Historische Kulturwissenschaft

Leandra Finke, Tim Preuß

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Interpretation als Kern der historischen Methode

Die Konstitution der Geschichtswissenschaft als eigene Disziplin im 18. und 19. Jahrhundert stellt sich nach dem Historiker Friedrich Jaeger als Zusammenspiel methodisch-begrifflicher Selbstverständigung über den Begriffsumfang und Gegenstandsbereich von Geschichte und den besonderen Verfahrensweisen im Umgang mit ihr dar. Ein Resultat dieser verwissenschaftlichenden Reflexion ist J. G. Droysens Erfassung des „Kern[s] der historischen Methode als forschendes Verstehen“ (Jaeger 2011: 520), womit die hermeneutische Interpretation in den Fokus disziplinärer Methodenreflexion und letztlich zum qualifizierenden Merkmal der historischen zur kulturwissenschaftlichen Forschung gerät.1 Jaeger versucht in seiner Systematisierung einer Historischen Kulturwissenschaft, auf dieser Grundlage eine erkenntnistheoretische Fundierung, eine kulturtheoretische Begriffsbildung sowie sich daraus ergebende Forschungsthemen und -strategien zu erarbeiten (vgl. Eggert 2010: 57).

Im hermeneutisch-interpretierenden Zugriff stellt sich der Gegenstand historischer Kulturwissenschaft als dynamischer, sich unter den jeweiligen Prämissen der verstehenden Untersuchung je neu formierender Bereich dar (vgl. Jaeger 2011: 518). Verbindendes Element der konkreten Gegenstände ist dabei ihre Erfassung als vergangene – die Differenzierung zwischen Betrachtenden und Betrachtetem ist eine diachrone, Retrospektion ist daher die grundlegende Blickrichtung historischer Forschung auf ihre Gegenstände (vgl. ebd.: 521).

Folgend seien die von Jaeger systematisierten spezifischen „Verfahrensebenen des historischen Methodengebrauchs“ (ebd.: 520) referiert, von denen im Vergleich mit bisher vorgestellten kulturwissenschaftlichen Theorieangeboten vor allem die Operationen des Verstehens und Erinnerns als disziplinär-spezifische begriffliche Theoretisierungsschwerpunkte sich zur transdisziplinären Reflexion anbieten.

Verfahrensebenen der historischen Methode: Grundoperationen, Kulturbegriffe, Forschungskonzepte

Die methodischen Grundoperationen stellen die Bedingungen zur Möglichkeit einer Erkenntnis an historischen Gegenständen und damit die metareflexive Grundlage einer historischen Kulturwissenschaft dar. Mit den Verfahren des Verstehens, Erzählens und Erinnerns werde, so Jaeger, aus der Mannigfaltigkeit vergangener Ereignisse ein Sinnzusammenhang herausgestellt und auf diese Weise forschend verstehbare „Geschichte als Erfahrungsgehalt und Bewusstseinsphänomen“ (ebd.) konstituiert.

Die Operation des Verstehens setzt sich dabei aus drei Annahmen zusammen: 1) der Annahme einer überhistorischen Kontinuität menschlicher „Befähigung zu Kultur, Sinn und Handeln“ (ebd.: 522),2 2) der Annahme von deren Nachvollziehbarkeit und Rekonstruierbarkeit über kontinuierliche oder sogar konstante, relativ abstrakte mentale Strukturen und ihre Materialisationen bei vorausgesetzter Intentionalität von Denken und Handeln und 3) der Annahme der nicht-gesetzmäßigen, je kontextabhängig individuellen konkreten Ausprägungen dieser Instanziierungen menschlicher Kulturalität.

Erzählen und Erinnerung als methodischen Grundoperationen in der systematischen Konstitution historisch-kulturwissenschaftlicher Sachverhalte kommt dabei eine besondere Stellung zu (Erinnerungskulturen, Kontextsensitive Narratologie, Kulturanthropologie und literarische Anthropologie). Da die verstehende Konstitution eines Sinnzusammenhangs immer narrativ organisiert ist, relativiert die Operation der Erzählung einen potenziellen totalitären Wahrheitsanspruch3 des hermeneutischen Nachvollzugs und problematisiert literarische Verfahren in der Geschichtsschreibung. Das Verstehen erfolgt damit immer durch die (potenzielle) Fiktionalität der Konstruktion einer Erzählung, die durch die Operation der Erinnerung jedoch stets an die (potenzielle) Faktizität ihrer Inhalte als Inhalte einer historischen Realität – respektive je subjektiver Erfahrung und ihrer eventuellen übersubjektiven codierten Repräsentation und Überlieferung – gebunden ist. Jaegers Verwendung des Terminus ‚Erzählung‘ und seine definitorisch problematische Engführung mit Vorstellungen prinzipieller Fiktionalität von Erzählungen ist dabei zu bedenken. Dennoch rücken mit dem Verweis auf die Notwendigkeit narrativer Strukturen zur Konstitution historischer Zusammenhänge und damit von historischen Forschungsgegenständen bei gleichzeitigem Verweis auf die prinzipiell anzunehmende Authentizität der erzählten und dadurch konstituierten Ereignisse im disziplinären Rahmen der Geschichtswissenschaft genuine Fragen der Literaturwissenschaft in den Fokus des Erkenntnisinteresses.

Indem historisches Wissen durch Verstehen, Erzählen und Erinnerung stets selbst mittels kultureller Praktiken konstituiert wird, verfährt die Geschichtswissenschaft damit selbst wesentlich kultürlich, was sie für Jaeger – in wiederum nicht unproblematischem Verständnis des Begriffsumfangs und Merkmalskatalogs – von vornherein als Kulturwissenschaft qualifiziere (vgl. ebd.: 520). Vor diesem Hintergrund differenziert Jaeger typologisch zwischen dem erfahrungsgeschichtlichen, semiotischen, kommunikationshistorischen und praxeologischen Kulturbegriff. Mithilfe dieser Differenzierung soll das Spektrum der methodischen Zugriffe auf ‚Kultur‘, also die jeweiligen infrage stehenden, eher abstrakten Gegenstandsbereiche als Bereiche kultureller Phänomene, idealtypisch dargestellt werden, wobei zu bedenken ist, dass diese sich in der praktischen Anwendung verschiedentlich überschneiden (vgl. ebd.: 527).

Bei dem erfahrungsgeschichtlichen Zugriff auf ‚Kultur‘ stellt Jaeger die Komponenten Reflexivität und Perzeptivität von Erfahrungen in den Mittelpunkt. Konkret bedeutet dies, dass der erfahrungsgeschichtliche Kulturbegriff sich auf die Erfahrungskontexte, Wahrnehmungsformen und Interpretationen historischer Akteure fokussiert, die begrifflich reflektiert werden.

Der semiotische Zugriff (→ Kultursemiotik) stützt sich auf den Kulturbegriff nach Clifford Geertz, dem zufolge „Kultur als ein selbstgesponnenes Netz von Zeichen und Bedeutungen“ (ebd.: 529) verstanden wird, in dem die menschliche Lebenspraxis kulturell stattfindet. Das kultursemiotische Konzept umfasst wiederum auch vorreflexive Elemente: Der kulturelle Sinngehalt von Symbolen kann „ein Eigenleben jenseits reflektierter Einstellungen führen.“ (ebd.: 530) Eine Stärke des semiotischen Konzepts liegt darin, diesen dem Bewusstsein vorreflexiven Zeichen Bedeutung zuweisen zu können.

Der Zugriff der kommunikationshistorischen Forschung (→ Medienkulturwissenschaft) ist durch die Einsicht in den öffentlich-diskursiven Raum von Gesellschaften geprägt, der als ein „Netz von Medien, Interaktionen und Assoziationen“ (ebd.: 531) beschrieben wird.

Als viertes Kulturkonzept führt Jaeger den praxeologischen beziehungsweise praxistheoretischen Kulturbegriff an, bei dem der Handlungsaspekt der menschlichen Lebensweise im Mittelpunkt steht und der auf der Handlungstheorie Max Webers basiert. Bezeichnend für den praxeologischen Kulturbegriff in der Geschichtswissenschaft sind die Leitbegriffe ‚Performanz‘ sowie ‚Habitus‘. Dabei liegt das Forschungsinteresse bei der Performativität menschlichen kulturellen Handelns und in der Ausdrucksgestalt der spezifischen Handlungsstruktur. Gekennzeichnet ist wiederum das Habitus-Konzept Pierre Bourdieus durch die „praxistheoretische Vermittlung zwischen der individuellen Intentionalität und der gesellschaftlichen Bedingtheit sozialen Handelns.“ (Ebd.: 532) Der Begriff des Habitus inkludiert Handlungen sowie Routinen und Konventionen, die durch Sozialisierung erworben und durch Handlungswissen der Akteure vorstrukturiert sind. Der praxeologische Zugriff zeigt anhand des Habitus-Begriffs auf, wie Strukturen sozialer Aktionen habituell verinnerlicht und ausgeübt werden.

Aus den Theorien dieser vier Kulturbegriffe lassen sich in der praktischen Anwendung der historischen Forschung Fragestellungen und Erkenntnisperspektiven unter dem Überbegriff der operativen Forschungskonzepte ableiten, die im Zusammenwirken mit der Auseinandersetzung mit historischen Quellen kulturwissenschaftliche Interpretationen ermöglichen. In grober Unterscheidung zu den Kulturbegriffen lassen sich diese Forschungskonzepte eher als Möglichkeiten der thematischen Eingrenzung konkreter Aspekte in den Bereichen der abstrakt abgegrenzten kulturellen Phänomene erfassen.

Die historische Interpretation der kulturwissenschaftlichen Forschung bündelt Jaeger beispielhaft in drei Themenfelder. Im ersten Themenfeld kulturwissenschaftlicher Ansätze werden die Begriffe interkulturelle Beziehungen und Kulturvergleich zusammengefasst, die in der interkulturellen Hermeneutik zur methodischen Operation werden. Diese sei konfrontiert mit den Herausforderungen von der Pluralisierung der Kulturbegriffe einerseits und methodischen Problemen kulturwissenschaftlicher Vergleiche andererseits: Kulturen müssen, so Jaeger, trotz aller Pluralität, „ineinander ‚übersetzbar‘ bleiben, um gedeutet werden zu können.“ (ebd.: 536) Nach Jaeger liegt ein weiterer Schwerpunkt kulturhistorischer Forschung auf der Rekonstruktion kultureller Sinnbildung und Wissensordnung. Das dritte Themenfeld umfasst Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft und politische Kommunikation. Auf der operativen Forschungsebene können beispielsweise strukturelle Zwänge analysiert und interpretiert werden. Abschließend spricht sich Jaeger dafür aus, integrierende methodische Zugriffe zu verwenden, um polarisierende sozial- und kulturhistorische Paradigmen zu überwinden (vgl. ebd.: 540).

Literarische Historiografie als Beispiel für literaturwissenschaftliche Operationalisierung

Am Beispiel von literarischen Historiografien (vgl. Nünning 2013) wie Peter Weiss’ Ästhetik des Widerstands (drei Bde., 1975/1978/1981) – die sich zu großen Teilen als (literarisierte) Geschichte der Arbeiterbewegung lesen lässt, inhaltlich Versuche der figürlichen Selbstpositionierung im historischen diachronen Prozess und synchronen Kontext detailliert darstellt sowie selbst ein Versuch ‚schreibenden Verstehens‘ von Geschichte ist – lässt sich das heuristische Potenzial der historisch-kulturwissenschaftlichen Instanzen für die Literaturwissenschaft aufzeigen.

Eine solche literarische Geschichtsschreibung, wie sie die Ästhetik des Widerstands darstellt, ließe sich in Adaption der interpretativen Methode der historischen Kulturwissenschaft zunächst werkimmanent in Untersuchung der inhaltlichen Ebene etwa einzelner Kapitel analysieren, wobei die historischen Interpretationen der Figuren in den Blick genommen werden. Mögliche Fragen wären dabei, welche kulturellen Qualitäten/mentalen Strukturen als kontinuierliche angenommen und primär gesetzt werden (‚Verstehen‘), wie diese narrativ organisiert werden (‚Erzählen‘) und welche Rolle dabei historische Erfahrungen und Fakten spielen, sowie welche Fakten erinnert werden (‚Erinnerung‘). Beispielhaft ließen sich so für die Ästhetik des Widerstands vereinfachte historisch-materialistische Verstehensmuster der Figuren im Erklärungsversuch historischer Zusammenhänge feststellen, ebenso die narrative Organisation dieser Zusammenhänge als binäre Erzählung von Klassenoppositionen und schließlich die entsprechende Erinnerung von diese Binarität der Narration stützenden Ereignissen überlieferter und eigener Erfahrung, etwa in der Gegenüberstellung von antiken Sklavenrevolten mit Erfahrungen aus der Revolution von 1918/19. Die Ergebnisse dieser Untersuchung ließen sich auf einen zugrundeliegenden Kulturbegriff beziehungsweise ein Forschungskonzept als Prinzipien der Rekonstruktion sowie das Erkenntnisinteresse befragen. Auf makrostruktureller Ebene könnten die Ergebnisse der Sequenzbetrachtung schließlich auf Transformationsprozesse des historischen Verstehens und kulturhistorischer Erkenntnisinteressen der Figuren gleichermaßen befragt werden. Wiederum könnten hier am Beispiel der Makrostruktur des Romans Entwicklungen von einfachen binären Erklärungsmustern zur Erklärung der eigenen, gegenwärtigen Lage im Beginn des Romans zu komplexen Erfassungsversuchen einer widersprüchlich konstituierten Lebensumwelt in Hinblick auf Handlungsmaximen zur subjektiven Selbstpositionierung im historischen Prozess und zur gleichzeitigen kollektiven, klassenübergreifenden Solidarität zwischen Verfolgten und Unterdrückten festgestellt werden. Für einen Text, der sich in weiten Teilen mit historischen Narrativen, deren Adaption vor dem Hintergrund jeweiliger (intradiegetischer) zeitgenössischer gesellschaftlicher und politischer Kontexte sowie der Untersuchung identitätsstiftender Funktionalisierung von Geschichtserzählungen befasst, ermöglicht die metareflexive Perspektive der historischen Kulturwissenschaft eine umfassende und systematische dichte Beschreibung.

Außerdem ist die Betrachtung des Textes als metatextuell selbst erforschendes Verstehen historischer Zusammenhänge möglich, wobei sich die Verfahrensebenen und die oben skizzierten Fragen ebenfalls produktiv machen lassen. Zusätzlich müsste nach der Rolle der literarischen Verfahren im Versuch schreibend-verstehender Interpretation und der damit zugleich erfolgenden Konstitution eines historischen Phänomens mit literarischen Mitteln gefragt werden. Erkenntnis versuchter Konstitution eines Sinnzusammenhangs mittels Erkenntnis literarischer Verfahren und begrifflicher/konzeptioneller Voraussetzungen stehen hier im Fokus (vgl. Nünning 2013: 306 f.). Auf den Ergebnissen einer solchen Untersuchung – an der Ästhetik des Widerstands scheinen vor allem die ausführlichen retrospektiven und historisierenden inneren Monologe des Erzählers sowie der essayartige Charakter der Dialoge, welche oftmals beispielhaft die Aushandlung von konkreten Geschichtserzählungen darstellen, interessant – ließen sich weiterhin komparative Untersuchungen mit anderen Modellen (literarischer) Historiografien und deren Verfahrensweisen aufbauen. Hier kommen die von Jaeger angesprochenen „postnarrativen Konsequenzen“ (Jaeger 2011: 525), welche aus historischen Erzählungen hervorgehen, zum Tragen, indem auch die Auswirkungen der jeweils vorgelegten historischen Narrationen zum Erkenntnisinteresse werden können. Dabei erscheint auch ein Anschluss an Überlegungen zu literarisch vermittelten ideologischen Überzeugungssystemen und Weltmodellen sinnvoll (Ideologie als Kategorie und das integrative Erkenntnisinteresse der Kulturwissenschaften).

Indem alle diese Zugriffsangebote auch auf einzelne Verfahrensebenen historischer Interpretation oder selbst begrifflich-konzeptionell schwerpunktsetzend reduziert werden können, zeigt sich das Potenzial der vorgestellten Systematik auch auf der basalen Ebene der Formulierung und Eingrenzung von Forschungsinteressen, beispielsweise auf Figurationen von Geschichte in literarischen Erzählungen eines literaturhistorischen Zeitraums oder bestimmter Gattungen, auf die entsprechenden Ausprägungen und Möglichkeiten der Aspekte historischen Verstehens im jeweiligen Medium oder auf zugrundeliegende Kulturbegriffe.

Probleme, Desiderate, Ausblick

So problematisch wie fruchtbar erscheint für den Ansatz der historischen Kulturwissenschaft die Unschärfe beziehungsweise Dynamik der jeweiligen Kulturbegriffe und entsprechenden Konzepte von Kultur. Lässt diese sich zwar systematisch und metareflexiv fundiert je konkret eingrenzen und erschließen, scheinen allgemeinere Definitionsversuche von ‚Kultur‘ abseits ihrer Konkretionen jedoch nicht möglich.4

Ein ähnliches Problem besteht in der trennscharfen Unterscheidung zwischen den besonderen Verfahren einer historischen Kulturwissenschaft zur ‚klassischen‘ Geschichtswissenschaft. Den Transfer zwischen ihnen deutet Jaeger zwar als Notwendigkeit einer verstärkten disziplinären Selbstreflexion in Hinblick auf eine interdisziplinäre Einbindung an, der wesentliche Unterschied der historischen Kulturwissenschaft zur ‚bisherigen‘ Geschichtswissenschaft bleibt darüber hinaus jedoch ein eher mutmaßlicher und unklarer. Überdifferenziert erscheint dagegen die rigorose Unterscheidung von operativen Forschungskonzepten und Kulturbegriffen, die in Jaegers Systematisierungsversuch über die begriffliche und grobe systematisch-definitorische Abtrennung in Hinblick auf ihre Sinnfälligkeit als konstituierende Kategorien nur schwer voneinander zu unterscheiden sind.

In Frage steht ferner eine Anwendbarkeit in den Literaturwissenschaften über die Untersuchung literarischer Historiografien und historiografischer (Meta-)Fiktionen hinaus. Mindestens für diese ließen sich jedoch die Grundlagenreflexionen in die Disziplin der Literaturwissenschaft übertragen und produktiv machen. Zur begrifflichen Konkretisierung und Übersetzung der Grundlagenreflexionen in die Literaturwissenschaft könnte Paul Ricœurs Konzept der dreifachen Mimesis hilfreich sein, das dem intrikaten Verhältnis von Erinnerung und Erzählung in literarischem wie historiografischem Schreiben Rechnung trägt (vgl. Reckwitz 2013).

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1   Beachtlich scheint Droysens Vorwegnahme der Terminologie Diltheys, insbesondere im Kontext der Überwindung empirisch-erklärender Quellenkritik durch die verstehend-nachvollziehende Interpretation.

2   Gemeint ist damit die nicht näher spezifizierte Fähigkeit zur Sinnkonstruktion und Bedeutungsgebung an und von menschlichem Verhalten.

3   Zur Kritik vonseiten des Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus – entlang der Stichworte von Totalität, Subjektivität bzw. Differenz und deren möglicher ideologischer Überblendung vgl. Jaeger (2011: 522 f. u. 524).

4   Damit steht der Kulturbegriff den weiten Definitionen der kulturhistorischen Geisteswissenschaften etwa bei Frühwald u. a. nahe, die sich mit „Kultur als dem Inbegriff aller menschlichen Arbeit und Lebensformen“ befassen (Frühwald u. a. 1996: 10). Vgl. außerdem die vorigen Diskussionen Kulturanthropologie und literarische Anthropologie.


Literarische Texte

Weiss, Peter (2016): Die Ästhetik des Widerstands. Hg. u. mit einem editorischen Nachwort v. Jürgen Schutte. Frankfurt a. M./Berlin.

Forschungsliteratur

Eggert, Manfred K. H. (2010): „Die Vergangenheit im Spiel der Gegenwart. Überlegungen zu einer Historischen Kulturwissenschaft“. In: Jan Kusber u. a. (Hg.): Historische Kulturwissenschaften. Positionen, Praktiken und Perspektiven. Bielefeld, S. 43–66.

Frühwald, Wolfgang u. a. (1996): „Einleitung“. In: Dies.: Geisteswissenschaften heute. Eine Denkschrift. Frankfurt a. M., S. 7–14.

Jaeger, Friedrich (2011): „Historische Kulturwissenschaft“. In: Handbuch der Kulturwissenschaften. Bd. 2: Paradigmen und Disziplinen. Sonderausgabe. Hg. v. ders. u. Jürgen Straub. Stuttgart/Weimar, S. 518–545.

Nünning, Ansgar (2013): „Historiographische Metafiktion“. In: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Hg. v. Ansgar Nünning. 5., aktual. u. erw. Aufl. Stuttgart/Weimar, S. 306 f.

Reckwitz, Erhard (2013): „Ricœur, Paul“. In: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Hg. v. Ansgar Nünning. 5., aktual. u. erw. Aufl. Stuttgart/Weimar, S. 659 f.