Die Energiewende modellieren
Seit 2017 wird an der WWU Münster in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erforscht, wie sich die Energiewende als Modelldiskurs der Gegenwart einordnen lässt. Globale Herausforderungen wie die Klimaerwärmung und der Technologiewandel erfordern verlässliche Modellierungen als Grundlage für politische und gesellschaftliche Entscheidungen. Dennoch fehlt, so die Einschätzung des Projekts, eine interdisziplinäre Plattform, die Probleme der Modellforschung kritisch reflektiert. Daran arbeitet also das Projekt, indem es eine allgemeine Modelltheorie entwirft und gleichzeitig ein Werkzeug für konstruktive Modellkritik bereitstellt. Das so entwickelte integrative Theoriemodell wird auf das Reallabor "EnergyLab 2.0" des KIT angewendet, in dessen Modellszenario ein ganzer Campus zum Modell wird, um Deutschlands Energiewende bis 2050 darzustellen. Gefördert wird das Projekt "Literary Modelling and Energy Transition" von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Förderangebots "Offen - für Außergewöhnliches".
Von Montag, 4. Oktober, bis Mittwoch, 6. Oktober, findet die internationale Tagung "The Modelling of Energy Transition. Cultures / Visions / Narratives" an der WWU statt. Die Konferenz bringt Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen zusammen, die sich mit den Herausforderungen der Energiewende in Technik und Wirtschaft, Soziologie und Politik, aber auch aus kultureller sowie literaturwissenschaftlicher, wissenschaftstheoretischer und philosophischer Perspektive befassen. Die Keynotes halten Prof. Dr. Nancy Cartwright (Durham University), Prof. Dr. em. Bas van Fraassen (Princeton University), Prof. Dr. Mark O'Malley (University College Dublin), Prof. Dr. Neil Strachan (University College London) und Prof. Lorenzo Magnani (Universität Pavia).
Eröffnet wird die Konferenz am 4. Oktober um 10 Uhr vom Rektor der WWU, Prof. Dr. Johannes Wessels, Dr. Ulrike Bischler, Programm-Direktorin der VolkswagenStiftung, und dem Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Außerdem wird der Botschafter der Republik Nigeria in Deutschland, seine Exzellenz Yusuf Maitama Tuggar, die Konferenz mit einem Grußwort eröffnen. Die Konferenz ist WWU-intern zugänglich, Mitglieder der Universität können ohne Anmeldung teilnehmen.
Flankiert wird die Konferenz von der Ausstellung "The Blind Spots of Modelling" des Künstlers Tobias Becker. In der Ausstellung werden Modelle und Modellierungsprozesse aus der Energieforschung mit modellästhetischen Arbeiten der Bildenden Kunst konfrontiert. Die Vielfalt nicht nur ihrer Funktionen, sondern auch der Ziele und Erscheinungsweisen der Modelle lädt die Besucherinnen und Besucher zur Reflexion über die verborgenen Absichten und Darstellungsbedingungen des Modellierens ein. Ist ein wissenschaftliches Modell größtmöglicher Realitätsnähe und Nutzbarkeit verpflichtet, so darf sich ein künstlerisches Modell frei formulieren und dabei die Möglichkeiten und Grenzen modellhafter Sprachen ausloten und ausspielen. Zusammengestellt entlang wesentlicher Verfahren und Modi in der Modellbildung, eröffnet die Ausstellung Einblick in diese schwierige Praxis und bietet dabei ein ästhetisches Äquivalent zu der im Rahmen der Konferenz diskutierten Modellkritik.
Der 1975 geborene Künstler Tobias Becker studierte Bildende Kunst an der UdK Berlin, der Willem de Kooning Akademie in Rotterdam sowie der University of Illinois in Urbana-Champaign (Illinois, USA). Seit 2021 ist er Professor für Gestaltung und Gestaltungstheorie an der Universität Siegen. Tobias Becker beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Konstruktion von Raum, mit Strategien der räumlichen Verortung in variierenden Formensprachen sowie mit der Konfrontation und Verbindung grundsätzlicher Fragen nach der eigenen Existenz mit verschiedenen Materialien und räumlichen Umgebungen.
Zu sehen ist die öffentliche Ausstellung von Tobias Becker am 4. Oktober von 10 bis 16 Uhr im Schlossfoyer (Schlossplatz 2) sowie am 5. Oktober von 10 bis 20 Uhr und am 6. Oktober von 10 bis 14 Uhr im Fürstenberghaus (Foyer 1. Stock / Domplatz 20-22). Der Eintritt ist kostenfrei, für den Besuch gilt die 3G-Regel.