The politics of al-Andalus: Islam in the Iberian Peninsula and the use and abuse of the past
Öffentlicher Abendvortrag in englischer Sprache von Hans-Blumenberg-Gastprofessorin Prof. Dr. Maribel Fierro
Die historische Region al-Andalus auf der Iberischen Halbinsel, die zwischen 711 und 1492 unter muslimischer Herrschaft stand, hat sich innerhalb und außerhalb Spaniens stark in den Erinnerungskulturen der Frühen Neuzeit niedergeschlagen. In ihrem öffentlichen Abendvortrag spricht die Blumenberg-Gastprofessorin Maribel Fierro darüber, wie sich die historischen Erfahrungen der multireligiösen Gesellschaft von al-Andalus auf verschiedene, politisch und religiös bedingte Geschichtsbilder bis in die unmittelbare Gegenwart hinein ausgewirkt haben.
Während das Konzept „al-Andalus“ im Spanien des 19. Jahrhunderts einerseits als das fundamental „Andere“, andererseits aber auch als Symbol für Vielfalt verwendet wurde, betrachtete man es in der islamischen Welt als „verlorenes Paradies“. Für die Juden Mitteleuropas wiederum wurde Sefarad, eine hebräische Bezeichnung für die Iberische Halbinsel, zu einem positiv konnotierten Bezugspunkt für das vermeintlich friedliche Zusammenleben von Angehörigen unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse. In jüngster Zeit ist al-Andalus in der westlichen Welt zu einer Ressource im Kampf einerseits gegen Islamophobie, andererseits gegen die Herausforderungen multikultureller und multireligiöser Gesellschaften geworden. Das Konzept „al-Andalus“ ist noch immer ein Kampfbegriff, der zu unterschiedlichen religiösen und politischen Zielen eingesetzt wird, nicht nur im Rahmen identitätspolitischer Kontroversen.