Kerstin Hensel, Prosaautorin, Lyrikerin und seit 1987 Dozentin an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, übernimmt 2021 die vierte Münsteraner Poetikdozentur, die unter dem Titel „NÄRRIN AUF SCHWARZEM GRUND“ steht. Die Dozentur beinhaltet drei öffentliche Vorlesungen (25.10., 15.11., 06.12.2021), einen zweitägigen Workshop mit Studierenden (10.-11.01.2022), eine öffentliche Lesung (07.12.2021) sowie einen Künstler:innenabend am MO, 13.06.2022, um 20.00 c.t., zu dem wir Sie herzlich einladen.
Studiert hat Kerstin Hensel am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Erste Gedichte erschienen 1986 im „Poesiealbum“, gefolgt von Erzähltexten wie „Hallimasch. Erzählungen“ (1989) und ihrem Romandebüt „Auditorium panopticum“ 1991. Sie war 1995 in der Villa Massimo in Rom und ist seit 2012 Mitglied in der Akademie der Künste in Berlin. Hensels Erzählstil und ihre Art der Sprachverwendung sind geprägt von einer großen „Fabulierfreude“ (H. Korte), einem humorigen, ironischen, ja bisweilen sarkastischen Spiel mit Sprache. Kerstin Hensel hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, u.a. den Leonce- und Lena-Preis der Stadt Darmstadt und den Ida Dehmel-Literaturpreis.
WEBLINKS:
Homepage von Kerstin Hensel
Kerstin Hensels Internetauftritt bei der Akademie der Künste Berlin
Kerstin Hensels Internetauftritt an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
Erste Vorlesung am 25.10.2021:
NÄRRIN AUF SCHWARZEM GRUND
Über Tragisches und Schreckliches in Gestalt des Komischen
Die Welt war und ist ein Trauerspiel. Wie und warum sollte man sich über das Schreckliche amüsieren? Was macht komische Literatur so besonders? Weshalb gehen die Deutschen zum Lachen in den Keller? Und warum gelten lachende und Lachen erzeugende Frauen schon immer als gefährlich? Lachen ist eine Art Teufelsaustreibung. Es schafft Distanz, Distanz schafft Klarheit. Die Spielformen des Humors vom Witz bis hin zur Groteske sind nichts Oberflächliches, sondern das tiefe Einverständnis in die Absurdität unserer Existenz.
Zweite Vorlesung am 15.11.2021:
IM GEIST-REICH oder AM GRABRAND DES PARADIESES
Über die Kunst als das Andere im Leben
Poetische Sprache vermittelt keine einfachen Wahrheiten. Sie erzeugt und bewahrt Geheimnisse, die unser Denken und Fühlen erweitern können. Auch Mythen und Märchen, als Ursprung und Grundpfeiler der Literatur, verweisen auf die Außergewöhnlichkeit der Kunst. Was ist der Unterschied zwischen Kunstgesetzen und Kunstgeboten? Wie frei ist der Dichter in seinem Geist-Reich? Und was hat das lyrische ICH mit der Menschheit zu schaffen? Kunst ist das Andere im Leben, das Andere ist das Interessantere.
Dritte Vorlesung am 06.12.2021:
DIE HANGENDEN STUNDEN
Über das Große im Kleinen und das Kleine im Großen
Der Ton macht die Musik, der Blick des Autors macht die Literatur. Kleine Vorgänge können Großes melden, und im Großen und Ganzen kann Kleines und Alltägliches aufleuchten. Ortszeit ist immer auch Weltzeit. „Hangende Stunden“ bedeuten reale, dem Bergbau zugehörige Objekte und sind gleichsam metaphorisch. Wie und wann erzeugen Worte Strahlung? Ist Dichten Handwerk oder Hexenzunft? Und warum speist sich das Heute aus dem Gestern, um erst dann in die Zukunft zu gehen?
Öffentliche Lesung am 07.12.2021 (2G):
ÖFFENTLICHE LESUNG
Kerstin Hensel wird aus ihrem Erzählband „Federspiel“ und dem Gedichtband „Cinderella räumt auf“ lesen. Interessierte sind willkommen – für den Besuch gilt die 2G-Regel, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. „Federspiel“ erschien 2014 und beschreibt den Ausbruch von drei Frauen aus eingefahrenen Beziehungen. In „Cinderella räumt auf“ versammelt die Autorin Gedichte aus den Jahren 2015 bis 2020.
Workshop mit Studierenden am 10.-11.01.2022, jeweils 9-17 Uhr: findet coronabedingt via Zoom statt
DER WALD VERWANDELT SICH IN TRAUM
Der deutsche Märchenwald ist dunkel, voller Gefahren und Wunder. In einer Schreib-, Denk- und Fantasie-Werkstatt erkunden wir das Leuchten der Abgründe und das Finstere der Verwandlungen märchenhafter Figuren und Geschehnisse. Parodistisch-frivol oder mit heiligem Ernst versetzen wir bekannte Märchentopoi in unsere Gegenwart, und dreimal dürfen wir raten, wer wir sind.
Künstleri:nnenabend, zus. mit Carola Wiemers, Ruth Tesmar und Kater Adam findet am 13.06.2022 statt!!!
SCHMOREN IM PARADIES
Die Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin Carola Wiemers, die Schriftstellerin Kerstin Hensel, die Künstlerin und Hochschuldozentin Ruth Tesmar, sowie der megagebildete Kater Adam (in Vertretung seines Doktorvaters Dr. phil. Michael Opitz) haben gemeinsam den illuster illustrierten, literarisch-philosophisch-kulinarischen Essay „Schmoren im Paradies“ verfasst und stellen ihn dem erlauchten Publikum zur Appetitanregung vor.
Soweit es die pandemische Lage zulässt, finden die Veranstaltungen in Präsenz statt. Anmeldungen für den Workshop am 10. und 11. Januar von jeweils 9-17 Uhr sind ab dem 15. September 2021 bei Frau Willamowski unter ndlmwe@uni-muenster.de möglich. Der Künstlerinnenabend muss am 12. Januar entfallen, wird aber im Sommersemester am 13.06.2022 nachgeholt.