Beyond Tradition?
Bekannte Autoren Elias Khoury und Rafael Seligmann auf einer Tagung des Exzellenzclusters
Jede innerhalb der Religionen geübte Traditionskritik hat einen schweren Stand. Davon sind die Veranstalter einer Konferenz des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und des Centrums für Religiöse Studien (CRS) überzeugt. Zu der Tagung „Beyond Tradition? Tradition und Traditionskritik in den Religionen“ werden vom 11. bis 13. Juli renommierte Wissenschaftler aus Israel und Deutschland sowie die bekannten Literaten Elias Khoury, Rafael Seligmann und Recai Hallac erwartet. Organisatoren der Tagung im Liudgerhaus in Münster sind Prof. Dr. Regina Grundmann, die am Cluster das Projekt D13 „Gewalt gegen sich selbst und gegen andere im antiken Judentum“ leitet, und Prof. Dr. Assaad Elias Kattan vom Lehrstuhl für Orthodoxe Theologie im CRS.
Elias Khoury, Rafael Seligmann und Recai Hallac sprechen am 12. Juli in einer öffentlichen Diskussion über die literaturwissenschaftliche Sicht auf Tradition und Traditionskritik. Zum Auftakt der Konferenz spricht am 11. Juli um 18 Uhr die Berliner Arabistin Prof. Dr. Angelika Neuwirth über „Koranforschung – eine ‚politische Philologie?“. Ort beider Veranstaltungen ist die Aula im Schloss am Schlossplatz 2.
Auf der Fachtagung stellen sich die Wissenschaftler die folgenden Leitfragen:
- Wie entsteht die Traditionskritik in den einzelnen Religionen?
- Ab wann lässt sich Traditionskritik in den einzelnen Religionen historisch belegen und ab wann lässt sich von einer „Tradition der Traditionskritik“ sprechen?
- Welche Formen von Traditionskritik werden in der Geschichte der Religionen sichtbar und welche Traditionsbegriffe treten in der kritischen Auseinandersetzung mit der Tradition hervor?
- Wie wurde in den einzelnen Religionen auf die Dialektik von Tradition und Traditionskritik reagiert?
Im Mittelpunkt der interdisziplinären Tagung steht das dialektische Verhältnis zwischen Tradition und Traditionskritik, das die Geschichte und Entwicklung der Weltreligionen nach Ansicht der Organisatoren entscheidend geprägt hat. Zu den Rednern gehören Islamwissenschaftler, Judaisten, Theologen, Philosophen und Ethnologen ebenso wie Historiker, Religions- und Sozialwissenschaftler.
Darüber hinaus diskutieren die Teilnehmer, inwieweit Traditionskritik Teil von Tradition selbst sein kann. Als Korrektiv oder als mögliche Erscheinungsform von Tradition könnte sie innerhalb der Tradition und ihrer Fortschreibung demnach möglicherweise sogar konstituierend wirken. (bhe)
Programm
Sonntag, 11. Juli
18:00 Öffentlicher Abendvortrag: Koranforschung – eine „politische Philologie“? Angelika Neuwirth, Berlin (Aula im Schloss, Schlossplatz 2, 48149 Münster)
Montag, 12. Juli
Religiöse Traditionen: Grundlegende Überlegungen
9:00-09:45 | Forward to the Past? Remarks on the Nature and Development of Tradition in Judaism, Christianity and Islam | Georges Tamer, Columbus/Ohio |
9:45-10:30 | Plastizität des Gottdenken - Über den Stachel der Geschichtlichkeit im Vernunft-Glaube-Verhältnis | Klaus Müller, Münster |
Islam
11:00-11:45 | Die Rolle der Tradition in der islamischen Theologie | Sven Kalisch, Münster |
11:45-12:30 | Zur Notwendigkeit einer innerislamischen Traditionskritik: Wie wird islamische Tradition fortgeführt? | Mouhanad Khorchide, Münster |
14:30-15:15 | Blicke auf den Traditionsbegriff im Islam: Ortsbestimmungen aus der Moderne | Müfit Daknili, Münster |
15:15-16:00 | Traditionskritik im südasiatischen Islam | Helene Basu, Münster |
16:30-17:15 | Does Tradition Matter? "Muslim" Adolescents Challenging Contemporary Readings of Islam | Ursula Günther, Hamburg |
Tradition im interreligiösen Dialog I
17:15-18:00 | Ansätze einer dialogorientierten Theologie und die Akademie der Weltreligionen in der Universität Hamburg: Wie geht man mit Tradition um? | Wolfram Weiße, Hamburg |
20:00-21:45 | Öffentliche Podiumsdiskussion: Beyond Tradition? Perspektiven dreier
Autoren Moderation: Regina Grundmann und Assaad Elias Kattan Aula im Schloss, Schlossplatz 2, 48149 Münster |
Mit Elias Khoury (Beirut/New York), Rafael Seligmann (Berlin) und Recai Hallac (Istanbul/ Berlin). |
Dienstag, 13. Juli
Tradition im interreligiösen Dialog II
9:00-09:45 | Traditionen überschreiten durch interreligiösen Dialog. Anmerkungen zum buddhistisch-islamischen Dialog aus christlicher Sicht | Perry Schmidt-Leukel, Münster |
9:45-10:30 | Die fundamentale Traditionskritik des Chiwi al-Balki: Störfaktor oder Impuls? | Regina Grundmann, Münster |
11:00-11:45 | Hebrew Liturgical Poetry in Italy in the Light of the Encounter of Traditions: The Emergence and Impact of Abraham Ibn Ezra’s note in His Commentary on Qohelet | Peter Sh. Lehnhardt, Beer Sheva |
11:45-12:30 | Martin Buber und seine Schüler: Fragen nach Kontinuitäten | Mark Gelber, Beer Sheva |
14:30-15:15 | Religion und Politik im Spannungsfeld von Kanon, Kontext und Kultur aus den Quellen des Judentums | Eveline Goodman-Thau, Jerusalem |
Christentum
15:15-16:00 | Das neue und das alte Gebot - Der Dekalog als Traditions- und Innovationstext im frühen Christentum | Hermut Löhr, Münster |
16:30-17:15 | Traditionskritik von oben. Zur Neulektüre des Alten Testaments durch das Reformpapsttum des 11. Jahrhunderts | Gerd Althoff, Münster |
17:15-18:00 | Heilige Tradition? Tradition und Traditionskritik in der Orthodoxie am Beispiel der Frage nach dem Frauenamt | Assaad Elias Kattan, Münster |
18:00-18:45 | Heilige Schrift und kirchliche Tradition: Identifikationsorte christlichen Glaubens | Jürgen Werbick, Münster |
Tagungsort: Liudgerhaus, Überwasserkirchplatz 3, 48143 Münster
Öffentlicher Abendvortrag und öffentliche Podiumsdiskussion: Aula im Schloss, Schlossplatz 2, 48149 Münster