Spätrömische Administration und kulturelle Verflechtung in der ägyptischen Dachla Oase
Ägypten im 4. Jahrhundert stellt ein Paradebeispiel für dauerhafte Xenokratie im Wandel dar, die über Jahrhunderte das Selbstverständnis der ägyptischen Bevölkerung prägte. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Auswirkungen der bereits bestehenden Strukturen hellenistischer und römischer Herrschaft vor Ort.
Hier setzt das Teilprojekt an und legt den Fokus auf die Veränderungen dieser Strukturen, die sich im Laufe des 4. Jahrhunderts durch den Verwaltungsapparat der spätrömischen Kaiser vollzogen. Es widmet sich der Frage, inwieweit die im 4. Jahrhundert fortschreitende Fragmentierung der Administration für zunehmende De-Xenokratisierung auf lokaler Ebene verantwortlich zeichnet.
Es geht der These nach, dass die neue Auffächerung der Lokaladministration im Laufe des 4. Jahrhunderts zu immer mehr Selbstverwaltung vor Ort und damit zu immer mehr Verwaltungs- und Mitarbeiterpersonal führte, ein Prozess, durch den sich in den ägyptischen Städten schließlich nicht nur eine römische Lokalelite, sondern auch eine breite römische Mittelschicht herausbildete, die lokal fest in die administrativen Prozesse eingebunden war, wodurch ein Großteil der Bevölkerung faktisch von „Untertanen“ selbst zu „Machthabern“ ihres jeweiligen Mikrokosmos werden konnte.
Es sollen hier also in erster Linie nicht die vertikalen Strukturen der Machtausübung durch Administration von oben nach unten untersucht werden, sondern das vielschichtige Netz horizontaler Autoritätsansprüche und Einflussnahme im spätrömischen Verwaltungsgefüge der ägyptischen Einwohner untereinander in den Fokus rücken.