Die 'anderen' Könige. Der Königsbegriff als sozialer Ordnungsbegriff in Frankreich und Deutschland am Ende des Mittelalters (13.-16. Jahrhundert)


Adenet le Roi als König der Spielleute? (Paris, Arsenal, 3142, fol. 1)
Adenet le Roi als König der Spielleute? (Paris, Arsenal, 3142, fol. 1)

Werden Begriff und Konzept von „König“ und „Königtum“ heute vorwiegend in einem engeren politischen Sinne gebraucht und verstanden, so war dies im ausgehenden Mittelalter anders. Neben den bekannten ‚politischen‘ Königen existierten hier noch zahlreiche ‚andere‘ Könige. Sie standen Berufsgruppen vor, führten Genossenschaften an oder wurden im Rahmen wiederkehrender Zeremonien und Bräuche zu Festkönigen gekrönt. Spielleute und Herolde, Prostituierte und Händler hatten ebenso ihre Könige wie Bogenschützen und Adelsgesellschaften. In dieser Verwendung am Ende des Mittelalters weit verbreitet und gemeinhin akzeptiert, scheint sich der Begriff mit dem 16. Jahrhundert auf seine uns heute geläufige, vorwiegend politische Bedeutung verengt zu haben. Für die Beschäftigung mit dem spätmittelalterlichen Königtum, mit den in dieser Zeit geläufigen Vorstellungen von Herrschaft und gesellschaftlicher Ordnung wie insgesamt für die Auseinandersetzung mit den grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungsprozessen in dieser so wichtigen Epoche der politischen und kulturellen Transformation bieten die ‚anderen‘ Könige neue, bisher unbekannte Perspektiven. Diese für die Forschung nutzbar zu machen, ist Ziel des Projektes.

gefördert durch die  Max Weber-Stiftung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).