„Katrin Kogman-Appel ist ein Glücksfall“
Feierliche Verleihung der Humboldt- Professur an Judaistin Katrin Kogman-Appel
Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat der Judaistin Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster und fünf weiteren Wissenschaftlern in Berlin die renommierte Alexander von Humboldt-Professur verliehen. „Wir wollen die Besten der Besten anlocken“, sagte Stiftungspräsident Prof. Dr. Helmut Schwarz bei der Festveranstaltung. Prof. Kogman-Appel gilt in der jüdischen Kunstgeschichte des Mittelalters als weltweit führend. Sie versteht Kunstgeschichte als Kulturgeschichte, verbindet sie mit sozialhistorischen und religionsgeschichtlichen Fragen und wirkt so über die Judaistik hinaus in die Mittelalterforschung allgemein, wie die Humboldt-Stiftung in ihrer Begründung erläutert.
Die Humboldt-Professur ist der höchstdotierte deutsche Forschungspreis. Seit 2008 vergibt die Humboldt-Stiftung die mit bis zu fünf Millionen dotierte Auszeichnung an weltweit führende und im Ausland tätige Forscher aller Disziplinen, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sichert die Finanzierung. Seitdem wurden gut 50 Professuren für jeweils bis zu fünf Jahre vergeben, die vor allem dazu beitragen sollen, renommierte Wissenschaftler aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, um den heimischen Forschungsstandort zu stärken. Nach dem Mathematiker Prof. Dr. Michael Weiss ist es der WWU zum zweiten Mal gelungen, eine Humboldt-Professur einzuwerben. Beim Festakt in Berlin stellten die Universität und der Exzellenzcluster sich mit einem Infostand vor, den Stiftungspräsident Prof. Dr. Helmut Schwarz und Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen besuchten.
„Profilschwerpunkt nachhaltig verstärken“
An der WWU werden die Judaistinnen Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel und Prof. Dr. Regina Grundmann in den kommenden Jahren das neue Institut für Jüdische Studien aufbauen. Die Humboldt-Professur von Katrin Kogman-Appel trägt den Schwerpunkt jüdische Kunst- und Kulturgeschichte und Buchkultur des Mittelalters sowie sephardisches Judentum, und die Professur von Regina Grundmann den Schwerpunkt rabbinisches Judentum und jüdische Geistesgeschichte.
Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles sagte in ihrer Laudatio, mit den europaweit größten Katholisch- und Evangelisch-Theologischen Fakultäten, dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“, dem Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) und dem Centrum für religionsbezogene Studien (CRM) zähle die WWU schon lange zu den führenden Universitäten in der Religions- Forschung und Lehre. „Katrin Kogman-Appel wird diesen Profilschwerpunkt nachhaltig verstärken. Sie ist ein perfekter Glücksfall für uns.“
In ihren Dankesreden hoben die sechs international herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bielefeld, Bonn, Halle, München, Karlsruhe und Münster sogenannte weichen Faktoren hervor, die ihnen mit diesem Preis als wichtigstes Privileg zugesprochen würden: kreatives Forschen ohne permanenten Antrags- und Rechtfertigungsdruck, und das über fünf Jahre. „Das Geld ist nützlich und notwendig, aber nicht hinreichend“, meinte Stiftungspräsident Helmut Schwarz. „Wir schenken ihnen vor allem Vertrauen und Freiraum.“
Leben und Werk von Katrin Kogman-Appel
Vor ihrem Wechsel nach Münster hatte die Forscherin den „Evelyn Metz Memorial Research Chair“ an der israelischen „Ben-Gurion-Universität des Negev“ inne. Die gebürtige Österreicherin wechselte nach Studium und Promotion in Wien in den 1980er Jahren erstmals nach Israel an die Jerusalemer Hebrew University. Nach Stationen an der University of Pittsburgh, USA, und der mexikanischen Universidad Hebraica kam sie 1996 zunächst als Lecturer an die Ben-Gurion-Universität. Katrin Kogman-Appel war auch Gastforscherin am Institute for Advanced Studies der US-amerikanischen University of Princeton. Sie sitzt im redaktionellen Beirat verschiedener Fachzeitschriften und gehört der „European Association of Jewish Studies“ und der „Medieval Academy of America“ an.
Am Exzellenzcluster forscht sie als Principal Investigator und leitet das Projekt B2-24 From Manuscript to Printing Press: The Illustrated Book in Jewish Culture (Fourteenth–Sixteenth Centuries) (Von der Handschrift zum Buchdruck: Das illustrierte Buch in der jüdischen Kultur (14.-16. Jahrhundert). Das Projekt befasst sich mit der jüdischen Handschriften- und Buchkultur des Mittelalters. Ihr Projektteam wird in den kommenden Jahren untersuchen, wie sich jüdische Manuskripte im Zuge des Buchdrucks veränderten. Es vergleicht diese Entwicklung mit Prozessen in nicht-jüdischen Buchproduktionen.
Weitere Projekte der Wissenschaftlerin an der Universität Münster befassen sich mit der Arbeit des Sefardischen Schreibers Cresques ben Abraham, der im 14. Jahrhundert als Kartograph für den Hof der Könige von Aragon tätig war, sowie einer Untersuchung rabbinischer Quellen über die Rolle der Visualität in der jüdischen Kultur des Mittelalters. (upm/maz/vvm)