PD Dr. Jan Mohr
Kontakt
Universität Münster
Germanistisches Institut
Abteilung Literatur des Mittelalters
Schlossplatz 34
48143 Münster
Raum: VSH 105
Fon.: (0251) 83 24630
E-Mail: jmohr5@uni-muenster.de
Universität Münster
Germanistisches Institut
Abteilung Literatur des Mittelalters
Schlossplatz 34
48143 Münster
Raum: VSH 105
Fon.: (0251) 83 24630
E-Mail: jmohr5@uni-muenster.de
Donnerstags 12 - 13 Uhr
Seit 1.4.2024 |
Akademischer Oberrat (Heisenberg-Forschungsstelle), Germanistisches Institut, Abteilung Literatur des Mittelalters, Universität Münster |
8/2023–3/2024 |
Vertretung einer W2-Professur für Ältere deutsche Literatur, RWTH Aachen |
10/2022–7/2023 |
Vertretung einer W2-Professur für Deutsche Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Universität Bielefeld |
2023 | Listenplatz Goethe-Universität Frankfurt: W2 Ältere deutsche Literatur |
SoSe 2022 | Vertretung einer W2-Professur für ÄdL, Goethe-Universität Frankfurt |
2022 | Listenplatz Universität zu Köln: W2 Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit |
SoSe 2021 |
Vertretung einer W3-Professur für Deutsche Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, LMU München |
SoSe 2019 | Elternzeit |
SoSe 2017 | Vertretung einer W2-Professur für Germanistische Mediävistik, LMU |
WiSe 2015/16 | Vertretung einer W2-Professur für Germanistische Mediävistik, LMU |
1.4.2015–31.3.2024 |
Akademischer Oberrat für Germanistische Mediävistik und Frühneu-zeitforschung, Institut für Deutsche Philologie, LMU |
WiSe 2014/15 |
Vertretung einer W2-Professur für Ältere deutsche Literatur, Goethe-Universität Frankfurt |
4/2013–3/2015 |
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, LMU (Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik; Prof. Dr. Strohschneider) |
WiSe 2012/13 | Junior Researcher in Residence, Centre for Advanced Studies, LMU |
4/2007–3/2013 |
Wissenschaftlicher Assistent, LMU (Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik; Prof. Dr. Strohschneider) |
12/2004–3/2007 |
Stipendiat des Internationalen Doktorandenkollegs „Textualität in der Vormoderne“, Elitenetzwerk Bayern |
5/2003–8/2003 |
Wissenschaftlicher Angestellter, DFG-Projekt „Digitalisierung von ausgewählten Emblembüchern der frühen Neuzeit“ (Prof. Dr. Peil, LMU) |
22.10.2014 |
venia legendi (Germanistische Mediävistik und Frühneuzeitforschung) |
23.4.2014 |
Einreichung der Habilitationsschrift ‚Minne als Sozialmodell. Konstitutionsformen des Höfischen‘ |
1.2.2007 | Promotion zum Dr. phil. (Prädikat: 0,5; summa cum laude) |
12/2004–3/2007 | Stipendiat des Internationalen Doktorandenkollegs „Textualität in der Vormoderne“ im Rahmen von Elitenetzwerk Bayern |
24.01.2003 | M.A. (Note: 1,05) |
11/1997– 1/2003 | Studium (NdL, Spanische Literaturgeschichte, Kunstgeschichte), LMU |
„Das Dorf Christi. Institutionentheoretische und funktionshistorische Perspektiven auf Oberammergau und sein Passionsspiel im 19.–21. Jahrhundert“
Das interdisziplinäre Projekt untersuchte die funktionsgeschichtliche Pluralisierung und diskursive Stabilisierung des Oberammergauer Passionsspiels seit dem 19. Jahrhundert, ohne dabei dem grand récit einer teleologischen Säkularisierungsthese zu vertrauen. Ausgehend von institutionentheoretischen Ansätzen wurde verfolgt, wie die Spannung zwischen Traditionsbezügen und sich verändernden historischen Kontexten in Oberammergau verhandelbar wird und wie Ansprüche auf religiöse Verbindlichkeit perpetuiert werden können. Das international sichtbare Projekt bündelte die Kompetenzen von Literatur- und Theaterwissenschaft sowie Ethnologie und kooperierte mit Vertreter*innen von Geschichtswissenschaft, Politologie, Theologie und Religionswissenschaft. So bezogen wir einen in seiner Komplexität kaum beachteten Gegenstand auf zentrale text- und theater-wissenschaftliche Forschungszusammenhänge (Theater als Ort von Vergemeinschaftung; historische Theatralität; Inszenierung und Authentizität; Narrativierungsmuster, ‚telling history‘; narrative Entfaltung von Eigenräumen und Eigenzeiten, Zeugenschaft und charismatische Aufladungen). Den übergreifenden Problemhorizont bildete die Frage nach Beglaubigungsstrategien, aber auch Optionen einer Funktionalisierung von Religiosität in Kontexten, die sich selbst als ‚säkular‘ und ‚postsäkular‘ begreifen.
Die Ergebnisse der Projektarbeit sind in zwei Dissertationen, mehr als 15 Aufsätzen, einem englischsprachigen Tagungsband und einer Monographie (erscheint 07/2024) dokumentiert.
Im Feld einer avancierten historischen Narratologie konzentriert sich dieses Teilprojekt auf den nach wie vor wenig beachteten Bereich der Figurendarstellung. Der Neuansatz liegt besonders in der Vermittlung zwischen strukturalistischen Positionen, in denen Figuren tendenziell auf ihre Rollenfunktionen und ihren aktantiellen Status reduziert analysiert werden, und den berechtigten, aber nicht historisierend ausgearbeiteten Einwänden der neueren Narratologie, die das Potential von erzählten Figuren als Projektionsflächen für affektiven Nachvollzug in der Rezeption hervorheben. Für eine historische Narratologie soll die Arbeit Impulse in festgefahrenen Positionen bieten; für die Germanistische Mediävistik kann sie mit ihrem methodisch-analytischen Zugriff eine Ausweitung in der Diskussion um historische Dingkulturen einerseits und das diskursive Profil vormodernen Erzählens andererseits anregen.
Der methodische Zugriff bezieht die Handlungs- und Kommunikationsoptionen von Nebenfiguren in der erzählten Welt (histoire) auf die beobachtbaren Möglichkeiten ihrer narrativen Ausgestaltung im Erzählprozess (discours). Daran geknüpft werden soziologische Anregungen der actor-network-theory, die die Germanistische Mediävistik in der jüngeren Zeit in den Feldern ‚Dingkulturen‘ und Literary Animal Studies fruchtbar aufgegriffen hat. Konkrete Ansatzpunkte sind erstens Nebenfiguren in der Artusepik und zweitens Szenen formeller wie informeller Beratung in frühhöfischer, so genannt feudaler Epik (Heldenepik, Brautwerbungsepik, chanson de geste-Stoffe) und kontrastiv der Artusepik.
Das Projekt verfolgt wissenssoziologische Frageperspektiven weiter, die bei der Arbeit an meiner Habilitationsschrift – wenn auch an einem ganz anders gelagerten Textcorpus – wesentlich zur Bildung des methodischen Designs beigetragen haben. Es geht von Strukturproblemen der Artusepik aus: Der Hof König Artus’ gilt einerseits in der Welt des Artusromans als Ort höfischer Vollkommenheit schlechthin. Zugleich hat er sich selbst die Fiktion einer virtuellen Gleichheit seiner Angehörigen geschaffen, die in der Tafelrunde symbolisch zur Ausdruck kommt. Das in der Elitenbildung des Artushofs auf die Spitze getriebene Prinzip agonaler Selbstauszeichnung und die Behauptung sozialer Egalität jedoch stehen zueinander in einer Spannung, die narrativ bearbeitet wird.
Eine Rekonstruktion derjenigen Semantiken, in denen diese Problemreferenz bearbeitet wird, macht sich das Projekt zur Aufgabe. Die Analysen setzen konkret an bei Motiven wie Zweikämpfen, Doppelgängern, Stellvertreterschaft und Tugendproben, die es jeweils erlauben, Vergleichsfolien im höfischen Erzählen jenseits der Artustradition heranzuziehen.
Das Projekt erschließt erstmals systematisch ein bislang kaum beachtetes Feld spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Andachtspraxis: Die Reflexion von Atemtechniken und ihren Funktionen in der Andachtsliteratur und in poetischen Texten. Die lat. mit suspirium, gemitus, afflatio angesprochenen, frühneuhochdeutsch als ‚Schussgebete‘ oder ‚Anwehungen‘ umschriebenen Formen kontrollierten Atmens verbinden sich in Traktaten mit einer Disziplinierung des Körpers und Rhythmisierung der Lektüre, dienen der Vorstrukturierung von meditativer Imagination, lassen sich andererseits aber auch als Zurichtungsprozeduren des andächtigen Subjekts beschreiben. Als ‚Kurze Seufzer‘ oder ‚Stoßseufzer‘ konnten auch Gedichte bezeichnet werden, die über formale (Kürze), inhaltliche (Selbstreflexion, Gebetscharakter) und pragmatische Parameter (vorausgesetzte Situation) bestimmt sind.
Die europaweit zu beobachtende Meditationspraxis überschreitet die Grenzen von Nationalsprachen, Konfessionen und religiösen Strömungen, die Meditationstraktate werden auf einem europäischen Buchmarkt positioniert und vielfach übersetzt. Das Projekt unternimmt einen ersten systematischen Zugriff auf das diskursive Profil des Gegenstands in lateinischen und volkssprachigen Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit und geht seinen poetischen Funktionalisierungen nach. So trägt es zur Rekonstruktion eines bislang weitestgehend vernachlässigten kulturellen Feldes und seiner historischen Semantiken bei. Mit der Problemstellung werden die Umrisse eines Andachtsdispositivs abgesteckt, das Anschluss bietet u.a. für die Literaturwissenschaften der Volkssprachen, für Neulatinistik, Medien-, Musik-, Kunst-, Theater- und Religionswissenschaft.