Positivismus als gesellschaftliches und politisches Projekt
Obwohl der Ausdruck ‚Positivismus‘ vielfältig verwendet wird, kann darunter nichtsdestotrotz der Versuch gefasst werden, die Voraussetzungen der Erfolgsgeschichte der Naturwissenschaften theoretisch zu erfassen und auf alle wissenschaftlichen Disziplinen zu übertragen. Darin lässt sich in nuce auch ein gesellschaftspolitisches Projekt sehen: Auch die Geistes- und Sozialwissenschaften sollen zum gesellschaftlichen Fortschritt beitragen, statt sich in müßigen Spekulationen und Glasperlenspielen zu ergehen. Nicht selten wurde dieses Projekt als unkritisch und politisch konservativ eingestuft—speziell im Kontext der Diskussion um den sogenannten logischen Positivismus.
Die Tagung hatte zum Ziel, den gesellschaftspolitischen Ambitionen hinter positivistischen Strömungen nachzuspüren und miteinander in Bezug zu setzen. Dabei sollte der Bogen sowohl historisch von Mill über Comte, den Wiener Kreis bis hin zu heutigen Erscheinungsformen als auch gleichzeitig disziplinär breit von der Ökonomie über die Erziehungs- und Sozialwissenschaften, die Rechtswissenschaften und die Wissenschaftstheorie geschlagen werden.
Die Tagung wurde am 19.01.2017 vom Zentrum für Wissenschaftstheorie (ZfW) der WWU Münster in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg veranstaltet.
Organisatoren:
- Dr. Markus Seidel, ZfW, Westf. Wilhelms-Universität Münster
- Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf, Juristische Fakultät, Julius-Maximilians-Universität Würzburg