Milo Rau übernimmt Münsters dritte Poetikdozentur
Der renommierte Schweizer Dramatiker, Autor und Regisseur Milo Rau tritt im Wintersemester 2019/20 die dritte Poetikdozentur am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) an. Unter dem Titel "Die Rückeroberung der Zukunft. Eine Anleitung zur Revolte" hält Milo Rau drei öffentliche Vorlesungen. Eine Lesung ("Nachmittag eines Linksfaschisten") und ein Künstlerabend ("Die Rückeroberung der Zukunft. Extremistische Gedanken für eine extreme Zeit") mit Autor und Dramaturg Fabian Scheidler und Schauspielerin Ursina Lardi vervollständigen das öffentliche Programm der Poetikdozentur 2019. Start ist am Montag, 21. Oktober, mit der ersten öffentlichen Vorlesung. Ab 18.15 Uhr spricht Milo Rau über "Totale Gegenwart oder Die fünf Reiter der Posthistoire". Veranstaltungsort ist die Aula des Germanistischen Instituts, Schlossplatz 34. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Milo Rau, Jahrgang 1977, hat über 50 Theaterstücke, Filme und Bücher veröffentlicht und gilt als einer der umstrittensten europäischen Theatermacher. Seine Stücke wurden unter anderem beim Theatertreffen Berlin, auf dem Festival d’Avignon, der Biennale di Venezia und den Wiener Festwochen aufgeführt. Er steht für eine neue Form des politischen Theaters, das herkömmliche dramatische Formate sprengt und auf provokative Weise in die politische Wirklichkeit ausgreift. Zu seinen bekanntesten Produktionen gehören "Die Moskauer Prozesse" (2013) und "Das Kongo Tribunal" (2015). Seit 2018 ist Milo Rau Intendant des Nationaltheaters Gent. Er hat zahlreiche Preise erhalten wie den Schweizer Theaterpreis (2014), den 3sat-Preis (2017), den Peter Weiss-Preis (2017) sowie 2018 den Europäischen Theaterpreis für Neue Realitäten.
Das Programm der Poetikdozentur
"Die globale Marktwirtschaft und die grenzübergreifenden Informations- und Flüchtlingsströme sehen sich einer Menschheit gegenüber, die nicht darauf vorbereitet ist. Während sich die globalen Eliten die letzten Ressourcen sichern, beschäftigen sie die Massen mit dem identitätspolitischen Blödsinn des vergangenen Jahrhunderts. Melancholie, Wut und Zynismus machen sich breit. Die Komfortzonen, falls noch vorhanden, werden militärisch geschützt, die internationale Solidarität zerfällt. Jeder gegen jeden, jede für sich selbst. Möglich, dass die Menschheit den Klimakollaps überlebt. Aber wäre diese Welt noch lebenswert? Wie funktioniert Selbstermächtigung praktisch? Wie lernt man aus der Geschichte, ohne in ihr zu versinken? Wie können wir wieder in utopische Bewegung kommen?"
Entlang seiner Erfahrungen als Regisseur und Aktivist zeigt Milo Rau auf, wie außerhalb der feudalen Herrschaftsinstitutionen neue künstlerische Solidaritäten entstehen können und macht sich auf die Suche nach neuen Formen des Denkens, Fühlens und kollektiven Handelns. Eine Anleitung zur Revolte, ein Aufruf für eine solidarische Welt.
Termine und Veranstaltungsorte
Vorlesungsreihe
Montag, 21.10.: "Totale Gegenwart oder die Fünf Reiter der Posthistoire"
Montag, 04.11.: "Lob des Extremismus oder Eine kurze Geschichte der Revolte"
Montag, 11.11.: "Die Rückeroberung der Zukunft oder Der kommende Aufstand"
Die Vorlesungen beginnen jeweils um 18.15 Uhr in der Aula des Germanistischen Instituts, Schlossplatz 34.
Lesung
Montag, 11.11.: "Nachmittag eines Linksfaschisten"
20.15 Uhr, Studiobühne, Domplatz 23
Künstlerabend (Milo Rau, Fabian Scheidler & Ursina Lardi)
Freitag, 17.01.2020: "Die Rückeroberung der Zukunft. Extremistische Gedanken für eine extreme Zeit"
20.15 Uhr, Studiobühne, Domplatz 23
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.