Einführungen in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts | |||
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2.3. Ernährungssysteme |
Alltagsgeschichte
3. Familie, soziale Differenzierung und (materielle) Reproduktionskosten
3.1. "ZERFALL" VS. SOZIALE DIFFERENZIERUNG
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ( Wilhelm Heinrich Riehl, Frédéric Le Play als Begründer familiensoziologischen Forschung) finden sich immer wieder Wellen einer antimodernistischen Gesellschaftskritik, die den Zerfall der traditionellen Familie festzustellen glaubt und darin eine soziale Gefahr sieht.
Die neuere Forschung (vgl. Rosenbaum, Formen; Sieder, Sozialgeschichte) sieht dagegen den Wandel der Familie eher eingebettet in einen Prozess der sozialen Differenzierung: Im 19. und 20. Jahrhundert wurden früher in der Hauswirtschaft verankerte Funktionen in eigenständige Institutionen verlagert, z. B. Güterproduktion in Industrieunternehmen, berufliche Sozialisation in Schule und Unternehmen, Altersversorgung (institutionalisiert etwa in Hofübergabeverträgen) in die staatliche Sozialversicherung. Von einem polyfunktionalen Zweckverband der Hauswirtschaft konnte sich dadurch Familie zu einem Ort der emotionalen Reproduktion und der individuellen Freizeitgestaltung entwickeln. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dieser Trend durch Technisierung von Ernährung und Haushalt (Waschmaschine, Staubsauger, etc.) sowie das starke Wachstum der Größe von Wohnungen noch verstärkt ( Andersen, Traum). Entsprechend weniger brauchte Familie formal institutionalisiert zu werden. Allerdings war dies ein langfristiger Prozess, in dem es auch zu kurzfristigen Gegenbewegungen kam.
Tabelle: Technisierung der Hauswirtschaft in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts.
Geschlecht in der Perspektive der Sozialpolitik - Familienpolitische
Orientierung in der Ära Adenauer.
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