Beschreibung
Im Oktober 2023 hatte das Medium Radio in Deutschland seinen 100. Geburtstag: Am 29. Oktober 1923 begann der reguläre Rundfunkbetrieb. Im Workshop soll aus diesem Anlass die politische Geschichte des Mediums anhand zweier historischer Momente diskutiert werden:
1. Anders als die Gründung einer Zeitung, eines Buchladens oder einer Videowerkstatt wurde das "Betreiben einer nicht genehmigten Sendeanlage" vom deutschen Staat in Zeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunkmonopols mit bis zu fünf Jahren Gefängnis sanktioniert. Dennoch entstand im Fahrwasser der Alternativpresse der 1970er-Jahre eine ganze Bewegung illegaler politischer Piratensender ‒ die "Freien Radios". Ihnen war die gesellschaftliche Reichweite der Alternativpresse zu gering und der öffentlich-rechtliche Rundfunk von den Parteien zu sehr zum Erhalt eines gesellschaftlichen Status Quo gezwungen.
2. Auch in Ost-Berlin (05/90), Leipzig (03/90), Erfurt (10/90), Chemnitz (12/90), Dresden (12/91) und Weimar (01/92) nutzten Initiativen aus den lokalen alternativen Szenen den Rundfunk als Sprachrohr. Anfangs wurde dabei häufig der sich bietende, relativ rechtsfreie Raum, das Kompetenzgerangel und Verwirrspiel der Verantwortlichen und die Unsicherheiten der Behörden im Umgang mit nicht genehmigten Rundfunksendern genutzt. Auch nach der Übernahme bundesdeutscher Gesetze wurde weiterhin ohne staatliche Erlaubnis gesendet, was zum Teil durch Einsätze des SEK beantwortet werden sollte.
Wir wollen ‒ unterfüttert von Hörbeispielen ‒ diese etwas andere Geschichte (medien-)politischer Konflikte und Kämpfe vorstellen, diskutieren und Raum für Reflexion über das Medium Radio, die Idee von Gegenöffentlichkeit und Alternativmedien sowie über heutige Medienkonstellationen schaffen.
Max. Teilnehmer*innen: 30
Referenten
Jan Bönkost und Alex Körner (Promovenden und Radioforscher)
Ort
29.11.: SRZ 18
30.11.: BB 102
Termine
29.11.2024, 10.00 bis 17.00 Uhr
30.11.2024, 10.00 bis 12.30 Uhr
Fragen zum Workshop bitte an ifk.workshop@uni-muenster.de.