Das Teilprojekt erforscht administrative Tiefenstrukturen von Xenokratie in der Antike. Unterprojekt A untersucht die Anfänge xenokratischer Herrschaft über die Städte und Bünde des hellenistischen Griechenlands. Unterprojekt B fokussiert Ägypten und unterzieht das für die Administration der Ptolemäer und Römer zentrale Amt des Strategen einer sozialhistorischen Analyse.
Gegenstand der Untersuchung sind die Auswirkungen der spätrömischen Verwaltungspraxis auf die Bewohner der ägyptischen Dachla Oase des 4. Jh.s anhand ihrer vor Ort gefundenen öffentlichen und privaten Papyrusurkunden in griechischer und koptischer Sprache. An ihnen lässt sich beobachten, wie die ägyptische Bevölkerung untereinander römische Verwaltungspraktiken vor Ort gewinnbringend umsetzte.
Im 11. und 12. Jahrhundert befand sich Spanien im Fadenkreuz unterschiedlicher imperialer Ansprüche christlicher und islamischer Provenienz. Die multireligiöse und multikulturelle Kontaktzone verdichtete sich in Toledo, das daher als Untersuchungsraum für das Teilprojekt ausgewählt wurde.
Aus historischer und kunsthistorischer Perspektive fragt das Teilprojekt, welche Kategorien der Differenzsetzung im Kontext administrativen Handelns in Schwedisch-Pommerns zum Tragen kamen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, wie xenokratische Herrschaft in unterschiedlichen Medien – von Suppliken über Bilder und Bestattungsriten bis hin zu monumentaler Architektur – vermittelt, legitimiert und wahrgenommen wurde.
Das Teilprojekt untersucht am Beispiel der habsburgischen Niederlande im ausgehenden 17. und 18. Jahrhundert die zentrale Bedeutung visueller Strategien für Vermittlung, Legitimierung und Wahrnehmung xenokratischer Herrschaft. Dabei stehen die personellen Spitzen der Verwaltung als Repräsentanten des Kernlandes vor Ort im Fokus.
Das Teilprojekt untersucht die lokale Administration in indigenen Distrikten in Neuspanien und Peru von 1750–1820. Dabei stehen Aushandlungsprozesse zwischen den spanischen Amtsträgern und der Bevölkerung im Zentrum. Ethnische Kategorisierungen spielten für die Verwaltung eine große Rolle. Deren Veränderungen im Zuge von Verwaltungsreformen führten dazu, dass sie neu ausgehandelt, stabilisiert und hinterfragt wurden.
Das Teilprojekt wird mit Fort St. George/Madraspatnam (heute: Chennai) ein urbanes Gefüge als lokalen Raum von Xenokratie im 17. und frühen 18. Jahrhundert untersuchen. Dabei soll ein integrativer Zugriff verfolgt werden, indem Madras als vormoderner urbaner Kommunikations- und Resonanzraum verstanden wird. Gerichtsprozesse, ordnungspolitische Maßnahmen, Protestformen oder Ritualhandlungen waren Praktiken mit performativem Gehalt, die im städtischen Rahmen Öffentlichkeiten schufen. Diese waren wiederum Objekt zeitgenössischer Beobachtungen und Reflexionen, die durch Petitionen, Ratsprotokolle, Gerichtsakten, Diarien oder Reiseberichte dokumentiert wurden.