Von Stiftern und Schätzen
Vorträge namhafter Wissenschaftler ergänzen die Ausstellung „Goldene Pracht“
In die Welt der mittelalterlichen Schatzkunst führt eine Vortragsreihe zur Ausstellung „Goldene Pracht“ in Münster. Namhafte Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz beleuchten ab Mittwoch, 25. Januar, Themen rund um Gold, Silber und Edelsteine. „Die Reihe bietet einen Vorgeschmack auf die umfassende Schau, die ab 26. Februar herausragende Werke der Goldschmiedekunst in der Domkammer und im LWL-Landesmuseum zeigt“, sagt der Leiter des Ausstellungsprojektes, Dr. Olaf Siart. Die Kuratoren und Forscher vertiefen Leitthemen der Ausstellung wie Schatz und Schrein, Prachtentfaltung und Reliquienkult, Stiftungswesen und den Mythos Gold.
Die Vorträge sind ab dem 25. Januar mittwochs ab 19.00 Uhr in Münster in Hörsaal F1 und F5, Domplatz 20-22, zu hören. Der Eintritt ist frei. Zum Auftakt spricht der Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster am 25. Januar unter dem Titel „Memoria und Stiftungswesen“ über das mittelalterliche Stiftungswesen. „Als Gegenleistung für wertvolle irdische Gaben wie Kunstwerke, Kreuze und Kelche erhofften sich die Menschen des Mittelalters, dass Gott ihre Fegefeuer-Zeit verkürze“, erläutert der Mediävist. „Die Sorge um das eigene Seelenheil war ein wichtiger Bestandteil mittelalterlicher Frömmigkeit. Sie drückte sich im Stiftungswesen aus.“
Die Ausstellung „Goldene Pracht“ ist ein Kooperationsprojekt des Bistums Münster, des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster. Sie präsentiert vom 26. Februar bis 28. Mai 2012 auf 1.500 Quadratmetern 300 herausragende Werke der Goldschmiedekunst des 10. bis 16. Jahrhunderts. Die Kuratoren konnten 220 Leihgaben von internationalem Rang zusammentragen. Diesen werden zahlreiche Exponate aus dem Domschatz und LWL-Landesmuseum gegenübergestellt. Zu den Vorträgen laden die Museen und der Exzellenzcluster gemeinsam mit dem Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens ein. Die Reihe ist interdisziplinär angelegt und vereint kunsthistorische, historische und theologische Perspektiven.
Weitere Vorträge
Der zweite Vortrag der Reihe „Stifterbilder in der Goldschmiedekunst“ von LWL-Kuratorin Dr. Petra Marx beleuchtet am 1. Februar die Selbstdarstellung von Stiftern auf den von ihnen gestifteten Werken. Marx: „Gläubige Geistliche und Laien stifteten prachtvolle Kreuze, Kelche und Reliquienschreine, um sich der Fürsprache der Heiligen zu vergewissern.“ Mit den Stifterbildern fügten sie sich oft selbst in die Kunstwerke ein. „Bedeutsam war dabei das rechte Verhältnis zwischen einer demütigen Haltung vor Gott und den Heiligen und der Sicherung des eigenen Ansehens.“
Mit dem Vortrag „Goldschmiedearbeiten für die Liturgie – Ihre Vielfalt und ihr Gebrauch bei Messfeiern und Prozessionen“ setzt Bistums-Kurator Holger Kempkens die Reihe am 8. Februar fort. „Von der Messfeier über die Heiligenverehrung bis zum Mitführen bei Prozessionen – der Großteil der bis heute erhaltenen Goldschmiedearbeiten des Mittelalters wurde zur sakralen Nutzung geschaffen und in vielfältiger Form in die Liturgie eingebunden“, sagt der Kurator. Es folgen weitere Beiträge von Historikern, Kunsthistorikern, Philologen und Theologen.
Der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Arnold Angenendt vom Exzellenzcluster beschäftigt sich am 29. Februar unter dem Titel „Schatz und Schrein“ mit kostbaren Reliquiaren, die den religiösen Schatz der Kirche, die Reliquien, bargen. Unter der Überschrift „Mythos Gold“ gibt der Mineraloge Prof. Dr. Hans-Gert Bachmann, Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, am 7. März einen Einblick in die 6000-jährige Kulturgeschichte des Edelmetalls.
Zur Geschichte hoch- und spätmittelalterlicher Schätze spricht der Historiker Dr. Lucas Burkhart von der Universität Basel am 14. März in seinem Vortrag „Reliquiare, Herrschaftszeichen, Kostbarkeiten“. Über Reliquien als „Gewänder der Heiligen auf Erden“ äußert sich die Kunsthistorikerin Dr. Gia Toussaint von der Universität Hamburg am 21. März im Vortrag „Prachtentfaltung und Reliquienkult“. Die Philologin Prof. Dr. Christel Meier-Staubach vom Exzellenzcluster behandelt am 28. März unter dem Titel „Schönheit, Wert, Bedeutung“ die Materialität und Symbolik von Gold und Edelsteinen im Mittelalter. Die Reihe wird während der Ausstellungs-Laufzeit fortgesetzt. (vvm/ska)
Programm
25.01.2012 | Prof. Dr. Gerd Althoff, Münster | Memoria und Stiftungswesen (Fürstenberghaus, Hörsaal F1) |
01.02.2012 | Dr. Petra Marx, Münster | Stifterbilder in der Goldschmiedekunst (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
08.02.2012 | Holger Kempkens M.A., Münster | Goldschmiedearbeiten für die Liturgie – Ihre Vielfalt und ihr Gebrauch bei Messfeiern und Prozessionen (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
29.02.2012 | Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Angenendt, Münster | Schatz und Schrein. Reliquien öffnen den Himmel (Fürstenberghaus, Hörsaal F1) |
07.03.2012 | Prof. Dr. Hans-Gert Bachmann, Hanau | Mythos Gold. Eine 6000-jährige Kulturgeschichte (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
14.03.2012 | PD Dr. Lucas Burkhart, Basel | Reliquiare, Herrschaftszeichen, Kostbarkeiten. Zur Geschichte hoch- und spätmittelalterlicher Schätze (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
21.03.2012 | PD Dr. Gia Toussaint, Hamburg | Prachtentfaltung und Reliquienkult (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
28.03.2012 | Prof. Dr. Christel Meier-Staubach, Münster | Schönheit – Wert – Bedeutung. Zu Materialität und Symbolik von Gold und Edelsteinen im Mittelalter (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
18.04.2012 | Prof. Dr. Hartmut Krohm, Berlin | „... schütze und rette die Stifter dieses Kunstwerks.“ Der Beckumer Prudentia-Schrein, Hauptwerk der Osnabrücker Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
25.04.2012 | Prof. Dr. Albert Lemeunier, Liège | Die Reliquienschreine des Maasgebietes (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
09.05.2012 | Bernadette Burchard M.A., Münster | Der Domschatz von Münster in der Frühen Neuzeit im Spiegel seiner schriftlichen Überlieferung (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
16.05.2012 | Prof. Dr. Susanne Wittekind, Köln | Alte Schätze bewahren und inszenieren – Überlegungen zu heterogenen Goldschmiedewerken des Mittelalters (Fürstenberghaus, Hörsaal F5) |
Ab 25. Januar 2012
Mittwoch 19.00 Uhr
Hörsaal F1 oder F5 im Fürstenberghaus
Domplatz 20-22
48143 Münster