Masterclass "Objekte und Exponate - Praktiken des Ausstellens in Literatur und Philologie"

Dr. Pál Kelemen I 14. Juli 2016 I Raum 106 (Großer Seminarraum) I Die Brücke



Die GS PoL freut sich, Dr. Kelemen von der Eövös-Loránd-Universität Budapest (ELTE) als Referenten einer Masterclass begrüßen zu dürfen, die durch  Unterstützung des smartNETWORK Programms Ipid4all realisiert werden kann.

Gegenstand des Workshops sind Praktiken des Ausstellens in Literatur und Philologie.

Näher beschäftigen werden sich die Promovierenden und Dr. Kelemen mit zwei Themenblöcken:

Adalbert Stifter
Adalbert Stifter

Laubenmuseen und Bildungskäfige


Part 1 - 9:00 – 12:00 Uhr

Die Grundlage für die Sitzungen zu Adalbert Stifter bildet ein bislang kaum beachteter Text über Gartenlauben, den der späte Stifter für die Zeitschrift „Die Gartenlaube für Österreich“ verfasste. Von diesem Text ausgehend wird versucht, sowohl die Gartenlaube als architektonisches Phänomen als auch die gleichnamigen Zeitschriften als publizistische Erscheinungsformen zu beschreiben und kulturhistorisch zu verorten. Darüber hinaus wird in Stifters Texten Laubenräumen sowie Lauben-, Käfig- und Gitterstrukturen nachgegangen, um diese mit Techniken und Räumen des Sammelns und Ausstellens in Beziehung zu bringen. Dabei soll die These plausibel gemacht werden, dass Gartenlauben genauso zentrale Institutionen des 19. Jahrhunderts sind wie die öffentlichen Museen, insofern Lauben als Bauten und als Zeitschriften Medien für die Ausstellung des Menschen in seinen Alltagspraktiken sind. Damit leisten die gebauten und gedruckten Lauben einen spezifischen Beitrag zur Formatierung und Normierung des Alltags und zur Herausbildung einer neuartigen menschlichen Selbstreferenz.

Philologie
Philologie

Modelle und Schauplätze


Part 2 - 14:00 – 17:00 Uhr

In den Sitzungen zur Philologie werden Ansätze diskutiert, die die philologische Arbeit und die sog. „philologische Frage” nicht fach- und disziplingeschichtlich zu fassen bzw. zu beantworten suchen, sondern Philologie als eine spezifische Tätigkeitsform denken. Die Vorstellung der philologischen Tätigkeit als Praxis oder Praxisform soll anhand zwei zentraler Fragen erfolgen: „Wo ist die Philologie?” und „Was macht die Philologie?” Damit wird an bereits etablierten Fragestellungen in den science studies angeschlossen. Bei der Suche nach möglichen Antworten auf diese Fragen werden die Vor- und Nachteile erwogen, statt von „der Philologie” oder „den Philologien“ von „dem Philologischen” zu reden. Anhand zweier Texte von David C. Greetham, des berühmten amerikanischen textual scholar wird nach Modellen gesucht, an denen sich die Philologien in ihrer Geschichte bewusst oder unbewusst orientierten und die als Grundlagen für ihre Selbstbeschreibungen dienten. Diese Modelle implizieren immer auch imaginative oder tatsächliche Schauplätze, an denen philologische Praktiken vollzogen werden. Gegenwärtig scheint sich ein neues Modell für die philologische Arbeit starkzumachen, das einen neuen Schauplatz impliziert: das Labor.