19. Januar 2017

Positivismus als gesellschaftliches und politisches Projekt

Obwohl der Ausdruck ‚Positivismus‘ vielfältig verwendet wird, kann darunter nichtsdestotrotz der Versuch gefasst werden, die Voraussetzungen der Erfolgsgeschichte der Naturwissenschaften theoretisch zu erfassen und auf alle wissenschaftlichen Disziplinen zu übertragen. Darin lässt sich in nuce auch ein gesellschaftspolitisches Projekt sehen: Auch die Geistes- und Sozialwissenschaften sollen zum gesellschaftlichen Fortschritt beitragen, statt sich in müßigen Spekulationen und Glasperlenspielen zu ergehen. Nicht selten wurde dieses Projekt als unkritisch und politisch konservativ eingestuft—speziell im Kontext der Diskussion um den sogenannten logischen Positivismus.

Die Tagung hatte zum Ziel, den gesellschaftspolitischen Ambitionen hinter positivistischen Strömungen nachzuspüren und miteinander in Bezug zu setzen. Dabei sollte der Bogen sowohl historisch von Mill über Comte, den Wiener Kreis bis hin zu heutigen Erscheinungsformen als auch gleichzeitig disziplinär breit von der Ökonomie über die Erziehungs- und Sozialwissenschaften, die Rechtswissenschaften und die Wissenschaftstheorie geschlagen werden.

Die Tagung wurde am 19.01.2017 vom Zentrum für Wissenschaftstheorie (ZfW) der WWU Münster in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg veranstaltet.

Organisatoren:

Positivismus Photo
© Charlott Becker

Programm

19.01.2017, 9:00-19:00 Uhr

Universität Münster, Senatssaal, Schlossplatz 2


09:00-09:15 Begrüßung

09:15-10:15 Simon Derpmann (Münster): Mills politische Ökonomie als soziales Ingenieurwesen

10:15-11:15 Hans-Joachim Dahms (Wien): Comte - Ostwald - Carnap: eine (weitgehend unbekannte) Traditionslinie der positivistischen Aufklärung

11:15-11:30 Kaffeepause

11:30-12:30 Anne Siegetsleitner (Innsbruck): Die wissenschaftliche Weltauffassung des Wiener Kreises als moralische und politische Positionierung

12:30-14:30 Mittagspause

14:30-15:30 Thomas Uebel (Manchester): Sozialisierungstheorie und Logischer Empirismus

15:30-16:30 Eric Hilgendorf (Würzburg): Erscheinungsformen des Positivismus im Recht

16:30-16:45 Kaffeepause

16:45-17:45 Josef Lindner (Augsburg): Politische Dimensionen des Rechtspositivismus

17:45-18:45 Rainer Hegselmann (Frankfurt): Wissenschaftliche Weltauffassung heute: Wissenschaftsintegration, – reflexion und – kommunikation als übergreifende Bildungsziele

18:45-19:00 Verabschiedung