Kaiser und Patriarch in Byzanz
Zwei neue Arbeiten aus der Byzantinistik am Exzellenzcluster
Mit der politischen Bedeutung der Patriarchen im byzantinischen Staatswesen befasst sich der zweite Band des Werkes „Zwei Sonnen am Goldenen Horn?“ aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Die Autoren untersuchen Aspekte patriarchaler und kaiserlicher Macht von der Spätantike bis ins 15. Jahrhundert, wie die Herausgeber und Byzantinisten Prof. Dr. Michael Grünbart, Lutz Rickelt und Martin Vučetić erläutern. Sie hatten im November 2010 zu einer gleichnamigen Tagung am Exzellenzcluster eingeladen. Die beiden Bände bündeln die Vorträge der Konferenz. Die Tagung und die Bücher gehen auf das Projekt B11 „Kaiser und Patriarch in Byzanz – eine spannungsreiche Beziehung“ zurück, in dem die Herausgeber in der ersten Förderphase des Exzellenzclusters bis 2012 forschten.
„Der Patriarch von Konstantinopel, der nahe dem weltlichen Machzentrum in der Hauptstadt seinen Sitz hatte, konnte immer wieder in das politische Tagesgeschehen eingreifen“, erläutert Prof. Grünbart. Patriarchen spielten nach seinen Worten eine wichtige Rolle bei Machtergreifungen und hatten allein aufgrund der wachsenden wirtschaftlichen Stärke der kirchlichen Strukturen großes Gewicht im byzantinischen Reich. Die Beiträge beider Teilbände, die im LIT Verlag erschienen sind, untersuchen neben Byzanz auch damit verknüpfte Entwicklungen in Rom und Antiocheia. Der erste Teil des Tagungsbandes erschien im Jahr 2011.
Einführung in das byzantinische Reich
Eine grundlegende Einführung in „Das Byzantinische Reich“ gibt Prof. Grünbart in einem gleichnamigen Buch, das Anfang 2014 in der Reihe „Geschichte Kompakt“ der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) erscheint. Das Buch bietet einen Überblick über die Hauptlinien der Entwicklungen im oströmischen beziehungsweise byzantinischen Reich von der Regierung Kaiser Konstantins (306-337) bis zur Einnahme der Hauptstadt Konstantinopel 1453 durch die Osmanen. Der Autor ergänzt die Darstellung zahlreicher historischer Phänomene mit Quellenmaterial.
„Da das Kaisertum eine Konstante von der römischen Tradition bis zum Ende des Reiches darstellte, erhält diese Institution besondere Aufmerksamkeit“, erörtert Prof. Grünbart. Das byzantinische Kaiserreich sei jedoch kein statisches Gebilde gewesen, sondern zeige in vielfacher Weise Umwandlungen und Weiterentwicklungen von Ideen sowie Verflechtungen mit angrenzenden Kulturen. Byzanz hatte aufgrund seiner territorialen Erstreckung bis ins 12. Jahrhundert spürbaren Einfluss auf die politischen, religionsgeschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in ganz Europa, wie der Wissenschaftler erläutert. „Dies zeigen etwa die Wiederaufnahme eines westlichen Kaisertums durch Karl den Großen, die verstärkten Missionsbewegungen im 9. Jahrhundert und die Periode der Kreuzzüge.“ Prof. Grünbart leitet seit 2012 das Cluster-Projekt B2-8 „Moses und David: Ambige Typologien für Patriarchen und Kaiser in Byzanz“. (han)
Hinweise:
Michael Grünbart, Lutz Rickelt, Martin Marko Vucetic (Hg.), Zwei Sonnen am Goldenen Horn? Kaiserliche und patriarchale Macht im byzantinischen Mittelalter. Akten der internationalen Tagung vom 3. bis 5. November 2010. Teilband 2 (= Byzantinistische Studien und Texte, Band 4), Berlin, Münster u.a.: LIT Verlag, 2013, ISBN: 978-3-643-11540-9, 200 Seiten, 24,90 Euro.
Michael Grünbart, Das Byzantinische Reich, (= Geschichte Kompakt), Darmstadt: Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG), 2013, ISBN 978-3534256662, 144 Seiten, 14,90 Euro.
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