Einführungen in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts | |||
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Wirtschaftswachstum
1. Wirtschaftliche Entwicklung seit 1800
1.3. LANGFRISTIGE ENTWICKLUNGEN
1.3.1. Industrielle Revolution (ca. 1750-1850) | |
Etwa seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden Innovationen häufiger, zunächst in England, u.a. in Textil- und Eisenverarbeitung. Parallel dazu kommt es zu einem Wachstum von Nahrungsmittelangebot und Bevölkerung. Insgesamt wird eine Phase langsamen, aber anhaltenden Wirtschaftswachstums eingeleitet.
Der Begriff der Industriellen Revolution suggeriert, dass die Wirtschaft
eine Zeitlang ein massives Wachstum erfuhr. Tatsächlich beschleunigte
sich aber selbst in Großbritannien das Wirtschaftswachstum nur sehr
langsam; jährliche Wachstumsraten in %: 1700–1760 0,7; 1760–1800 1,0;
1801–1831 2,0; 1831–1860 2,5 (
Crafts, British Economic Growth, S. 81). Autoren wie Donald
McCloskey
verzichten daher mittlerweile auf diesen Begriff (s.
McCloskey, 1780-1860 (1994) im Vergleich zu
McCloskey, Industrial Revolution (1981)).
1.3.2. Hochindustrialisierung (ca. 1850-1914) | |
In Deutschland kommt es im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts zu rascher Mechanisierung der Textilverarbeitung, zu Eisenbahnbau und der Aufnahme der Produktion von Massenstahl (»Gründerboom«). Seit dem spätem 19. Jahrhundert ist der Aufstieg der elektrotechnischen und chemischen Industrie zu beobachten. Das Wirtschaftswachstum entwickelte sich in Deutschland ab ca. 1875 relativ stetig.
1.3.3. Die krisenhafte Ära der Weltkriege (1914-1948) | |
Die beiden Weltkriege, die Hyperinflation und anschließende Stabilisierung (1922–1924) sowie die Weltwirtschaftskrise (1929–1932) hatten tiefe Einbrüche zur Folge, die nur durch kurze Phasen der Prosperität unterbrochen wurden. 1948 lag in Deutschland das Durchschnittseinkommen etwa auf dem Niveau von 1914.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf, Deutschland 1870-1990.
1.3.4. Das "goldene Zeitalter" der Nachkriegsprosperität (ca. 1948-1973) | |
Generell sind in dieser Periode in Westeuropa einmalig hohe, aber über die Zeit hinweg sinkende
Wachstumsraten zu beobachten, die z. T. mit der Übernahme von Techniken der
Massenfertigung (z. B. Automobilindustrie) sowie der Mechanisierung des
Agrarsektors, wie sie bereits in den USA praktiziert wurden,
zusammenhängen. Zwischen ca. 1973 und den frühen 1980er Jahren mündete diese Expansionsphase in eine
Phase der Stagnation bei hoher Inflation und Unsicherheit bezüglich der
weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (1971/3 Zusammenbruch der
Weltwährungsordnung von
Bretton Woods).
Exkurs: Ansätze zur Erklärung des Wirtschaftswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland.
1.3.5. Innovation und Marktöffnung (seit frühen 1980er Jahren) | |
Seit den frühen 1980er Jahren erfolgte eine Rückkehr zu moderaten positiven Wachstumsraten, die mit institutionellen Reformen der Marktöffnung (Steigerung der Konkurrenz) und technologischen Innovationen (Mikrocomputer und Internet) in Verbindung gebracht werden.
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