Der Osnabrücker Jurist, Schriftsteller und Staatsmann Justus Möser (1720-1794) zählt zu den interessantesten, vielschichtigsten und geistreichsten Gestalten seiner Zeit. Der von ihm in zahlreichen Schriften, aber ebenso auch in seinem politischen Handeln zutage tretende religionstheoretische Ansatz ist, zumal wegen dessen konsequent pragmatisch-funktionaler Abzweckung, von hoher Originalität. Indem er den verfassten Kirchen eine unersetzliche ordnungsstrategische Bedeutung beimisst, hat er das ekklesiologische Defizit der Aufklärungstheologie auf eigenständige Weise einzuholen vermocht.
Das darauf bezogene Promotionsprojekt soll sich einer dreifachen Aufgabe stellen: Zunächst ist die Religionstheorie Mösers aus seinen verstreuten Äußerungen in sachlicher, historisch disziplinierter Ordnung zu erheben und auf seine innere Konsistenz zu prüfen. Sodann ist die entscheidungs- und handlungsleitende Relevanz der Religionstheorie Mösers für dessen politische Gestaltungsarbeit kritisch zu eruieren. Schließlich sind die dabei gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen der damaligen religionstheoretischen Debatten und religionspraktischen Regulierungen hinsichtlich möglicher Einflüsse und Wechselwirkungen ausgreifend und differenziert zu kontextualisieren.
Die für das Projekt einschlägige Quellenlage ist exzellent: Mösers Schriften und Briefe liegen in vollständigen Editionen vor, das Niedersächsische Staatsarchiv Osnabrück hält eine noch unausgewertete Fülle diesbezüglicher Akten und Materialien bereit.
Das Projekt wird einen wichtigen, exemplarischen Beitrag zum aufklärerischen Spannungsfeld von Religion und Politik leisten können.