Zu den Langvokalen werden schließlich auch die Diphthonge ge- rechnet. Das Mittelhochdeutsche besaß sechs Diphthonge, die im heutigen Deutsch größtenteils nicht mehr vorhanden sind, im Mittel- alter aber (ähnlich wie noch heute im Alpenraum) als Zwielaute gesprochen wurden. Es handelt sich um ei, ou, ie und uo sowie eu und üe. Sie treten u.a. in folgenden Wörtern im ›Armen Heinrich‹ auf:
arbeit
dienstman
schouwe
buochen
werltvreude
süeze
Als Besonderheit sei im Fall von ei erwähnt, dass das obige Tonbei- spiel (‚arbeit’) die alemannische Aussprache [ǝi] wiedergibt. Im Mittel- alter war im bairischen Raum auch die Aussprache [ai] üblich, so dass beide Aussprachevariationen zulässig und im akademischen Bereich gebräuchlich sind.
Der Diphthong eu wird in normalisierten Ausgaben auch als öi oder öu notiert. Gleichgültig welche Notation vorliegt, bleibt die Aussprache [eu] (wie obigen Tonbeispiel ‚werltvreude’) in der akademischen Praxis unverändert.