Auf Einladung des iff diskutierten ein Pariser und ein Münsteraner Historiker über das Verhältnis der Geschichtswissenschaften zu Politik und Öffentlichkeit
Eingeladen vom Interdisziplinären Frankreich-Forum an der WWU Münster (iff), diskutierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion am letzten Dienstag der Pariser Historiker Nicolas Offenstadt und Thomas Großbölting von der Uni Münster über das Verhältnis der Geschichtswissenschaft zu Politik und Öffentlichkeit. Eine Frage, die nicht zuletzt durch die Erfahrungen aus der Debatte um den Münsteraner Schlossplatz und der französischen Geschichtspolitik unter Präsident Sarkozy an Aktualität gewonnen hat. Dabei wurde ebenso über die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und den Umgang mit der DDR-Vergangenheit gesprochen wie über die Erinnerungsgesetze in Frankreich (gegen die Leugnung des Genozids an den Armeniern) und die Schlossplatzdebatte in Münster.
Nicolas Offenstadt unterstrich dabei, dass man die Erinnerung der Zeitgenossen ernst nehmen und der Geschichte gleichwertig gegenübergestellen sollte. Weder Elfenbeinturm noch Expertismus, sondern das direkte Gespräch böten hier Möglichkeiten zum Ausgleich, mit Gewinn für beide Seiten. Thomas Großbölting wies seinerseits darauf hin, dass man nicht vereinfachte Inhalte sondern gerade die Vielfalt der Geschichte vermitteln sollte, die sich letztlich für jeden anders darstellt und jeden anders betrifft. "Geschichte," so Großbölting, "ist nicht schwarz oder weiß. Sie ist naturtrüb."
Hervorgehoben wurde schließlich auch die Notwendigkeit, noch mehr mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Gerade die neuen Medien wie Blogs usw. schaffen hier ganz neue Möglichkeiten, die teilweise aber auch schon längst genutzt werden. Dabei, so unterstrichen die Teilnehmer, stehen die Historiker der Öffentlichkeit nicht etwa gegenüber. Sie sind selbst Teil der Öffentlichkeit.
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