Prof. Dr. Alexander Arweiler
Tel.: 0049/0251/83-24562 oder 83-24550/59 (Geschäftszimmer)
E-Mail: arweiler_AT_uni-muenster.de

Digitale und persönliche Sprechstunden über die regulären Wochentermine hinaus vereinbaren Sie bitte per email.

Zum Profil der Professur

Im Mittelpunkt von Lehre und Forschung stehen die lateinische Literatur der Antike und Spätantike und ihre Refigurationen in der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte. Das Bemühen gilt einer methodisch und wissenschaftsgeschichtlich wachen Philologie, die die sachlich gebotene und historisch gewachsene Vielfalt ihrer Methoden und Gegenstände pflegt, Mimikry meidet und international wie interdisziplinär anschlussfähig ist. 

In Forschung und Lehre bildet philologische Textanalyse die Basis zuverlässigen Wissens. Die universitäre Fachausbildung setzt nicht das schulische Bemühen um erste Sprachkenntnis fort. Philologische Analyse gründet auf der beständig zu prüfenden und fortzuschreibenden, methodischen und didaktischen Tradition der 'Kritik und Hermeneutik' (Th. Birt) ebenso wie auf der umfassenden terminologischen und sachlichen Revision der Textwissenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts.

Philologie der antiken Sprachen stellt sich den intellektuellen Herausforderungen der Gegenwart, begibt sich ihres Hanges zum Hyperkorrekten und sucht Profilschärfe nicht darin, besonders beschränkt zu sein. Eine wissenschaftlich satisfaktionsfähige Philologie ist mehr und anders als eine bloße Sprachlehrpraxis, die zufällig an einer Universität geübt wird und sich in Attitüde erschöpft. Dem Gerede der Fachverwalter und -verweserinnen begegnet sie mit derselben Verachtung, die sie den Ungebildeten unter ihren Verächtern in den eigenen und fremden Reihen entgegenbringt. Sie hofft gegen jede Vernunft, dass sie sogar einen Universitätsbetrieb überlebt, in dem Fachwissen und Argument keiner, eitles Nichtwissen und die Hierarchie der Posten und Pöstchen aber aller Ehren wert sind. 

Philologische Bildung setzt die lebendige Auseinandersetzung mit der Fachgeschichte, ihren Ansätzen, Begriffen und Methoden voraus und hütet sich davor, in Nachahmungsgesten zu erstarren. Sie äußert sich in Lehre und Forschung, die den intellektuellen Anspruch der Texte an ihre Leserschaft ebenso wenig ignorieren wie den berechtigten Anspruch der Studierenden auf eine Ausbildung, die sich der Komplexität der Gegenstände und der Berücksichtigung des internationalen Forschungsstandes nicht mit dem Hinweis zu entziehen sucht, es gelte ja 'bloß Lehrerinnen und Lehrer' auf ihre Schulpraxis vorzubereiten - womit bekanntlich gerade das eben nicht erreicht wird. Philologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, aus der Absolventinnen und Absolventen Kompetenzen für zahlreiche Berufsfelder schöpfen können, und zur schulischen Lehre wird nicht befähigt, wer im Studium über Schulbüchern brüten soll.

Die Lehre umfasst die Wissenschafts- und Philologiegeschichte, die Methodenkunde, literaturwissenschaftliche, sprach- und kulturtheoretische Bildung, um ein eigenständiges, intellektuell und fachlich überzeugendes Instrumentarium kritischer Prüfung und plausibler Aussageweise zu entwickeln. Sie will urteils- und selbständig handlungsfähige Individuen ausbilden, nicht Menschen zu verständnislosen Modulen in einer ebenso verständnislosen Apparatur machen, die der eines Schlosses ähnelt.