Work(s) in Progress: Praxeologische Perspektiven auf den Werkbegriff
– Interdisziplinärer Workshop –
Werke lassen sich als grundlegende Entitäten sowohl der Wissenschaften als auch der Künste begreifen: Einerseits dienen sie – etwa in Form von Aufsätzen oder Monographien – der Präsentation, Dokumentation und Tradierung von Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung. Andererseits sind sie als basale Entitäten der Künste sowohl Produkt als auch Gegenstand künstlerischer Praxis und zugleich Forschungsgegenstand wissenschaftlicher Disziplinen, namentlich der Literaturwissenschaft, der Musikwissenschaft, der Kunstwissenschaft und der (Kunst-) Philosophie. Aus welchen Gründen aber werden in diesen Kontexten Entitäten als Werke apostrophiert – was sind Funktionen dieser Kategorie und unter welchen Umständen kann sie im Rahmen wissenschaftlicher Theorien einen theoretischen Mehrwert entfalten? Eine generelle Skepsis im Hinblick auf die theoretische Fruchtbarkeit der Werkkategorie bis hin zu ihrer nachdrücklichen Ablehnung, wie sie etwa in der Literaturwissenschaft ab den 1960er Jahren formuliert wurde, erscheint nicht mehr als angebracht: Nicht zuletzt im Lichte aktueller Überlegungen zu seinen Funktionen kann die sogenannte „Krise des Werkbegriffs“ (Rüdiger Bubner, 1973) als überwunden gelten. Gleichwohl stellt sich die Frage, was der Werkbegriff in seinen je verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Verwendungskontexten leisten soll und kann und welche Einsichten sich gewinnen lassen, wenn die unterschiedlichen Disziplinen diesbezüglich miteinander in einen Austausch treten. Besonders aussichtsreich erscheint in diesem Zusammenhang eine Beschäftigung mit werkbezogenen Praktiken, deren Untersuchung Aufschluss über die disziplinären wie historischen Varianzen und Similaritäten des Werkbegriffs zu geben vermag.
Im Rahmen des Workshops werden daher praxeologische Perspektiven auf den Werkbegriff aus der Literaturwissenschaft, der Musikwissenschaft, der Kunstgeschichte und der Philosophie einander gegenübergestellt und wechselseitig aufeinander bezogen. Dabei sollen u. a. folgende Fragen diskutiert werden:
Was gilt in der jeweiligen Disziplin als Werk? Was sind Werkkriterien?
Welche Praktiken der Zuschreibung des Werkstatus, der Werkerzeugung, -bearbeitung und -vervollständigung sowie ggf. der Aufführung von Werken lassen sich ausmachen? Welche Akteure spielen dabei jeweils eine Rolle?
Welche Funktionen übernimmt die Kategorie des Werks in der jeweiligen Disziplin und wie hat sie ihrerseits die Disziplin geprägt?
Wie bzw. inwiefern hängt die Kategorie ‚Kunstwerk‘ mit ästhetischer Erfahrung zusammen?
Den Abschluss des Workshops bildet eine Panel-Diskussion, in der die gewonnenen Erkenntnisse reflektiert und um weitere Perspektiven, u. a. jene des Urheberrechts, erweitert werden sollen.
Organisation: Amrei Bahr (Düsseldorf), Thomas Kater (Münster), Antonia Putzger (Bielefeld), Roland Ring (Düsseldorf), Johannes Waßmer (Düsseldorf)