Warum gibt es Schwierigkeiten im Zusammenleben der Religionen?
Ringvorlesung zur Integration religiöser Vielfalt von der Antike bis zur Gegenwart
Das Zusammenleben von Gläubigen verschiedener Religionen steht im Mittelpunkt der nächsten Ringvorlesung des Exzellenzclusters "Religion und Politik". Die öffentliche Reihe trägt den Titel "Integration religiöser Vielfalt von der Antike bis zur Gegenwart". 15 Vorträge beleuchten ab dem 26. Oktober den Umgang mit religiösem Pluralismus vom alttestamentlichen Orient über das Römische Reich, das vormoderne China und Indien, das mittelalterliche und frühneuzeitliche Europa bis zur Gegenwart. "Der Blick in andere Epochen und Kulturen ist hilfreich, um zu verstehen, warum es Schwierigkeiten machen kann, wenn Anhänger verschiedener Religionen in ein und derselben Gesellschaft zusammenleben", erläutert Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, die die Reihe organisiert hat.
Der religiöse Pluralismus von heute erscheine vielen Menschen als Problem, obwohl doch die moderne Trennung von Staat und Kirche die Religion eigentlich zu einer rechtlich geschützten Privatsache gemacht habe, so die Wissenschaftlerin. Historisch betrachtet sei es sogar eine seltene Ausnahme, dass alle Mitglieder einer politischen Gemeinschaft den gleichen Glauben haben und den gleichen Kult praktizieren. "Die Regel ist religiöse Vielfalt."
Ob diese Pluralität als Problem empfunden wird, ob es im Alltag zu Konflikten kommt, ob und wie diese Konflikte gelöst werden, hängt nach den Worten der Historikerin von vielen Faktoren ab - zum Beispiel davon, was die Religionen von ihren Gläubigen für ein Alltagsverhalten verlangen, welchen wirtschaftlichen und sozialen Status ihre Mitglieder haben, ob sie sich in der betreffenden Gesellschaft in der Mehrheit oder Minderheit befinden und welches Verhältnis die Religionen zur politischen Herrschaft einnehmen.
Unter
den Referenten der Ringvorlesung sind Historiker, Theologen, Judaisten,
Religionswissenschaftler, Ethnologen, Juristen und Soziologen. Es
spricht auch der Frankfurter Schriftsteller und Orientalist Navid
Kermani. Die Vorträge sind jeweils dienstags ab 18 Uhr c.t. im Hörsaal
F2 des Fürstenberghauses, Domplatz 20-22, zu hören. Die Reihe
präsentiert die Themen-Säule "Integrative Verfahren" des
Exzellenzclusters, einen von vier Schwerpunkten des
Forschungsverbundes. Zum Auftakt am 26. Oktober äußert sich Prof. Dr.
Stollberg-Rilinger zum Thema "Nach dem Westfälischen Frieden - Wie gut
vertrugen sich die Konfessionsgruppen im Römisch-deutschen Reich?" Der
Vortrag ist Teil der Reihe "Dialoge zum Frieden" der Stadt Münster.
(vvm)
Programm
Wintersemester 2010/2011
Dienstag 18-20 Uhr
Hörsaal F2 im Fürstenberghaus
Domplatz 20-22
48143 Münster