:
Katholisch-Theologische Fakultät:
Dr. Julia Lis (Thema der Doktorarbeit: Antiwestliche Diskurse in der serbischen und griechischen Theologie. Zur Konstruktion des "Westens" in den Schriften Nikolaj Velimirovič, Justin Popovič, Christos Yannaras und John S. Romanides)
Rechtswissenschaftliche Fakultät:
Dr. Lucas Hinderberger (Der Entzug virtueller Gegenstände – Eingriffe in die Herrschaftsmacht über Daten und Störungen von Datenverarbeitungen)
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät:
Dr. Ann-Kristin Knapp (Marketing Hedonic Media Products – The Role of Brands and Innovations for Motion Picture Success)
Medizinische Fakultät:
Dr. André Hemping-Bovenkerk (Untersuchung der Einflussfaktoren organspezifischer Metastasierung unterschiedlicher Tumorzelllinien in-vivo mittels Intravitalmikroskopie der Leber)
Philosophische Fakultät:
Dr. Bernadette Gold (Assessing and Promoting Professional Vision and Knowledge of Classroom Management)
Fachbereich Mathematik und Informatik:
Dr. Christian Scheffer (Approximation Algorithms for geometrical Distance Problems that are not solvable exactly)
Die Universitätsmedaille erhielt Muhammad Salim Abdullah. Mit dem aus Bad Salzuflen stammenden Journalisten würdigt die Universität einen der führenden Vertreter des überparteilichen Islams in Deutschland. Mit der Auszeichnung hebt die WWU seine Bedeutung für den Dialog zwischen den in Deutschland lebenden Muslimen und ihren Gemeinschaften und den Angehörigen anderer Glaubensbekenntnisse und Weltanschauungen hervor. Muhammad Abdullah wirkte unter anderem bei der Entstehung des Lehrplans für die ersten Versuche eines islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen mit und war Mitbegründer der 1982 entstandenen Christlich-Islamischen Gesellschaft, deren Ehrenvorsitzender er heute ist. Schließlich ist Salim Abdullah Seniordirektor des 1927 in Berlin gegründeten "Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland e.V." (ZIAD). Das ZIAD ist das zentrale Archiv über die islamischen Gemeinschaften in Deutschland und damit zugleich die älteste islamische Einrichtung im deutschsprachigen Raum. Die Sammlungen sind auch für die Forschung an der WWU und die wissenschaftliche Theologie des Islams von unschätzbarem Wert.
Für ihre außerordentlichen Verdienste und ihr unermüdliches Engagement zugunsten der Universität Münster verlieh die WWU Christiane Thoden die Ehrennadel. Die Juristin trat 1980 in den Dienst der WWU ein, zunächst arbeitete sie für das Dezernat für akademische und studentische Angelegenheiten, ab Ende 2001 für das Personaldezernat. Nach ihrem offiziellen Ausscheiden Ende 2011 aus der WWU bestellte das Rektorat Christiane Thoden zur Berufungsbeauftragten. Sie war seitdem mit zahlreichen Vorschlägen und Hinweisen maßgeblich daran beteiligt, das Berufungsverfahren der Universität Münster weiterzuentwickeln und zu optimieren. Ende 2014 hat sie ihre Tätigkeit als Berufungsbeauftragte beendet.
Darüber hinaus entschied das Rektorat der Universität, den Theologie-Studenten Stephan Orth mit einem 1000 Euro dotierten Sonderpreis für die Organisation der bislang bundesweit größten Anti-Pegida-Demonstration am 5. Januar in Münster auszuzeichnen. Das Rektorat würdigt damit das Engagement und den Mut des 22-Jährigen, der mit seinem Team weit über Münster hinaus Beachtung gefunden hatte. Stephan Orth habe damit ein eindrucksvolles Zeichen für Offenheit und Toleranz in der Gesellschaft gesetzt - er hatte zudem für die Veranstaltung finanzielle Risiken in Kauf genommen. Stephan Orth ist Student an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU.