Agata Calcagno M.A.
© Agata Calcagno
  • Dissertationsprojekt

    Kairos und Krisis: Angemessen entscheiden in militärischen Kontexten vom 6. bis zum 12. Jahrhundert

    Mein Dissertationprojekt bringt den Terminus καιρός mit einem Forschungsfeld in Zusammenhang, das erst kürzlich größere Aufmerksamkeit in der Forschung erlangt hat, nämlich den militärischen Entscheidungsprozessen.[1] Byzantinistische Studien zu militärhistorischen Themen richteten ihr Augenmerk in der Regel auf die Analyse der militärischen Strukturen und auf ihre Funktionsweise, während die Entscheidungsprozesse, die den Einsatz dieser Mittel bei der Führung eines Feldzuges betrafen, bisher kaum auf ein vergleichbares Interesse gestoßen sind.

    Das Projekt zielt darauf ab, die semantische Bedeutung und die Funktion des καιρός-Konzeptes hinsichtlich der militärischen Entscheidungsprozesse in historiographischen, militärtaktischen und paränetischen Quellen aus dem Zeitraum vom 6. bis zum 12. Jahrhundert zu analysieren. Einen Feldzug durchzuführen bedeutet permanent Entscheidungen zu treffen und stets die richtigen, der Situation angemessenen Lösungen zu finden. Um das auf optimale Art und Weise zu tun, musste der Inhaber von Entscheidungskompetenz jeden einzelnen Aspekt sorgfältig abwägen und prüfen. Die Wichtigkeit einer richtigen und umsichtigen Planung und Truppenführung im Krieg durch denjenigen, der in einer Entscheidungsverantwortung steht, sei es der Kaiser oder ein von ihm beauftragter General, findet viel Widerhall in den byzantinischen historiographischen, normativen und taktischen Quellen, die mit besonderem Nachdruck betonen, wie wesentlich der ‘Zeitfaktor’war, wenn im militärischen Bereich verantwortungsvolle Entscheidungen getroffen werden mussten. Καιρός ist das Schlüsselwort, mit dem der qualitative Aspekt der ‘geeigneten Zeit’ für Entscheidungen und deren Umsetzung in Handlungen charakterisiert wird.

    Außerdem wird das byzantinische καιρός-Konzept im Rahmen des Projektes mit seinen klassischen Vorläufern in Beziehung gesetzt, die semantische Entwicklung untersucht, gleichzeitig aber auf die neue christlich geprägte Umgebung geachtet.

    ___________________

    [1] Clauss M./Nübel C. (Hg.), Militärisches Entscheiden. Voraussetzungen, Prozesse und Repräsentationen einer sozialen Praxis von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main/New York, 2020.

     

    Betreuer: Prof. Dr. Michael Grünbart

  • Vita

    Akademische Ausbildung

    28.11.2018
    Master in klassischer Philologie an der Universität Catania
    Hauptfächer: Altgriechisch und Latein (Sprache und Literatur), klassische Philologie, romanische und byzantinische Philologie, Geschichte des Altertums, klassische Archäologie, italienische Literatur
    Masterarbeit "El Libro delle Cento Parole di Ptholommeo. Saggio di edizione critica del volgarizzamento fiorentino del Centiloquium pseudo-tolemaico"
    Gutachter: Prof. Dr. Stefano Rapisarda, Prof. Dr. Marco Moriggi
    Note 110 cum laude
    07.07.2011

    Bachelor in klassischer Philologie an der Universität Catania
    Hauptfächer: klassische Philologie, Altgriechisch und Latein (Sprache und Literatur), Geschichte des Altertums, klassische Archäologie, italienische Literatur
    Bachelorarbeit "I classici greci e latini nel Livre de divinacions di Nicole Oresme"
    Gutachter: Prof. Dr. Stefano Rapisarda
    Note 105/110

    07/2001
    Maturità classica
    Liceo Classico Gulli e Pennisi (Acireale, Italien)

     

    Beruflicher Werdegang

    Seit 28.10.2024
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduiertenkolleg 2304 «Byzanz und die euromediterranen Kriegskulturen. Austausch, Abgrenzung und Rezeption», Johannes Gutenberg Universität Mainz
    10/2021-09/2024
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik an der Universität Münster
    Dissertationprojekt "Kairos und Krisis: Angemessen entscheiden in militärischen Kontexten vom 6. bis zum 12. Jahrhundert"
    Betreuer: Prof. Dr. Michael Grünbart