Dr. Nils Hüsken vom Institut für Kernphysik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) erhält für seine Dissertation den mit 2500 Euro dotierten Infineon-Promotionspreis 2018. Der Physiker untersuchte im Rahmen seiner Arbeit in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Alfons Khoukaz die Produktion kurzlebiger, subatomarer Teilchen, den η- und π0-Mesonen, die in Teilchenkollisionen am Teilchenbeschleuniger COSY des Forschungszentrums Jülich erzeugt wurden. Der Infineon-Promotionspreis wird jährlich vom Fachbereich Physik der WWU und der Infineon AG (Warstein) vergeben.
Während seiner Promotion war Nils Hüsken in die Planung und Durchführung des Experiments am Teilchenbeschleuniger COSY involviert und anschließend für die Auswertung der gesammelten Daten verantwortlich. Die Resultate seiner Arbeit stellen in dem untersuchten Energiebereich die weltweit präziseste Messung der Energieabhängigkeit des Produktionswirkungquerschnittes von η-Mesonen in der Fusion von Protonen und Deuteronen dar und liefern gleichzeitig vollständig neue Erkenntnisse zur Produktion von π0-Mesonen in Fusionsreaktionen. Zum ersten mal konnte ein Hinweis auf eine starke Verbindung dieser beiden Reaktionen nachgewiesen werden. Diese neu geschaffene Datenbasis liefert theoretischen Physikern auf der ganzen Welt wichtige neue Erkenntnisse in Bezug auf eine postulierte aber bisher unbeobachtete Form von Materie, den sogenannten mesischen Atomkernen.
Zum Hintergrund: Die Untersuchung der Wechselwirkung kurzlebiger Mesonen mit konventioneller Materie wie Atomkernen ist ein wichtiges Forschungsgebiet, wurde doch bereits 1985 entdeckt, dass es in solchen Systemen zu exotischen gebundenen Zuständen kommen kann. Eine experimentelle Bestätigung dieser sogenannten mesischen Atomkerne steht jedoch bis heute aus. Aufgrund der extrem kurzen Lebensdauer dieser Mesonen (10-19 bzw. 10-17 Sekunden) ist eine direkte Untersuchung von Meson-Atomkern Wechselwirkungen experimentell nicht möglich, vielmehr muss die Endzustandswechselwirkung in Meson-Produktionsprozessen untersucht werden. Um die Effekte dieser Endzustandswechselwirkung eindeutig von denen des Produktionsprozesses trennen zu können, ist ein exzellentes Verständnis dieses Produktionsprozesses von Nöten. Die hohe Qualität der im Rahmen der Dissertation von Nils Hüsken vorgestellten Daten liefert hier neue Erkenntnisse und ermöglicht ein präziseres Verständnis der Endzustandswechselwirkung auf der Suche nach η-mesischen Kernen.