Die Ausbreitung neuer Kulte, darunter das Christentum, brachten der antiken Welt zuvor ungekannte religiöse Pluralität und Wettbewerb und neue Spiritualitäten. Diese gingen in der Krise des 3. Jh.s nicht unter: Das Christentum setzte sich mit der konstantinischen Wende nicht gegen 'absterbende' religiöse semantische Systeme durch.
Das triumphalistische Narrativ der Konversion des Imperium ist ambivalent: Der Siegeszug des Christentums ging trotz des Einsatzes großer staatlicher, ökonomischer und sozialer Ressourcen nicht mit einer allgemeinen Durchsetzung christlicher Verhaltensnormen einher. Die vorgebliche religiöse wie soziale Dichotomie Christen/Heiden blieb fragwürdig, da die Taufe allein keine dezidiert christliche Identität vermittelte: Gläubige lebten weitere soziale Identitäten aus. Selbst der Umgang mit Juden, Paganen und deren Riten konnte nicht unterbunden werden. Theater, Inkubation, Magie u.a. blieben populär. Statt erfolgreicher innerer Mission waren Säkularisierungstendenzen unübersehbar. Theologische, soziale und politische Debatten wurzeln in diesem Spannungsfeld und förderten den Wandel der spätantiken Gesellschaft und Politik. Zu analysieren sind:
- die Säkularisierung paganer öffentlicher Praktiken, Feste und Identitäten
- Dynamik und Konfliktpotenzial neuer christlicher Sakralisierungskonzepte
- Säkularisierungsphänomene im christlichen Selbstverständnis und Gemeindeleben
- Strategien zur Verdrängung und Integration paganer, jüdischer u.a. Praktiken
- die Ausdifferenzierung multipler religiöser und sozialer Identitäten als Ausdruck religiöser Vielfalt
- die Artikulation und Dynamik sozialer und politischer Gegensätze im Medium des religiösen Konflikts