Geschlechtergleichstellung und Chancengleichheit
Dieser Forschungsbereich geht der Leitfrage „Warum studieren so wenige Frauen Physik?“ nach und mündet in die Forschung nach geschlechtsbezogenen Vorurteilen und deren Aufbrechen bei der Berufs- und Studienorientierung.
Die Ursachen für die Beständigkeit der Geschlechterungleichheiten in der Physik sind bisher kaum fachspezifisch untersucht. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Herausbildung der geschlechtlichen Identität in der Pubertät einen entscheidenden Einfluss auf die Präferenzfächer von Mädchen in der Schule hat und zu einem starken Desinteresse am Schulfach Physik führt, welches die Berufs- oder Studienorientierung maßgeblich prägt. Langfristige Maßnahmen, die die Mädchen über die Zeit der Pubertät kontinuierlich begleiten und bspw. weibliche biographienahe Vorbilder als Mentorinnen einsetzen („role models“), steigern die Begeisterung für Physik bei Mädchen in hohem Maße. Darüber hinaus spielen weitere Einflussfaktoren wie bspw. die in anderen Fachkulturen beobachteten geschlechterdifferenten Leistungserwartungen und Unterstützungskulturen in der Familie sowie Stereotypisierungen in der Peer-Group eine Rolle. So zeigen erste Untersuchungen, dass Mädchen von ihren Müttern wenig Verständnis für ihr eigenes naturwissenschaftlich-technisches Interesse erwarten. Die Eltern haben daher großen Einfluss auf eine stereotype Berufswahl. Die Fragestellung, wie sich gesellschaftliche Stereotype in Familie und Peer-Group auf die naturwissenschaftlich-technische Berufsorientierung auswirken, soll daher in diesem Projektbereich in Zusammenarbeit mit der bereits etablierten Mädchenförderung im außerschulischen Lernort MExLab ExperiMINTe untersucht werden. Dies schließt die Fragen ein, warum der Frauenanteil im Lehramtsstudium Physik, aber auch in bestimmten Fachrichtungen der Physik wie Medizinphysik oder Biophysik durchweg höher ist, welche Entscheidungsprozesse zu dieser Studien- und Berufswahl führen und welches Selbstkonzept in gesellschaftlich-sozialer und wissenschaftlicher Hinsicht dabei zugrunde liegt.