Lemgo als Sonderfall

Lena Krull hat ein Buch über die Konfessionalisierung in der Grafschaft Lippe geschrieben

News Buch Krull

Ausschnitt aus dem Buchumschlag.

Über lutherische Pfarrer im Lemgo des 17. Jahrhunderts hat Lena Krull ein Buch geschrieben, das jetzt erschienen ist. Lemgo ist für die Erforschung der Konfessionalisierung besonders interessant: „Die wichtigste Stadt der Grafschaft Lippe blieb lutherisch, während der Rest des Territoriums zum reformierten Bekenntnis überging“, erklärt die Historikerin. Sie forscht im Teilprojekt „Segen für die Mächtigen: Legitimität und Legitimation politischer Herrschaft in spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Stadtprozessionen“ (B4) des Exzellenzclusters, das mit dem „Institut für Vergleichende Städtegeschichte“ zusammenarbeitet.

Wie Lena Krull beschreibt, waren Religion und Politik in Lemgo in der Frühen Neuzeit untrennbar miteinander verflochten: „Der Stadtrat nahm entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der Kirche vor Ort. Die Religion, in diesem Fall das lutherische Bekenntnis, diente der Stadt auch immer wieder als Argument in der Auseinandersetzung mit dem lippischen Landesherrn.“

Laut Krull verhinderte die konfessionelle Schranke eine Integration Lemgos in die lippische Landeskirche. Der Rat der Stadt und die ansässigen Pfarrer organisierten und verwalteten die Stadtkirche maßgeblich selbst. Dass sie keine engen Beziehungen zur reformierten Landeskirche hatten, erschwerte allerdings ihre Ausbildung und verschlechterte ihre Karrierechancen. „Das Luthertum und das eigenen Kirchenregiment sind seitdem aber zentrale Elemente der Freiheit und der Unabhängigkeit Lemgos“, betont die Autorin.

Das Buch basiert auf der Magisterarbeit von Lena Krull, die von Prof. Dr. Werner Freitag betreut wurde. Es erscheint in der Reihe "Forum Regionalgeschichte" des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe.


Hinweis: Lena Krull, Lutherische Pfarrer in Lemgo. Kirche und Geistliche in einer konfessionalisierten Stadt des 17. Jahrhunderts (Forum Regionalgeschichte 14). Ardey Verlag für Westfalen 2009, 12,90 Euro.