Wie friedlich ist der Buddhismus wirklich?
Renommierter Japanologe und Zen-Meister über Buddhismus und Gewalt
Der Buddhismus ist Religionsexperten zufolge weit weniger friedfertig als im Westen oft angenommen. „Wie andere Religionen war auch der Buddhismus – bis hinein in die Gegenwart – in gewaltsame Konflikte verwickelt“, sagt Religionswissenschaftler Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster. Auf dessen Einladung hin hält der amerikanische Japanologe und Zen-Meister Prof. Dr. Brian Victoria am 24. Mai in Münster einen öffentlichen Vortrag über das Verhältnis von Buddhismus und Gewalt.
Die Meister und Heiligen Schriften dieser Weltreligion hätten immer wieder religiöse Rechtfertigungen für den Einsatz von Gewalt geliefert, erläutert Prof. Schmidt-Leukel. „Während des Zweiten Weltkriegs gab es zen-buddhistische Stimmen, die den Kamikaze-Einsatz der Selbstmordpiloten als Ausdruck der höchsten Erleuchtung würdigten.“ Welche Faktoren innerhalb des Buddhismus zur Rechtfertigung von Gewalt führten, wird Prof. Victoria in seinem Vortrag darlegen.
Der international renommierte Forscher der Antioch University in Yellow Springs, Ohio, ist praktizierender Zen-Buddhist. Er spricht auf Einladung des Exzellenzclusters und des Seminars für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie der Uni Münster, das Religionswissenschaftler Schmidt-Leukel leitet. Der Japanologe beschreibt in seinem auch in Deutschland erschienenen Buch „Zen, Nationalismus und Krieg. Eine unheimliche Allianz“ (1999; Originalausgabe: „Zen at War“, 1997) erstmals eine enge Verflechtung zwischen Zen-Buddhismus und japanischer Kriegspolitik.
Der Vortrag in englischer Sprache mit dem Titel „Violence-enabling Mechanisms within Buddhism“ („Gewalt ermöglichende Mechanismen im Buddhismus“) beginnt um 19.15 Uhr in Hörsaal F2 des Fürstenberghauses, Domplatz 20-22. Ebenfalls am 24. Mai gibt Prof. Victoria von 14.15 bis 15.45 Uhr ein öffentliches Seminar über das Verhältnis des berühmten Zen-Buddhisten D.T. Suzuki zum Nationalsozialismus. Das Seminar findet in der Evangelisch-theologischen Fakultät, Universitätsstraße 13-17, Raum 304, statt. (han/vvm)