Das Utopische des autofiktionalen Selbstentwurfs
Utopie – Thomas Morus dachte sie sich vor 500 Jahren als Insel – die Insel als ein Gegenentwurf zur Gesellschaft. Bei Morus ist sie eine ideale, konfliktfreie Welt, während Gilles Deleuze sie sich, Mitte des 20. Jahrhunderts, eher als einen wüsten Ort vorstellte – allein schon deshalb, weil sie von der übrigen Welt abgesondert ist. Utopie [gr. οὐ und τόπος, ‘nicht’, ‘Ort’], der Nicht-Ort. Michel Foucault, Zeitgenosse Deleuzes, stellt in seinen Überlegungen zu ‘anderen Räumen’ den Gegenwartsbezug der Utopie heraus, was ihn dann konsequenterweise zur Formulierung der Heterotopien bringt. Es ist dieses kritische Potenzial der Utopie, das Denker wie Jean Jacques Rousseau oder Karl Marx und Friedrich Engels nutzten, um die literarische Gattung der utopischen Erzählungen stärker politisch auszurichten. Karl Mannheim brachte es auf den Satz: “Utopisch ist ein Bewußtsein, das sich mit dem es umgebenden ‘Sein’ nicht in Deckung befindet”. Die aktuelle Utopieforschung hat sich schon lange von idealisierten Zukunftsvisionen verabschiedet und diskutiert Utopie unter anderem als ‚Impuls’, ‚Methode’ oder ‚Bewusstsein’. Wie aber muss man sich ein solches Bewusstsein, das sich nicht in Deckung mit dem Realen befinden will, vorstellen? Wie entwirft es sich selbst, wie inszeniert es sich, wie stellt es sich dar? An dieser Stelle berühren sich Utopie- und Autobiographieforschung.
Die vom 21. bis 23. März stattfindende Tagung fragt nach dem Utopischen des autofiktionalen Selbstentwurfs und möchte damit Licht auf das Imaginäre, das Fantastische aber auch auf die gesellschaftskritischen Gegenwartsbezüge des Selbstentwurfs werfen. Veranstaltungsort ist das Tagungshotel Schloss Gnadenthal (Gnadenthal 8, 47533 Kleve). Eröffnet wird die Tagung am Mittwoch, 21. März, ab 14 Uhr durch Grußworte der Organisatoren, Yvonne Delhey (Radboud University), Rolf Parr (Universität Duisburg-Essen) und Kerstin Wilhelms (WWU). Die Panels beschäftigen sich unter anderem mit den Themen "Utopische Autorfiktionen", "Autofiktionales Theater und Utopie" und "Automedialtiät und Utopie". Die Vortragssprachen sind Deutsch und Englisch. Alle Interessierten sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.
Flyer mit Tagungsprogramm
Germanistisches Institut
Tagungshotel Schloss Gnadenthal