„Religionskritische Denkfiguren“

Buch des Philosophen Michael Quante zur Marx‘schen Kapitalismus- und Moralkritik

Buchcover
© mentis

Unter dem Titel „Der unversöhnte Marx“ hat der Philosoph Prof. Dr. Michael Quante vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ein neues Buch über das Denken von Karl Marx (1818-1883) vorgelegt, dessen Geburtstag sich am 5. Mai 2018 zum 200. Mal jährt. „Es ist an der Zeit, sich wieder mit der Marx‘schen Kritik des Kapitalismus, und damit mit seiner Kritik an unserer Gegenwart, auseinanderzusetzen“, so Quante. Die Welt sei in Aufruhr und brauche durchgreifende Veränderungen: „Religionskonflikte, Kämpfe um Ressourcen, Hungersnöte, Migrationsbewegungen, ein politisch unkontrollierter Neoliberalismus im Finanzsektor – angesichts solcher Herausforderungen erscheint die Kapitalismuskritik aktueller denn je.“ Es gelte, die kritischen Potentiale des Marx‘schen Denkens für gegenwärtige Krisen nutzbar zu machen.

„Karl Marx stand der kapitalistischen Gesellschaft seiner Zeit unversöhnlich gegenüber“, so Prof. Quante. Die „Ideologie der Sachzwänge“, von Marx in ihrer internen Logik entschlüsselt, beherrschten auch heutiges Denken. Sie sei zu einem „Mantra der Wohlhabenden“ geworden. Fremdenfeindliche und revanchistische Denkfiguren hätten sich an die Stelle von kritischem Bewusstsein, Bildung und Solidarität gesetzt. Das Buch „Der unversöhnte Marx. Die Welt in Aufruhr“ ist kürzlich im Mentis-Verlag erschienen.

Religionskritik

„Die Grundlagen des Denkens von Marx, die auch seiner Kapitalismuskritik zugrunde liegen, sind philosophischer Natur“, führt Michael Quante aus. Marx habe sie in enger Auseinandersetzung mit Hegel im Kontext der Linkshegelianer entwickelt. „Dabei war die damalige, zum Beispiel mit dem Namen Ludwig Feuerbach verbundene, Religionskritik ein prägender Faktor.“ Die spezifisch religionskritischen Argumentations- und Denkfiguren bleiben demnach im Marx‘schen Denken wirksam. Sie formen seine Entfremdungs- und Verdinglichungskonzeption, welche er in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ entwickelt hat, wie der Wissenschaftler ausführt.

Michael Quante hat diese grundlegende Bedeutung der Religionskritik für die Moral- und Staatskritik von Karl Marx in seinem Projekt A17 „Konstellationen der Religions- und Staatskritik im Linkshegelianismus“ am Exzellenzcluster untersucht und im Projekt A2-15 „Philosophische Anthropologie als Basis einer säkularen Normbegründung“ weiterverfolgt.

Prof. Dr. Michael Quante ist Haupantragsteller des Exzellenzclusters und Prorektor für Internationales und Transfer der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Zur heutigen Relevanz von Marx äußerte er sich auch in einem Interview der Uni-Zeitung „wissen | leben“: „Als Mitglied dieser Zivilgesellschaft möchte ich, dass wir uns von seiner fundamentalen Kritik und seinen Analysen anregen lassen. Als Wissenschaftler reizen mich seine komplexen Schriften, weil sie provozieren, faszinieren und immer noch viele offene Fragen der Interpretation bieten.“ Das Buch solle dazu beitragen, dass Karl Marx und sein Werk als Klassiker der deutschen Philosophie anerkannt würden. Hier gelte es, „all den ideologischen Ballast der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte“ aus dem Weg zu räumen. „Letztlich sollten wir ihn in der Philosophie mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Kant oder Hegel erforschen.“ (maz/vvm)

Hinweis: Quante, Michael: Der unversöhnte Marx. Die Welt in Aufruhr, Paderborn: Mentis 2018, ISBN: 978-3957431202, 12,90 Euro.