Die Oratorien Louis Spohrs
Tagung zum deutschen Oratorienrepertoire des 19. Jahrhunderts
Kartenvorverkauf für das Konzert: Musikhaus Viegener am Katthagen 25-26, Copy-Casa an der Wolbecker Straße 91 und online.
Die Oratorien Louis Spohrs (1784-1859) stehen im Mittelpunkt einer interdisziplinären Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Die missliche Forschungslage zum deutschen Oratorienrepertoire des 19. Jahrhunderts ist vielfach beschrieben worden“, sagt Musikwissenschaftler Dr. Dominik Höink, der die Tagung organisiert. Die Desiderate, darunter etwa schon die bloße überblickshafte Kenntnis des Repertoires, seien eklatant. Die Tagung „Die Oratorien Louis Spohrs. Kontext – Text – Musik“ beginnt am 15. November im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters an der Johannisstraße 4. Eine Aufführung des Oratoriums „Die letzten Dinge“ in der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen am Hohenzollernring 72 gibt am Sonntagabend, dem 17. November, einen Höreindruck der Werke von Louis Spohr.
„Das Kolloquium in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik soll als Forum dienen, um durch die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Oratorien Louis Spohrs ein präziseres Verständnis der Werke, Kontexte und der Gattungsgeschichte bis 1850 im Ganzen zu gewinnen“, so Höink. Selbst vergleichsweise prominente Oratorien seien häufig weniger intensiv erforscht als etwa Opern des gleichen Zeitraums. Dies gelte besonders für die Oratorien Louis Spohrs, deren Bedeutung für die Gattungsgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitaus größer sei, als der bescheidene Umfang der bisherigen Forschungsbeiträge suggeriere.
Erkenntnisse zur Gattungsgeschichte des Oratoriums
Die Teilnehmer der Tagung untersuchen die vier Oratorien Spohrs: „Das jüngste Gericht“, „Die letzten Dinge“, „Des Heilands letzte Stunden“ und „Der Fall Babylons“. Weitere Beiträge beleuchten darüber hinaus die autobiographische (Selbst-)Inszenierung Spohrs sowie die sozial- und kulturhistorischen Hintergründe. Diese Multiperspektivität im Umgang mit den Oratorien Spohrs soll Höink zufolge zu neuen interessanten Erkenntnissen führen, „auch in einem weiteren Rahmen der Gattungsgeschichte des 19. Jahrhunderts“.
Mitwirkende des Konzerts am 17. November um 18 Uhr sind Sopranistin Andrea Lauren Brown, Altistin Sunniva Eliassen, Tenor Michael Feyfar und Bassist Stefan Zenkl sowie der Kammerchor an der Herz-Jesu-Kirche Münster, begleitet von der Nordwestdeutschen Philharmonie. Die Tagung wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. Musikwissenschaftler Dr. Dominik Höink leitet am Exzellenzcluster das Forschungsprojekt B2-9 Politisch-nationale Stoffe und geistlich-religiöse Form: Das Oratorium vom 18. bis 20. Jahrhundert. (exc/bhe)
Tagung „Die Oratorien Louis Spohrs. Kontext – Text – Musik“
15. bis 17. November 2013
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters „Religion und Politik“
Johannisstraße 4
48143 Münster
Abschlusskonzert Louis Spohr, „Die letzten Dinge“
Sonntag, 17. November 2013, 18 Uhr
Solisten: Andrea Lauren Brown (Sopran), Sunniva Eliassen (Alt), Michael Feyfar (Tenor), Stefan Zenkl (Bass)
Nordwestdeutsche Philharmonie
Kammerchor an der Herz-Jesu-Kirche Münster
Leitung: Michael Schmutte
Mutterhauskirche der Franziskanerinnen
Hohenzollernring 72
48145 Münster
Programm
Freitag, 15. November 2013 |
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14:00-14:30 | Einführung | Dominik Höink, Münster |
14:30-16:00 | Moderation: Ralf Martin Jäger, Münster | |
Spohr’s quest for form and expression in sacred drama: his oratorios in their biographical context | Clive Brown, Leeds | |
Komposition und Aufführung. Louis Spohrs Selbstbiographie | Martina Wagner-Egelhaaf, Münster | |
16:30-18:00 | Musikfeste als Forum für Oratorien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts | Eva Verena Schmid, München |
Ein rentables Geschäft? Zum Stellenwert von Oratorien in Verlagsprogrammen des 19. Jahrhunderts | Peter Schmitz, Münster | |
Samstag, 16. November 2013 |
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09:00-10:30 | Moderation: Markus Böggemann, Kassel | |
Antichrist und Heiland. Napoléomanie, Endzeiterwartungen und Erlösermythen während der „bellizistischen Sattelzeit“ um 1800 | Kirstin Buchinger, Berlin | |
„…eine Zeit, wo kühn an die Geheimnisse göttlicher Offenbarungen, der Apokalypse, vor allem auch des jüngsten Gerichts gerührt wird“ – Louis Spohrs Apokalypse-Oratorien im Kontext des Oratorienrepertoires im frühen 19. Jahrhundert | Rebekka Sandmeier, Kapstadt | |
11:00-12:30 | Die Libretti zu Louis Spohrs Die letzten Dinge und Das jüngste Gericht aus bibelwissenschaftlicher Perspektive | Rüdiger Schmitt, Münster |
„... daß der Componist ... in der Entwickelung seiner musikalischen Ideen originell zu sein sich bestreben müsse...“ – Aneignung und Neuformulierung in Louis Spohrs Das jüngste Gericht | Andreas Jacob, Essen | |
14:30-16:00 | Moderation: Andrea Ammendola, Münster | |
Altklassische Polyphonie oder zeitgenössischer Tonsatz? Die Chorpassagen in Louis Spohrs Die letzten Dinge | Daniel Glowotz, Münster | |
Des Heilands letzte Stunden von Louis Spohr und die Tradition der Passionsvertonungen | Jürgen Heidrich, Münster | |
16:30–18.00 | Die kanonischen Passionsgeschichten in Des Heilands letzte Stunden von Friedrich Rochlitz/ Louis Spohr | Hermut Löhr, Münster |
„Daß der Componist dabei die Aufgabe zu lösen hat, das, was Jesus singt, vor allem Anderen als heilig, erhaben und wohllautend hervortreten zu lassen, versteht sich von selbst“ – Musikalische Charakterdarstellungen in Louis Spohrs Des Heilands letzte Stunden | Daniel Ortuno-Stühring, Weimar | |
Sonntag, 17. November 2013 |
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09:30-11:00 | Moderation: Judith Haug, Münster | |
„... daß die dabei gehaltene Predigt großentheils gegen sein Oratorium gerichtet war“ – Die Rezeption von Spohrs Oratorien in England im Widerstreit der Konfessionen | Karl Traugott Goldbach, Kassel | |
Louis Spohrs Der Fall Babylons und die ‚Belsazardramen‘ seit Georg Friedrich Händel | Dominik Höink, Münster | |
11:30-12:15 | Rezeptionshermeneutische Analysen zu Spohrs Der Fall Babylons und seinen biblischen Vorlagen | Johannes Schnocks, Münster |
14:00-16:00 | Analytische Beobachtungen zu Der Fall Babylons | Michael Zywietz, Bremen |
Präsentation der Online-Datenbank „Verzeichnis der deutschen Oratorien 1800–1950 (VDOra)“ | Dominik Höink und Robert Memering, Münster, Rebekka Sandmeier, Kapstadt | |
Abschließender Kommentar | Klaus Wolfgang Niemöller, Köln | |
18:00 |
Abschlusskonzert: Louis Spohr, Die letzten Dinge Mutterhauskirche der Franziskanerinnen, Hohenzollernring 72, 48145 Münster |