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Münster (upm/sp).
Training in der Universitätssporthalle: Jasmin Jabbes (r.) gefällt am Futsal besonders, dass diese Sportart schnell und herausfordernd ist. Die Universität Münster unterstützt duale Karrieren von studierenden Spitzensportlern.<address>© WWU - Heiner Witte</address>
Training in der Universitätssporthalle: Jasmin Jabbes (r.) gefällt am Futsal besonders, dass diese Sportart schnell und herausfordernd ist. Die Universität Münster unterstützt duale Karrieren von studierenden Spitzensportlern.
© WWU - Heiner Witte

Spagat zwischen Hörsaal und Sporthalle

Wie Jasmin Jabbes Leistungssport und ihre akademische Ausbildung unter einen Hut bekommt

Wer Spitzensport betreibt, hat einen Full-Time-Job. Wer parallel dazu studiert, der steht definitiv vor einer besonderen Herausforderung. Viele Universitäten – darunter die Universität Münster – unterstützen Studierende bei diesem schwierigen Spagat, indem sie „Partnerhochschulen des Spitzensports“ sind. Eine von ihnen ist die Futsalspielerin Jasmin Jabbes, die im sechsten Semester Sport und Biologie studiert.

Zum Futsal kam die 22-Jährige mit Beginn ihres Studiums, vorher spielte sie Fußball. Mit großem Erfolg: Als Spielerin des SV Meppen schaffte sie es bis in die zweite Bundesliga. „Ich spiele gerne Fußball, aber als ich an der Uni zum ersten Mal mit Futsal in Kontakt kam, hat es mich direkt gepackt“, blickt Jasmin Jabbes zurück. Futsal ist eine Hallensportart, der Begriff ist eine Abkürzung der portugiesischen (futebol de salão) und spanischen Ausdrücke (fútbol sala) für Hallenfußball. Gespielt wird Futsal auf einem handballähnlichen Spielfeld mit einem „sprungreduzierten“ Ball. Eine Mannschaft besteht aus jeweils vier Spielern plus Torhüter und bis zu sieben Auswechselspielern. „Futsal ist schneller als das normale Fußballspiel, es ist körperlich herausfordernd, es verlangt ein besonders hohes Technik- und Taktikgefühl und selten geht ein Spiel 0:0 aus“, fasst Jasmin Jabbes zusammen. Dreimal pro Woche trainiert die gebürtige Osnabrückerin, zweimal mit der Frauen-, einmal mit der Herrenmannschaft – als einzige Frau. „Futsal steckt in Deutschland noch immer in den Kinderschuhen, es gibt nur wenige Wettbewerbe. Deswegen spiele und trainiere ich bei den Herren mit“, erklärt die Studentin.

Für die Zukunft wünscht sich Jasmin Jabbes, dass Futsal in Deutschland noch bekannter wird. „Es gibt in Deutschland noch zu wenig Teams und Spiele, weshalb viele gleichzeitig Fußball spielen.“ Ein wichtiger Schritt, um den Sport bekannter und professioneller zu machen, wäre eine Frauen-Nationalmannschaft – gegründet vom Deutschen Fußballbund (DFB). Erste Anläufe dafür gab es bereits. „Der DFB hat in der Saison 2021/2022 mehrere Sichtungslehrgänge und ein Turnier zur Erschließung eines Kaders durchgeführt, bei denen ich dabei war“, berichtet Jasmin Jabbes. „Doch schlussendlich wurde keine Frauen-Mannschaft gegründet, der DFB hat sich nicht zurückgemeldet.“

Sie und weitere Futsal-Spielerinnen haben daraufhin eine Petition ins Leben gerufen, mit der sie den DFB zu einer Gründung auffordern. Eine Nationalmannschaft, wie es sie bereits für die Männer seit 2016 gebe, sei wichtig, weil es einen Anreiz und Vorbilder brauche, um in die Sportart einzusteigen. „Deswegen hoffe ich, dass im Sinne der Ganzheitlichkeit und der Gleichberechtigung auch eine Frauen-Nationalmannschaft gegründet wird.“

Eine fehlende Frauen-Nationalmannschaft hält Jasmin Jabbes nicht ab, weiterhin mit Herzblut Futsal zu spielen. Um ihr Studium und den Sport unter einen Hut zu bekommen, braucht sie viel Organisationstalent, denn neben dem Training stehen häufig Spiele oder Lehrgänge auf dem Programm. „Zum Glück habe ich schon in meiner Schulzeit gelernt, strukturiert und diszipliniert zu sein. Meine Abende waren für den Fußball reserviert, alles für die Schule musste ich vorher erledigen. Im Studium ist es nicht viel anders.“ Dass beides gelingt, liegt auch an der Unterstützung der Universität Münster. Als „Partnerhochschule des Spitzensports“ hat sie einen Vertrag mit dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband, dem Studierendenwerk und dem Olympiastützpunkt Westfalen unterzeichnet, dessen Ziel es ist, duale Karrieren von studierenden Spitzensportlern zu fördern. „Mir bringt das eine Reihe von Vorteilen. Durch die Förderung kann ich beispielsweise Alternativtermine bei Klausuren in Anspruch nehmen, wenn ich an einem Turnier im Ausland teilnehme. Zudem kann ich alle Sportstätten wie etwa das ,Campus Gym‘ nutzen. Das hilft mir im Alltag ungemein“, betont Jasmin Jabbes.

Neben individuellen Prüfungs- oder Abgabeterminen umfasst die Förderung auch flexible Anwesenheitszeiten, die Gewährung von Urlaubssemestern und die individuelle Planung von Praktika und Exkursionen. Für die Aufnahme in das Programm müssen die Athleten in einem Olympia-, Perspektiv-, Ergänzungs- oder Nachwuchskader auf Bundesebene oder auf spitzensportlichem Niveau in den oberen Ligen trainieren. Mehr als 300 Studierende der Universität Münster konnten auf diese Weise bereits ihr Studium mit ihrer sportlichen Karriere vereinen. Aktuell profitieren mehr als 60 Personen aus 13 Fachbereichen von der Unterstützung. „Ich bin für die Möglichkeiten, die mit der Förderung einhergehen, sehr dankbar – anders wäre es für mich schwer, mein Studium und meine Leidenschaft für Futsal zu vereinen“, betont Jasmin Jabbes.

Autorin: Sophie Pieper

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 12. Juli 2023.

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