EXC 2060 A3-3 - Tradition und Innovation gräko-phönizischer Mythologie und Kulte im Spiegel kaiserzeitlicher Münzprägung
- Projektzeitraum
- Projektstatus
- Laufend
- Mittelgeber
- DFG - Exzellenzcluster
- Förderkennzeichen
- EXC 2060/1
Phönikien - im heutigen Libanon - ist eine antike Kulturlandschaft, die unter römischer Herrschaft auf selbstbewusste, in der Bronzezeit wurzelnde, Traditionen zurückblicken konnte. Hier ist ein in der antiken Mittelmeerwelt einzigartiges kulturelles und religiöses Kontinuum greifbar. Das Ziel des Projektes ist es, die religiösen Traditionen der phönikischen Städte in der römischen Kaiserzeit vor dem Hintergrund römischer Herrschaft zu untersuchen. Gegenstand des Projekts sind die numismatischen Zeugnisse. Das Projekt, dessen Kern eine Dissertation ist, setzt sich zum Ziel, eine systematische ikonographische Analyse der kaiserzeitlichen Städteprägungen Phönikiens zu unternehmen. Diese Städte eignen sich in ganz besonderer Weise, da sie nicht nur eine reichhaltige Münzprägung besitzen, sondern auch, weil Phönikien in der römischen Kaiserzeit ein spezifisches kulturelles Milieu aufweist, welches mit den Begriffen „phönikisch", „griechisch" oder „römisch" nur unzulänglich beschrieben ist. Phönikische Städte wie Tyros und Sidon haben auf ihre Münzen Bilder gesetzt, welche lokale Gottheiten zeigen und in Beziehung zu griechischen und römischen Mythen bringen. So wird etwa der Kult der Göttin Europa in einen mythologischen Zusammenhang gebracht, der darauf abzielte, die kulturelle und religiöse Leistung Phönikiens im Mittelmeerraum herauszustellen. Dazu werden griechische Mythen „ge-hijacked", und griechische Traditionen innovativ umgedeutet, die griechische „Leitkultur" mit ihren eigenen Mitteln geschlagen, wenn etwa auf einer Münze von Tyros der phönikische Heros Kadmos gezeigt wird, wie er „den Griechen" die Schrift übergibt. Dieses ist ein Musterbeispiel sowohl transkultureller Verflechtung als auch demonstrativer Entflechtung. Anhand der Münzprägung der phönikischen Städte sollen die lokalen Kulte und Mythen in ihrer imperialen Einbettung und Selbstverortung sowie ihrer aus der phönikischen Vergangenheit in die römische Kaiserzeit vermittelten Neuinterpretation behandelt werden.
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