Fachkulturen – Lehrkulturen? Die Vielfalt der Hochschullehre wissenschaftstheoretisch reflektiert
Wer einen Blick in verschiedene Hörsäle und Seminarräume an Hochschulen wirft, wird feststellen, dass unterschiedliche Fächer gänzlich unterschiedliche Lehrformate wählen. Warum aber sind im Jurastudium Massenvorlesungen und Repetitorien die didaktischen Mittel der Wahl? Weshalb wird in Philosophieseminaren lange und ergebnisoffen diskutiert? Wieso müssen Studierende der Mathematik dem rasanten Tafelanschrieb Ihres Lehrenden folgen, während Studierende der naturwissenschaftlichen Fächer viele Wochen in Laboren verbringen, um rezeptartige Versuchsvorschriften umzusetzen? Und: Stimmt das überhaupt oder handelt es sich hier nur um Klischees und Vorurteile, und, wenn das so wäre, woher kommen diese?
Die interdisziplinäre Ringvorlesung 'Fachkulturen – Lehrkulturen?' geht von der leitenden Vermutung aus, dass die Gestaltung der Lehre eng mit dem wissenschaftlichen Selbstverständnis ihrer jeweiligen Disziplin verbunden ist. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Fachrichtungen werden in unserer Ringvorlesung einschlägige Beispiele aus Lehrveranstaltungen ihrer Disziplin vorstellen und dabei wissenschaftstheoretisch reflektieren, welche impliziten Annahmen über die Arbeitsweisen des eigenen Fachs in dieser Lehrpraxis enthalten sind:
Welche Annahmen über die Realität der untersuchten Gegenstände liegen der Lehre zugrunde? Wird den Lehrinhalten Wahrheit und universelle Geltung zugeschrieben? Mit welchen Darstellungsformen und -techniken wird hier gearbeitet? Welche didaktischen Konzepte kommen aus welchen Gründen zum Einsatz? Welche Rolle spielt die Lehre für die Professionsbildung und akademische Sozialisation? Diesen und weiteren Fragen geht die Ringvorlesung 'Fachkulturen – Lehrkulturen?‘ auf den Grund.
Die Fachdisziplinen der Vortragenden umfassen Philosophie, Erziehungswissenschaft, Physik, Germanistik, Rechtswissenschaft und Kunstdidaktik. Die Ringvorlesung richtet sich an ein allgemeines Publikum.