Göttliche und menschliche Gewalt

Monographie des Theologen Johannes Schnocks zu Gewalttexten im Alten Testament

Buchcover

Mit der göttlichen und menschlichen Gewalt in alttestamentlichen Texten und ihrer Rezeption beschäftigt sich ein neues Buch des katholischen Theologen Prof. Dr. Johannes Schnocks vom Exzellenzcluster. „Von Gewalt ist im Alten Testament immer wieder die Rede. In manchen Texten wird sogar Gott selbst als Urheber mit Gewaltereignissen in Verbindung gebracht, oder er fordert Menschen zu gewalttätigem Handeln auf“, erläutert der Alttestamentler. In seinem Buch „Das Alte Testament und die Gewalt“ legt er Ergebnisse aus seinem Forschungsprojekts am Exzellenzcluster, D1 Göttliche Gewalt. Religionsgeschichtliche und rezeptionshermeneutische Analysen zu den Gottesbildern der Hebräischen Bibel vor.

Auch wenn die historisch-kritische Exegese in vielen Fällen die historischen Hintergründe beleuchte und so einen Großteil des Gewaltpotentials der Texte besser verständlich mache, blieben solche Texte doch anstößig, wenn man auf ihre Rezeptionsgeschichte schaue, so der Autor. Das gelte umso mehr, wenn sie im Verlauf der Geschichte zur Rechtfertigung zwischenmenschlicher Gewalt herangezogen worden seien. „Insbesondere mit Blick auf die Rezeptionsgeschichte stellt sich die beklemmende Frage, ob die literarische Gewalt der Texte im Lauf der Geschichte zur Legitimierung zwischenmenschlicher Gewalt geführt hat oder – wie manche Vertreter der aktuellen Diskussion um Religion und Gewalt schreiben – sogar dazu führen musste“. Die Studie setzt daher mit einer knappen Standortbestimmung in der Diskussion ein, die besonders von den Beiträgen des Ägyptologen Prof. Dr. Jan Assmann mit dem Stichwort der „Mosaischen Unterscheidung“ angestoßen wurde.

Die Studie widmet sich zunächst in Einzeluntersuchungen einigen „Gewalttexten“ der Hebräischen Bibel. Darin untersucht Prof. Schnocks Texte, in denen Gott als Täter von Gewalt begegnet und in denen es um Kinderopfer, Blutrache und die Todesstrafe geht. Ein weiterer Teil der Studie beschäftigt sich mit dem Umgang mit solchen Texten in den Makkabäerbüchern. Der Autor widmet sich der Frage, wie in dieser späten biblischen Literatur bereits auf die Hebräische Bibel zurückgegriffen wird, um gewalttätiges Handeln oder Herrschaft zu rechtfertigen. Diskutiert werden die Rezeption des Josuabuches, die These, dass der Makkabäeraufstand ein reiner Religionskrieg gewesen sei, und die literarische Stilisierung von Gewalthandlungen mit Affekten wie Eifer oder Zorn. In einem Ausblick erörtert der Theologe am Beispiel von Psalm 79, wie im Mittelalter mit Bezug auf das Alte Testament Argumentationsmuster zur Legitimierung von Gewalt gewonnen und für die Kreuzzugspropaganda genutzt wurden.

Prof. Schnocks ist Direktor des Seminars für Zeit- und Religionsgeschichte des Alten Testaments der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und Mitherausgeber der Reihe „Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament“. Am Exzellenzcluster leitet er in der zweiten Förderphase bis 2017 das Projekt D2-10 Gewalterfahrung und göttliche Rache. Religionsgeschichtliche und rezeptionshermeneutische Analysen alttestamentlicher Klagen. (Neukirchener Verlagsgesellschaft/mit/han)


Hinweis: Schnocks, Johannes: Das Alte Testament und die Gewalt. Studien zu göttlicher und menschlicher Gewalt in alttestamentlichen Texten und ihren Rezeptionen (Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament, Bd. 136), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlagsgesellschaft 2014, 183 Seiten, ISBN 978-3-7887-2675-1, 24,99 Euro.