„Hegel wäre stolz gewesen“

Michael Quante erhält „Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik“

Pressemitteilung der WWU vom 30. Januar 2014

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Dr. Jürgen Lüthje (r.), Stiftungsvorsitzender der "Max Uwe Redler Stiftung", überreichte Prof. Dr. Michael Quante den mit 100.000 Euro dotierten Preis.

Bei einem Festakt in der Universität Hamburg ist Prof. Dr. Michael Quante vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mit dem erstmals vergebenen Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik ausgezeichnet worden. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis wird von der „Max Uwe Redler Stiftung“ verliehen – der 2006 verstorbene Kaufmann hatte testamentarisch verfügt, nach seinem Tod eine Stiftung zur Förderung der Geisteswissenschaften zu gründen. Michael Quante habe unter anderem mit seinen Beiträgen zu einer modernen biomedizinischen Ethik bewiesen, „dass die Philosophie auch heute im Dialog mit anderen Wissenschaften wichtige Orientierungshilfen geben kann“, begründete der Stiftungsvorsitzende Dr. Jürgen Lüthje die Entscheidung der Jury.

Michael Quante hob in seiner Dankesrede hervor, dass er sich zu den Vertretern einer „pragmatischen Philosophie“ zähle. Man müsse stets bereit sein, sich einer Debatte zu stellen und sich von anderen Positionen überzeugen zu lassen. Er unterstrich den aktuellen Wert der Philosophie, mit deren Hilfe es immer wieder gelinge, „Inseln der kritischen Reflektion zu schaffen“, was auch der Entschleunigung in einer immer dynamischeren Welt diene. Zudem gelte es mehr denn je, das Spannungsfeld zwischen Individualität und der sozialen Einbindung jedes Menschen auszutarieren, beispielsweise in der Diskussion über das Modell der Inklusion an den Schulen.

Der amerikanische Philosoph Robert B. Pippin unterstrich in seiner Laudatio, dass Michael Quante mit seiner Analyse und Interpretation der Werke Georg Friedrich Wilhelm Hegels (1770 – 1831) neue Maßstäbe gesetzt habe. Er habe Verbindungen Hegels zu anderen Philosophen entdeckt, die vorher niemand gesehen habe. „Würde Hegel heute bei uns sein, wäre er nicht nur beeindruckt, sondern auch stolz auf die Leistungen von Michael Quante“, sagte der Experte von der University of Chicago.

Der Philosophiepreis der „Max Uwe Redler Stiftung“ gilt als die bedeutendste Auszeichnung einer privaten Stiftung auf dem Gebiet der Philosophie und Sozialethik. Der Preis wird alle drei bis fünf Jahre vergeben. Eine vierköpfige Jury hatte sich unter zwölf Nominierten einstimmig für Michael Quante entschieden.

Der aus dem westfälischen Senden stammende Michael Quante hat 1992 mit einer Dissertation über „Hegels Begriff der Handlung“ promoviert. Seine Habilitationsschrift (2001) trägt den Titel: „Personales Leben und menschlicher Tod“. Seine Karriere am Philosophischen Seminar der Universität Münster begann er bereits 1990 als wissenschaftliche Hilfskraft. Nachdem er mehrere Jahre an den Universitäten Duisburg-Essen und Köln gelehrt und geforscht hatte, nahm er im Oktober 2009 den Ruf an die WWU an – sein Schwerpunkt ist die Praktische Philosophie. Michael Quante steht damit in einer Reihe bedeutender münsterscher Philosophen wie Joachim Ritter, Hans Blumenberg und Ludwig Siep. Am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ gehört Michael Quante zu den Hauptantragstellern. Er leitet das Forschungsprojekt A2-15 Philosophische Anthropologie als Basis einer säkularen Normbegründung.

Für den Philosophie-Preis der „Max Uwe Redler Stiftung“ gibt es neben den wissenschaftlichen Kriterien eine weitere, eine formale Hürde: Die Preisträger dürfen das Alter von 50 Jahren „nicht wesentlich“ überschritten haben. Auch deswegen freute sich der erste Preisträger über die Auszeichnung. „Ich liebe dieses Fach auch“, betonte Michael Quante, „weil man mit 51 Jahren noch zum Nachwuchs zählt.“ (upm/ska)