Internet: Forscher untersuchen Desinformationskampagnen
Die sogenannte Brexit-Kampagne in Großbritannien und die Wählerbeeinflussung bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 haben das Ausmaß von Falschinformationen und der Manipulation von Nachrichten im digitalen Raum offenbart. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Schadenspotenzial von digitalen Desinformationskampagnen erkannt – aber auch die Chancen, die die Wissenschaft im Kampf gegen diese bereithält. Deshalb fördert es für drei Jahre das Projekt „HybriD – Echtzeiterkennung von Desinformationskampagnen in Online-Medien“, das maßgeblich von der Wirtschaftsinformatik und der Kommunikationswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster getragen wird. Dem Verbundprojekt, dem neben den WWU-Einrichtungen die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und die complexium GmbH aus Berlin angehören, stehen dafür rund 2,2 Millionen Euro zur Verfügung - von der Fördersumme fließen 1,3 Millionen Euro an die WWU.
Das vom Wirtschaftsinformatiker Dr. Christian Grimme und dem Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Thorsten Quandt geführte Forschungsteam entwickelt mit dem Projekt innovative Grundlagen, um hybride Desinformationskampagnen – Manipulationen, die Algorithmen, falsche Benutzerkonten und menschliche Steuerung kombinieren – aufzuspüren und zu analysieren. „Die Detektion soll in Echtzeit erfolgen, weshalb wir menschliche Expertise mit modernen maschinellen Analyseverfahren und künstlicher Intelligenz kombinieren“, erläutert Christian Grimme.
Dazu ist es notwendig, Eigenschaften, Formen und zeitliche Verläufe von Desinformationskampagnen zu erforschen und auszuwerten. So soll ein Werkzeug entstehen, das große Datenmengen aus Onlinemedien und sozialen Netzwerken analysiert, Kampagnen erkennt und ihre Strategien nachvollzieht. „Wir erweitern mit dem Projekt einerseits die Grundlagenforschung zu hybriden Desinformationskampagnen. Andererseits wollen wir für Online-Betreiber und die Nutzer zur konkreten Lösungsentwicklung beitragen, indem wir effektive Gegenmaßnahmen eröffnen, die gleichzeitig den authentischen Nachrichten- und Informationsstrom in der Gesellschaft nicht beeinflussen“, ergänzt Thorsten Quandt.