Lesung mit Kathrine Nedrejord
12. Dezember 2023
Das Kaminzimmer des Café Grisu war voll besetzt für die Lesung der norwegischen Autorin Kathrine Nedrejord. Nach einer kurzen Einführung durch unseren Norwegisch-Lektor Magnus Enxing, der die Veranstaltung moderierte, las Nedrejord, selbst Samin, Passagen aus ihren Roman Lappjævel!, der die Unterdrückung der samischen Sprache und Kultur thematisiert.
Bereits in den Wochen zuvor hatten sich Studierende unseres Instituts mit dem Roman auseinandergesetzt und ihn im Rahmen einer Übersetzungswerkstatt ins Deutsche übertragen. So kamen bei der Lesung auch deutschsprachige Zuhörer*innen auf ihre Kosten.
Der Abend endete mit einer anregenden Diskussion über die historische aber auch die aktuelle Situation der Sámi in Norwegen.
Tusen takk for en fantastisk kveld!
Münsterland-Festival: Themenabend "Die Sámi - das einzige indigene Volk Europas"
am 24.10.2023 fand im Rahmen des münsterland-Festivals ein Themenabend zur Kultur der Sámi statt.
im Programm waren dabei auch zwei Vorträge von Mitarbeitern des Instituts für Skandinavistik der Universität Münster enthalten:
- Prof. Dr. Roland Ludger Scheel "Sagas/Sámi in vormodernen Texten aus Skandinavien"
- Alina Wehrmeister M.A. "Moderne Perspektiven auf die Binnenkolonisation“
Abschließend erfolgte der Blick von innen: Dr. Eeva-Kristiina Nylander, promovierte Ärchäologin, befasste sich mit dem kulturellen Erbe der Sámi und mit Repatriierungsprozessen in Zusammenarbeit mit der sámischen Gesellschaft. Sie gilt als Expertin der Provenienzforschung und arbeitete dabei bereits mit vielen internationalen Museen zusammen.
Im Anschluss lief der 75-minütige Dokumentarfilm "Eatnameamet – Our silent struggle" (OmU) der samischen Filmemacherin Suvi West über die Haltung der finnischen Regierung zum Thema der samischen Rechte und Selbstverwaltung. Abschließend gab es eine Diskussionsrunde.
Filmabend "Zwei Leben" am 11. Mai 2023 im Cinema
Am Anfang ist Bilderbuch-Norwegen. Katrine (Juliane Köhler) führt ein beschauliches Leben an der norwegischen Küste, mit Tochter, liebevollem Mann und ihrer rüstigen alten Mutter (Liv Ullmann). Doch eines Tages taucht in ihrem Heimatdorf ein Anwalt (Ken Duken) auf und beginnt, Fragen über ihre Vergangenheit zu stellen. Und die hat es in sich: Katrine wurde als Kind eines deutschen Soldaten und einer norwegischen Frau in eines der Lebensborn-Heime der Nazis verschleppt, um dort als ‚arisches‘ Kind erzogen zu werden. Doch je tiefer Anwalt Solbach in Katrines Lebensgeschichte eintaucht, desto mehr Unstimmigkeiten tun sich auf. Wie passt ihre DDR-Vergangenheit ins Bild? Wer ist Katrine wirklich?
Der Filmabend auf Einladung des Instituts für Skandinavistik der Uni Münster lockte zahlreiche Zuschauer*innen aller Altersklassen ins Programmkino Cinema in der Warendorfer Straße. Die deutsch-norwegische Koproduktion „To Liv – Zwei Leben“ (2012) des Regisseurs Georg Maas erzählt die Geschichte der beiden Länder im Spiegel eines einzigen Schicksals und wirft so ein neues Licht auf die Frage nach persönlicher und nationaler Identität.
Eingeleitet wurde der Abend von einem Vortrag des norwegischen Filmexperten Jan Erik Holst, der einen Einblick in die deutsch-norwegische Filmgeschichte und sein gleichnamiges Buch „To Liv – Zwei Leben“ gab. Auch nicht-Norwegischkundige kamen dabei auf ihre Kosten: Den Vortrag selbst hielt Holst auf Deutsch, bei der Diskussion übersetzte Norwegisch-Dozent Magnus Enxing.
Im Anschluss entfaltete sich auf der Leinwand die deutsch-norwegische Geschichte in der fiktiven Biographie von Katrine. Der Film zeichnet ein vielschichtiges Porträt eines Schicksals zwischen den Ländern, den politischen Systemen und zwischen den Identitäten. Klingendes Norwegisch steht im scharfen Kontrast zum spröden Beamtendeutsch der DDR-Agenten, die raue Küstenlandschaft gegen grauen Plattenbau. Und doch verzichtet der Film auf Schwarz-Weiß-Zeichnung und einfache Schuldzuweisungen. Letztendlich bleibt ein Gefühl der Ambivalenz, wie es gute Geschichten nun einmal hervorrufen. Schuldig machen sich die Figuren letztendlich alle – sympathisch sind sie aber auch.