Hinter den Säulen
Der Platz der Religion in der niederländischen Gesellschaft der Nachkriegszeit wird bis heute in erster Linie mit Begriffen wie Versäulung und Entsäulung beschrieben. Diese bildhafte Sprache hat zu einem verzerrten Bild geführt, in dem geschlossen organisierte Säulen von Gläubigen in den sechziger Jahren plötzlich einem entsäulten, säkularen Land Platz gemacht haben. Dabei bleiben Niederländer, die sich vor den sechziger Jahren auf religiöse Inspiration beriefen, ohne einer Säule anzugehören ebenso unberücksichtigt, wie engagierte Bürger, die religiöser Inspiration nach den sechziger Jahren weiterhin einen Platz einräumten. Im Rahmen dieses Kolloquiums soll das Verhältnis von Religion und Engagement hinter den Säulen beleuchtet werden. Welches Bild der gesellschaftlichen Bedeutung der Religion in den Niederlanden nach 1945 wird sichtbar, wenn man sich von dem oben skizzierten Bild der Säulen und ihres plötzlichen Aufbrechens löst? In Bezug auf Kirchen und Gläubige geraten dann neben den zahlreichen Kirchenaustritten auch neue Auslegungen von persönlichem Glauben und die Suche der Kirchen nach einem neuen Platz in der Gesellschaft ins Blickfeld.