Was wir erforschen
Wer ist eigentlich gemeint, wenn von Fußballfans die Rede ist? Klischees gibt es viele: Den Kuttenfan, den Gelegenheitsbesucher, den Ultra, den Erfolgsfan oder den Familienvater, der mit seinen Kindern ins Stadion geht. Und was ist mit den weiblichen Fans, die nach Schätzungen zwischen 20 und 30 Prozent im Stadion ausmachen? Auch die Wissenschaft beschäftigt sich auf unterschiedlichen Gebieten mit Fußballfans. Viele Arbeiten konzentrieren sich aber auf Gruppen, die besonders im Fokus stehen, zum Beispiel Ultras oder Hooligans. Belastbare Untersuchungen zur Gesamtheit der Zuschauer/innen gibt es bislang kaum. Das wollen wir ändern.
Wir möchten herausfinden, wer an den Spieltagen in die Stadien geht. Welche persönliche Bedeutung hat Fußball für die Stadiongänger/innen? Welchen sozialen Schichten entstammen sie? Welche Werteeinstellungen vertreten sie?
Neben dem Selbstverständnis von aktiven Fans und Zuschauer/innen, liegt ein Schwerpunkt unserer Forschung auf den Sicherheitswahrnehmungen und Freiheitsansprüchen des Stadionpublikums. Darüber hinaus wollen wir Verbesserungsmöglichkeiten im Dialog zwischen Fans, Zuschauer/innen, Vereinen und Sicherheitskräften erforschen. Zu beachten ist hier, dass das Fußball-Stadion ein Raum ist, der aus unterschiedlichen Gründen reguliert wird. Viele Maßnahmen dienen der Sicherheit, andere der kommerziellen Verwertung des Fußballs. In der Konsequenz geben die Besucher/innen bestimmte Freiheiten ab. So sind zum Beispiel bestimmte Bewegungsrouten den Gäste- oder Heimfans vorbehalten, gewisse Arten der Unterstützung sind erlaubt, andere verboten. Fragen, denen wir nachgehen wollen, lauten hier: Wie sollten der (Profi-)Fußball und das Stadionerlebnis nach Meinung der Stadiongänger/innen aussehen? Welche Ansprüche an Freiheit und Sicherheit sollten berücksichtigt werden, damit der Dialog zwischen Fans und anderen Akteuren erhalten bleibt und verbessert werden kann? Und wie steht die Bevölkerung an den Spielorten zu den großen Zuschauerströmen, die der Fußball mit sich bringt?
Wir befassen uns also nicht ausschließlich mit dem Stadionpublikum, sondern auch mit den Debatten über Sicherheit und Gewalt im Zusammenhang mit Fußballspielen. Oft gehen diese mit Forderungen nach noch größeren Einschränkungen einher. Welche Rolle spielen die Medien dabei? Und entsprechen deren Berichte den tatsächlichen Verhältnissen? Wer definiert überhaupt Gewalt? Und wann wird Fanverhalten als Beitrag zur Stimmung angesehen und wann als gefährlich?
Indem wir die Erfahrungen, Einstellungen und Interessen des Fußballpublikums wissenschaftlich festhalten, möchten wir eine Basis schaffen, auf Grund der die Kommunikation zwischen Fans und den anderen beteiligten Akteuren verbessert werden kann.