Schüler bringen Bittschreiben auf die Bühne
Welche Hilfe erhofften sich tausende jüdischer Bittsteller, die sich während der Shoah an den damaligen Papst wandten? Vor welchen Herausforderungen standen sie? Und wie ging die Kirche mit ihren Bittschreiben um? Mit diesen Fragen haben sich zwei Kurse der 11. Klasse im Fach Darstellen und Gestalten sowie die Theater AG der Edith-Stein-Schule auseinandergesetzt. Auf Basis des Projekts „Asking the Pope for Help“ an der Universität Münster haben sie das gleichnamige Theaterstück entwickelt. Es basiert auf Bittschreiben und Schicksalen jüdischer Menschen, die sich im Zweiten Weltkrieg an den Vatikan wandten und vom Forschungsteam aufbereitet werden. Die Vorstellung findet am 31. Mai 2024 von 11.00 Uhr bis 12.30 Uhr im DasDie Brettl, Lange Brücke 29, 99084 Erfurt statt.
Das Theaterstück befasst sich einerseits mit den Bitten und Schicksalen der als jüdisch verfolgten Menschen, wirft aber andererseits auch ein Licht auf den unterschiedlichen Umgang der kurialen Mitarbeiter mit den Anfragen. „Angesichts des erstarkenden Antisemitismus in Deutschland, ist es wichtiger denn je, dass sich junge Menschen mit solchen Themen beschäftigen“, erklärt Prof. Dr. Hubert Wolf, Projektleiter des Forschungsvorhabens. „Formate wie dieses helfen, Menschen zu sensibilisieren für das Unsägliche, was damals geschehen ist, damit es nie wieder geschieht.“ Seine Premiere feiert das Theaterstück im Rahmen des 103. Deutschen Katholikentags vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 in Erfurt. Das Treffen steht in diesem Jahr unter dem biblischen Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens" (Ps 37, 37).
Die künstlerische Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den Bittschreiben aus den vatikanischen Archiven basiert auf ersten Ergebnissen des Forschungsvorhabens. Das Projektteam hat eine Vielzahl unterschiedlicher Schreiben zur Verfügung gestellt und übersetzt, das Schicksal der jüdischen Menschen anhand zahlreicher Quellen und Literatur rekonstruiert und die Vorgänge innerhalb der Kurie minutiös nachgezeichnet. Auf dieser Grundlage haben die Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein Schule gemeinsam mit ihren Lehrkräften Juliane Reske und Peter Dubiel in mehreren Monaten das Theaterstück konzipiert und sich gleichzeitig im Unterricht mit den Schreiben und Lebensgeschichten der Bittsteller beschäftigt.
Über das Projekt
Rund 15.000 jüdische Menschen aus ganz Europa baten während des NS-Regimes Papst Pius XII. und den Vatikan um Hilfe. Emotional schildern sie Gräuel, Verfolgung und Todesangst. Im Forschungsprojekt „Asking the Pope for Help“ erfassen der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf und sein Team der Universität Münster diese Bittschreiben, die in den vatikanischen Archiven lagern, und bereiten sie in einer digitalen Edition für die Öffentlichkeit auf.
Über den Katholikentag
Katholikentage sind Großereignisse mit über 175-jähriger Tradition. Sie finden in der Regel alle zwei Jahre statt – jeweils in einer anderen Stadt. Für fünf Tage kommen mehrere Zehntausend Katholik:innen und Gläubige aller Konfessionen und vieler Religionen aus Deutschland, Europa und der Welt zusammen, um gemeinsam zu beten, zu diskutieren und zu feiern. Gottesdienste, große und kleine Podien, Werkstätten, Konzerte, Ausstellungen, Theater und vieles mehr erwarten die Besucher:innen.