Abstract
Kaum ein Gegenstand der zeitgenössischen Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft wird derart aktiv und kontrovers erforscht wie die Fantastik. Als theoretische Debatte federführend initiiert von Tzvetan Todorov und Roger Callois in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist die Fantastikforschung heute ein weltweit betriebenes, interdisziplinäres und brandaktuelles Forschungsfeld, das unmittelbar sinnstiftend für diverse wissenschaftliche Fachzeitschriften, Gesellschaften, Verbänden, Forschungsvorhaben und -einrichtungen ist.
Nicht zuletzt der Breite und Vielfalt der Forschungslandschaft ist es geschuldet, dass seit Beginn der modernen Debatte rege Uneinigkeit darüber herrscht, wie der Forschungsgegenstand zu definieren und zu analysieren sei. Die zentrale Frage – „Was ist Fantastik?“ – evoziert ein Antwortspektrum, welches von Negation und Trivialitätsvorwurf über minimalistische Definitionen in der Tradition von Todorov zu äußerst breiten und inklusiven Fantastikbegriffen reicht, welche die Fantastik als jede Art von Kulturprodukt konzeptionalisieren, die einem empirisch überprüfbaren Weltbild ein anderes, fantastisches gegenüberstellt und so genreprägend u.a. für (Kunst-) Märchen, Legenden, Science-Fiction und Gothic wirkt. Aktuelle und andauernde Entwicklungen in der Kultur- und Literaturtheorie (z.B. die Subjektivierung des Wirklichkeitsbegriffs, transnationale, transkulturelle und transmediale Tendenzen) heterogenisieren das Feld weiter und zeigen in beeindruckender Schärfe, wie prägend die Fantastik (als eine Struktur, Motivgruppe, Rezeptionshaltung oder Ästhetik) für die Gegenwartskultur weltweit ist. Gleichzeitig wird deutlich, wie notwendig eine Bestandsaufnahme der zeitgenössischen Fantastikforschung, ihrer Ansätze, Erkenntnissinteressen, Foki und Ergebnisse geworden ist.
Die siebte Jahrestagung der Gesellschaft für Fantastikforschung will unter dem Titel The Fantastic Now: Tendenzen der Fantastikforschung im 21. Jahrhundert genau diese Bestandsaufnahme unternehmen. Unter Einbezug einer größtmöglichen Stimmen- und Perspektivvielfalt soll die Breite und Interdisziplinarität der Fantastikforschung dargestellt und in ihren gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen diskutiert werden.
Wir freuen uns sehr, dass Professor Fred Botting, eine der Koryphäen in den Bereichen Gothic Fiction und Cultural Theory, bereits als Keynote Speaker zugesagt hat. Neben weiteren profilierten Forschungsstimmen möchten wir auch den Austausch mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs sowie mit AutorInnen und Kunstschaffenden suchen und gezielt befördern.
Neben dem traditionellen Austausch in Panels und Paneldiskussionen ist ein Runder Tisch zum Thema „Was kann/soll Fantastikforschung im 21. Jahrhundert leisten?“ geplant, für den Sie sich gerne als aktiver Diskutant mit einem Abstract bewerben können.
Über die GFF...
Die Gesellschaft für Fantastikforschung e.V. (GFF) ist eine wissenschaftliche Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erforschung der Fantastik in Kunst, Literatur und Kultur im deutschsprachigen Raum auf wissenschaftlicher Basis zu fördern und zu einer Vertiefung der wissenschaftlichen und kulturellen Erkenntnis in diesen Bereichen beizutragen. Hierzu gibt die Gesellschaft zweimal jährlich die Mitgliederzeitschrift "Zeitschrift für Fantastikforschung" sowie eine eigene Buchreihe »Beiträge zur Fantastikforschung« heraus und veranstaltet einmal im Jahr eine große Jahrestagung.
Die GFF hat ihren Sitz an der Universität Hamburg und ist unter folgender Adresse zu kontaktieren:
Gesellschaft für Fantastikforschung e.V.
Universität Hamburg / IAA
Von Melle Park 6
20146 Hamburghttp://www.fantastikforschung.de/cms/