Wissenschaftliche Fragestellung
Dass Religion in den tiefgreifenden weltweiten Umbruchprozessen der Gegenwart eine zentrale Rolle spielt, ist offenkundig. Umso umstrittener aber ist die Frage, ob sie lediglich ein symbolisches Medium für die Austragung sozialer Konflikte ist oder gar nur als Instrument für die Verfolgung von politischen und ökonomischen Interessen benutzt wird – oder ob sie in solchen Konflikten einen eigenständigen Faktor darstellt. Angesichts dieser unübersichtlichen Situation ist es erforderlich herauszufinden, auf welche Weise Religion in gesellschaftliche Auseinandersetzungen involviert ist und welche Rolle sie darin spielt.
Im Vordergrund der Arbeit des Exzellenzclusters steht die Frage, auf welche Weise Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren kann, worin – in Geschichte und Gegenwart und in verschiedenen Kulturen – ihre dynamische Kraft begründet liegt und welche äußeren Bedingungen ihre Mobilisierungsfähigkeit begünstigen oder einschränken. Im Unterschied zu säkularisierungstheoretischen Annahmen wird Religion so als selbstständiger Faktor des gesellschaftlichen Wandels ernstgenommen und die Aufmerksamkeit auf das aktive Potential des Religiösen in den politischen und sozialen Auseinandersetzungen in Geschichte und Gegenwart gelenkt.
Ziel der Forschung am Exzellenzcluster ist es nicht zuletzt, gegenüber drängenden Fragen der Gegenwart eine analytische Distanz herzustellen und vereinfachende Zuschreibungen zu vermeiden. Auf diese Weise stellen die Mitglieder des Exzellenzclusters gesellschaftlich relevantes Reflexionswissen bereit. Das Zentrum für Wissenschaftskommunikation vermittelt die Forschungen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften in themenspezifisch gewählten Formaten an eine Vielzahl gesellschaftlicher Zielgruppen.