„Religionsfragen nicht den Gerichten überlassen“
Exzellenzcluster in Münster debattiert aktuelle Fragen der Islam- und Religionspolitik
Pressemitteilung des Exzellenzclusters vom 6. Mai 2016
Aktuelle Fragen der Islam- und Religionspolitik sind Thema der öffentlichen Ringvorlesung „Religionspolitik heute“, die nächsten Dienstag am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster beginnt. „Die Parteien sollten religionspolitische Debatten und Beschlüsse nicht länger vermeiden, nicht zuletzt nach den Anti-Islam-Äußerungen der AfD“, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Willems. „Die Konflikte wurden bislang den Gerichten überlassen. Dabei besteht erheblicher Problemdruck, wie die Debatten um Kopftuch, Schächten, Beschneidung, Islamunterricht oder Moscheebau zeigen.“ Der Forscher hält am Dienstag, 10. Mai, den Auftaktvortrag „Religionspolitik heute. Eine Einführung in aktuelle Problemfelder und Positionen“. Er zeigt darin religionspolitische Grundsatzfragen auf, sowie aktuelle Konflikte und Lösungswege im In- und Ausland. Veranstalter der Reihe sind der Exzellenzcluster und das Centrum für Religion und Moderne (CRM) der WWU.
Die neue Ringvorlesung bringt Wissenschaft, Politik, Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften mit Vorträgen, Kommentaren und Podien ins Gespräch. Ziel ist es, eine differenzierte Debatte zur Religionspolitik zu stärken. „Wir brauchen differenzierte Gespräche darüber, ob sich das Modell einer engen Staat-Kirche-Kooperation noch eignet, um den religiösen Mehr- und Minderheiten gleichermaßen Religionsfreiheit zu gewähren. Bislang sind sich die Gruppen sogar oft innerhalb der herkömmlichen Parteien nicht einig“, so Prof. Willems. „Wir ziehen auch internationale Beispiele heran, da andere Länder in der Religionspolitik weiter sind als Deutschland.“
Podien mit Parteienvertretern
In der öffentlichen Reihe sprechen Vertreterinnen und Vertreter der Politik-, Rechts- und Geschichtswissenschaft, Soziologie, Theologie und Kommunikationswissenschaft in Vorträgen und Kommentaren, darunter renommierte Gäste wie der Zürcher Philosoph Prof. Dr. Hermann Lübbe und der Göttinger Soziologe Prof. Dr. Matthias Koenig. Zu den Podien „Reformdruck in der Religionspolitik?“ am 28. Juni und 5. Juli werden die Politiker Volker Beck (Die Grünen), Kerstin Griese (SPD), Claudia Haydt (Die Linke) und Thomas Sternberg (CDU) erwartet, ebenfalls Avichai Apel von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz, Michael Bauer vom Humanistischen Verband Deutschlands, Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime und Stephanie Springer vom Landeskirchenamt in Hannover.
Die Veranstaltungen sind dienstags von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 in Münster zu hören. Prof. Dr. Ulrich Willems hat die Reihe gemeinsam vorbereitet mit dem Religionssoziologen und Sprecher des Exzellenzclusters, Prof. Dr. Detlef Pollack, der Leiterin des Zentrums für Wissenschaftskommunikation, Viola van Melis, und dem Historiker und wissenschaftlichen Mitarbeiter im CRM, Dr. Daniel Gerster. (vvm/ska)